Gelsenkirchen. Trotz frühen Führungstors verliert der HSV verdient mit 2:3 und seinen Abwehrchef Johan Djourou. Diskussionen um Schiedsrichter Perl.

Während Schalkes Trainer André Breitenreiter seine Sieger noch einmal nach dem 3:2-Erfolg gegen den HSV zu einem Kreis auf dem Rasen zusammenrief, wollten den Hamburger nur noch weg. Früh geführt und trotzdem verdient verloren – so lautete die ernüchternde Sechs-Wörter-Zusammenfassung der 93 vorangegangenen Minuten.

Dabei wollte der HSV vier Tage nach dem von Labbadia titulierten „Schweine-Spiel“ gegen Ingolstadt (1:1) auf Schalke zunächst nur eines: spielen. Fußball spielen. „Schalke ist eine spielstarke Mannschaft, das liegt uns“, hatte Kapitän Johan Djourou vor der Partie gesagt. Seinen Spieltrieb musste der HSV aber ausgerechnet ohne Spielmacher Aaron Hunt ausleben, der wegen Rückenproblemen in Hamburg geblieben war. Stattdessen durfte Lewis Holtby auf der Zehnerposition sein Unwesen treiben. Für die größte Überraschung sorgte Labbadia allerdings mit der Nominierung von Pierre-Michel Lasogga. Nach drei Spielen auf der Bank durfte der Stürmer wieder für Artjoms Rudnevs ran. So machte Lasogga sein 100. Bundesligaspiel ausgerechnet an dem Ort, an dem er in der Jugend sechs Jahre verbracht hatte.

Frühe Führung sorgt nicht für Sicherheit

Ob es an Lasoggas unerwarteter Präsenz lag, dass Schalke in den ersten Minuten völlig verunsichert auftrat, ist nicht nachzuweisen. Die frühe Hamburger Führung verfolgte Lasogga jedenfalls nur als Zuschauer. Gotoku Sakai flankte nach vorne, wo Roman Neustädter sich komplett verschätzte und unter dem Ball durchtauchte. Nicolai Müller nahm das Gastgebergeschenk dankend an und überwand Ralf Fährmann aus spitzem Winkel (4.).

Die frühe HSV-Führung sorgte allerdings – ähnlich wie am Sonnabend gegen Ingolstadt – nicht für die erhoffte Sicherheit. So musste Torhüter René Adler gleich dreimal gegen Younes Belhanda (7.), Alessandro Schöpf (26.) und Max Meyer (27.) retten. Zudem hatte der HSV Glück, dass Schiedsrichter Günter Perl das Einsteigen von Matthias Ostrzolek gegen Schöpf nicht mit einem Elfmeter bestrafte (22.).

Einzelkritik: Jung lief nur hinterher

Gerade als die Schalker Fans unter dem geschlossenen Dach der mit 60.856 Zuschauern besetzten Veltins-Arena zunehmend unruhiger wurden, sorgte U-21-Nationalspieler Meyer für den Ausgleich. Lasogga und Gideon Jung hatten gegen Neustädter den Ball verloren, Meyer zielte mit einem tollen Fernschuss aus 25 Metern unhaltbar für Adler in die rechte Ecke (38.).

