Hamburg. Mittelfeldmann ist Matchwinner beim 2:0 gegen Berlin. Auch Sakai stark. Lasogga schmort, Ekdal erleichtert. Spahic fehlt in Leverkusen.

Dank Doppelpacker Nicolai Müller hat der HSV in der Fußball-Bundesliga Hertha BSC mit 2:0 (0:0) bezwungen und damit die 30-Punkte-Marke geknackt. Der Mittelfeldspieler schoss den enttäuschenden Hauptstadt-Club mit seinen beiden Treffern in der 58. und 75. Minute quasi im Alleingang ab und beendete damit gleichzeitig eine schwarze Serie: Zuvor hatte der HSV fünf Mal in Folge gegen die Hertha verloren und nicht getroffen.

Während die Hamburger mit nun 31 Punkten den Abstand auf die Abstiegsränge auf sieben Zähler vergrößern konnten, spüren die Berliner (42 Punkte) im Kampf um die Champions-League-Plätze den Atem der Verfolger. Auf Rang drei beträgt der Vorsprung auf Schalke nur noch einen Punkt. "Mit so einer Leistung, die Hamburg gezeigt hat, kann man verlieren", sagte Herthas Trainer Pal Dardai. Der Unterschied im Auftreten zwischen den beiden Teams sei wie "Tag und Nacht" gewesen.

Ekdal und Müller umjubelt

Zufrieden zeigte sich dagegen HSV-Trainer Bruno Labbadia. "Nach dem Spiel auf Schalke war das heute die passende Antwort. Wir wollten Hertha nicht ins Spiel kommen lassen und haben sofort Druck gemacht", sagte er im Anschluss. "Nach der ordentlichen ersten Hälfte haben wir sogar nochmal etwas draufgepackt. Das hat mir gut gefallen. Wir arbeiten weiter daran, dass wir stabiler werden."

Die Einzelkritik der HSV-Profis

Umjubelter Mann beim HSV war neben Matchwinner Müller Rückkehrer Albin Ekdal. Der lange verletzte Schwede stand erstmals seit dem 10. Spieltag wieder in der Startelf der Hamburger. "Ich fühle mich sehr gut. Und schaue auch nicht mehr zurück, nur noch nach vorn", sagte der sichtlich erleichterte Ekdal nach dem Spiel. Und auch an einem Extra-Lob für Müller kam er nicht vorbei: "Ein guter Tag für Nicolai und ein gutes Spiel unserer ganzen Mannschaft", sagte Ekdal. Und Aaron Hunt meinte: "Er hat einen Lauf! Er soll gerne genauso weitermachen."

Müller selbst vergaß in seiner Analyse auch nicht den doppelten Vorlagengeber Lewis Holtby. "Da hat alles gepasst, Top-Vorlagen", sagte Müller: "Das hat mir heute gut gefallen!" Gar nicht gefallen haben indes der Polizei Szenen vor dem Spiel: Rund 100 offensichtlich gewaltbereite und bewaffnete Hooligans aus Berlin wurden an der U-Bahnstation Kellinghusenstraße aufgegriffen und über den Hauptbahnhof zurück in die Hauptstadt geleitet worden.

Ekdal feiert Comeback, Lasogga schmort

Die vor dem Spiel komplett unterschiedlichen Befindlichkeiten in Hamburg und Berlin wurden bei der Personalwahl deutlich. Hamburgs Trainer Bruno Labbadia wechselte mit fünf Akteuren fast das halbe Team für die Anfangself aus. Cleber kam für den gesperrten Kapitän Johan Djourou und erstmals seit Oktober stand eben wieder Ekdal im defensiven Mittelfeld. Außerdem musste Pierre-Michel Lasogga im Sturm für Artjoms Rudnevs weichen. Lasogga schmorte 90 Minuten auf der Bank. Bei der selbstbewussten Hertha stellte Dardai nur einmal um, brachte Kapitän Fabian Lustenberger für Genki Haraguchi.

Das Spiel im Liveticker

Mehr Stabilität wollte der Berliner-Coach damit in seinem Team haben. Und diese Taktik wurde auch im Spielverlauf vor lediglich 46.136 Zuschauern schnell deutlich. Die Hertha stand defensiv, ließ den HSV kommen und lauerte auf Hamburger Lücken. Die erste bot sich nach neun Minuten. Nach einer Flanke von Marvin Plattenhardt konnte HSV-Torwart René Adler einen Kopfball von Vedad Ibisevic nur unkonventionell wegschaufeln.

Sakai treibt den HSV nach vorne

Der HSV bemühte sich, kreativ gegen die Berliner Einlull-Taktik zu wirken - doch es blieb zunächst bei dem Versuch. Ein Kopfball von Artjoms Rudnevs (16.) verfehlte das Ziel. Erst nach einer guten halben Stunde stieg die Hamburger Effektivität. Besonders Gotuko Sakai tat sich positiv hervor. Zunächst prüfte der Japaner (35.) zweimal Hertha-Schlussmann Rune Jarstein innerhalb von Sekunden. Kurz vor der Halbzeitpause (44.) zwang er den Norweger mit einem Schuss ins obere Tordreieck zu einer Glanztat.

Anhaltenden Offensivgeist und Geduld hatte Labbadia in der Halbzeit verordnet. Und seien Spieler befolgten die Anweisung. Aaron Hunt (48.) hatte schnell nach dem Anpfiff eine gute Chance. Der HSV drückte jetzt mächtig und sorgte für mehr Berliner Unordnung. Als die Hertha-Abwehr nicht gut sortiert war, schlug Müller mit einem Schuss ins rechte untere Toreck zu.

Dardai reagierte und brachte unter anderem Haraguchi. Emir Spahic, wegen seiner fünften Gelben Karte in der kommenden Woche im Gastspiel bei seinem Ex-Club Bayer Leverkusen gesperrt, verhinderte aber gerade so den möglichen Ausgleich durch Darida (66.). Zu einer Berliner Schlussoffensive kam es nicht mehr. Müller hatte mit seinem zweiten Tor rechtzeitig alles klar gemacht. "Wir haben ein kleines Polster, aber durch sind wir noch lange nicht“, sagte HSV-Mittelfeldspieler Hunt.

Statistik

HSV: Adler - Gotoku Sakai, Cleber, Spahic, Ostrzolek - Ekdal (ab. 76. Kacar), Holtby - Nicolai Müller, Hunt (ab 77. Jung), Ilicevic - Rudnevs. - Trainer: Labbadia

Hertha: Jarstein - Pekarik, Niklas Stark, Brooks, Plattenhardt - Skjelbred, Lustenberger (ab 67. Cigerci)- Weiser, Darida (ab 67. Haraguchi), Kalou - Ibisevic. - Trainer: Dardai

Schiedsrichter: Felix Brych (München)

Zuschauer: 46.146

Tore: 1:0 N. Müller (58.). 2:0 N. Müller (75.)

Gelbe Karten: Rudnevs, Spahic (5./gesperrt) - Pekarik