HSV auf Schalke – die besten Bilder

Adler und Diekmeier auf der Suche nach Erklärungen für die Niederlage auf Schalke
Adler und Diekmeier auf der Suche nach Erklärungen für die Niederlage auf Schalke © dpa | Guido Kirchner
Die Niederlage des HSV war aufgrund der vielen Fehlentscheidungen unglücklich, aber verdient
Die Niederlage des HSV war aufgrund der vielen Fehlentscheidungen unglücklich, aber verdient © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Johan Djourou musste nach zwei Verwarnungen binnen weniger Minuten vorzeitig duschen
Johan Djourou musste nach zwei Verwarnungen binnen weniger Minuten vorzeitig duschen © WITTERS | UweSpeck
Bruno Labbadia konnte den Platzverweis gegen Djourou nicht nachvollziehen
Bruno Labbadia konnte den Platzverweis gegen Djourou nicht nachvollziehen © dpa | Guido Kirchner
René Adler parierte teilweise sensationell (hier gegen Schöpf)
René Adler parierte teilweise sensationell (hier gegen Schöpf) © dpa | Guido Kirchner
Das war doch Abseits, moniert Adler. Doch die Pfeife von Schiri Perl blieb stumm
Das war doch Abseits, moniert Adler. Doch die Pfeife von Schiri Perl blieb stumm © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Ostrzoleks Rettungsversuch auf der Linie blieb ohne Erfolg
Ostrzoleks Rettungsversuch auf der Linie blieb ohne Erfolg © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Vorausgegangen war ein Kopfball von HSV-Schreck Klaas-Jan Huntelaar, der allerdings klar im Abseits stand
Vorausgegangen war ein Kopfball von HSV-Schreck Klaas-Jan Huntelaar, der allerdings klar im Abseits stand © WITTERS | UweSpeck
Alessandro Schöpf krönte seine starke Leistung mit dem 3:1
Alessandro Schöpf krönte seine starke Leistung mit dem 3:1 © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Da war die Welt noch in Ordnung: Nicolai Müller holt sich die Glückwünsche von Emir Spahic ab. Im Stile eines Stürmers stellte er beim Führungstor seinen Torriecher unter Beweis
Da war die Welt noch in Ordnung: Nicolai Müller holt sich die Glückwünsche von Emir Spahic ab. Im Stile eines Stürmers stellte er beim Führungstor seinen Torriecher unter Beweis © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Müller düpiert Fährmann und trifft zum 0:1
Müller düpiert Fährmann und trifft zum 0:1 © Imago
Seht her, ich hab’s gemacht: Nicolai Müller jubelt über das 0:1 in der vierten Minute
Seht her, ich hab’s gemacht: Nicolai Müller jubelt über das 0:1 in der vierten Minute © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Die Führung währte aber nur knapp 30 Minuten. Max Meyer jubelt über sein Ausgleichstor
Die Führung währte aber nur knapp 30 Minuten. Max Meyer jubelt über sein Ausgleichstor © dpa | Guido Kirchner
Ein Distanzschuss von Matthias Ostrzolek wurde von Caicaras Hand im Strafraum geblockt. Doch dem HSV blieb der fällige Elfmeter verwehrt
Ein Distanzschuss von Matthias Ostrzolek wurde von Caicaras Hand im Strafraum geblockt. Doch dem HSV blieb der fällige Elfmeter verwehrt © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Johannes Geis bei einem Freistoß. Die HSV-Mauer bietet ihm aber keine Lücke an
Johannes Geis bei einem Freistoß. Die HSV-Mauer bietet ihm aber keine Lücke an © WITTERS | UweSpeck
Pierre-Michel Lasogga stand als Sturmspitze ohne Entlastung häufig auf verlorenem Posten
Pierre-Michel Lasogga stand als Sturmspitze ohne Entlastung häufig auf verlorenem Posten © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Emir Spahic ging aus vielen Duellen mit HSV-Schreck Klaas-Jan Huntelaar als Sieger hervor
Emir Spahic ging aus vielen Duellen mit HSV-Schreck Klaas-Jan Huntelaar als Sieger hervor © WITTERS | UweSpeck
Josip Drmic durfte erneut auf dem linken Flügel ran, wo er sich zuletzt sichtlich nicht wohlfühlte. Zur Halbzeit musste er aus taktischen Gründen für Innenverteidiger Cléber weichen
Josip Drmic durfte erneut auf dem linken Flügel ran, wo er sich zuletzt sichtlich nicht wohlfühlte. Zur Halbzeit musste er aus taktischen Gründen für Innenverteidiger Cléber weichen © WITTERS | UweSpeck
Max Meyer erzielte den Schalker Ausgleich. Johan Djourou verlor zuvor den Ball
Max Meyer erzielte den Schalker Ausgleich. Johan Djourou verlor zuvor den Ball © WITTERS | UweSpeck
Immer da, wo es wehtut: Emir Spahic
Immer da, wo es wehtut: Emir Spahic © WITTERS | UweSpeck
Younès Belhanda stellte die HSV-Defensive mehrfach vor unlösbare Aufgaben
Younès Belhanda stellte die HSV-Defensive mehrfach vor unlösbare Aufgaben © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Auf Schalke gingen vor dem Spiel die Lichter aus und das Steigerlied wurde gespielt. Es sollte nicht symbolisch für den Spielausgang sein
Auf Schalke gingen vor dem Spiel die Lichter aus und das Steigerlied wurde gespielt. Es sollte nicht symbolisch für den Spielausgang sein © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
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Perl trifft fragwürdige Entscheidungen

Für den HSV sollte es nach dem Ausgleich aber noch schlimmer kommen. Djourou kam innerhalb von nur fünf Minuten gegen Belhanda gleich zweimal zu spät. Einmal zu viel für Perl, der den Innenverteidiger mit dem Halbzeitpfiff des Feldes verwies (45.). Labbadia musste ungewollt umstellen und brachte Cléber nach der Pause für den Schweizer Josip Drmic. Für den HSV galt es nun, das 1:1 irgendwie über die Zeit zu bringen. Ein schwieriges Unterfangen, wie sich schon kurz nach der Pause herausstellte, als Huntelaar aus kurzer Distanz scheiterte (48.).

Wenig später durften sich die Hamburger erneut bei Schiedsrichter Perl bedanken, als der Pullacher den Schalkern den zweiten Strafstoß des Abends verweigerte. Der eingewechselte Cléber hatte Huntelaar mit beiden Händen am Hals klar zu Boden gerissen. Doch der Niederländer revanchierte sich nur vier Minuten später auf seine Art und Weise: nach einer langen Schöpf-Flanke köpfte Huntelaar zur hochverdienten Führung über den herausstürzenden Adler ein (66.). Aber: Huntelaar stand klar im Abseits, die Szene wurde sogar auf dem Videowürfel gezeigt, Schiedsrichter Perl hatte es allerdings erneut falsch gesehen.

Die endgültige Entscheidung in einem alles in allem einseitigen Spiel fiel eine gute Viertelstunde vor Schluss, als Schöpfs Schuss aus acht Metern von Cléber ins eigene Netz abgefälscht wurde (77.). An der Niederlage änderte sich auch nichts mehr, als Gojko Kacar in der Nachspielzeit noch Ergebniskosmetik betrieb (90.+1). Wenig später war die Partie vorbei. Wie gegen Ingolstadt war der HSV früh in Führung gegangen. Wie gegen Ingolstadt spielte die Hamburger danach schlecht. Doch anders als gegen Ingolstadt reichte es diesmal nicht mal zu einem glücklichen Unentschieden. Schlusswort Adler: „Hier wäre mehr drin gewesen. Aber wir haben uns nicht als Team präsentiert.“

Das Schema

Schalke: Fährmann - Junior Caicara, Joel Matip, Neustädter, Aogo - Geis, Höjbjerg - Schöpf (89. Riether), Meyer (85. Kolasinac), Belhanda (90. Sam) - Huntelaar. - Trainer: Breitenreiter

HSV: Adler - Gotoku Sakai, Djourou, Spahic, Ostrzolek - Gideon Jung, Kacar - Nicolai Müller, Holtby (84. Diekmeier), Drmic (46. Cleber) - Lasogga (63. Rudnevs). - Trainer: Labbadia

Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)

Tore: 0:1 Nicolai Müller (4.), 1:1 Meyer (37.), 2:1 Huntelaar (66.), 3:1 Schöpf (77.), 3:2 Kacar (90.+1)

Zuschauer: 60.856

Gelb-Rote Karte: Djourou wegen wiederholten Foulspiels (45.)

Gelbe Karten: Neustädter (2), Junior Caicara (4) -

Torschüsse: 26:8

Ballbesitz: 63:37 %