Hamburg. Die zunehmende Parkplatznot verzögert die Anreise zum HSV. Verstärkte Einlasskontrollen zudem auch gegen Ingolstadt.

Ulrich Lhotzky-Knebusch hatte ein gutes Timing. Pünktlich zum ersten HSV-Tor gegen Borussia Mönchengladbach saß der 63-Jährige im Volksparkstadion auf seinem Platz. Seine Mannschaft gewann am Ende mit 3:2 und feierte den ersten Heimsieg seit fast drei Monaten. Verärgert ist der HSV-Fan aber auch elf Tage später noch. Lhotzky-Knebusch hatte zwar kein Hamburger Tor verpasst, dafür aber die ersten 38 Minuten des Spiels. Und das, obwohl er aus dem nur 65 Kilometer entfernten Kellinghusen in Schleswig-Holstein zwei Stunden vor dem Anpfiff losgefahren war. Für eine Strecke, die er normalerweise in 45 Minuten zurücklegt. „Die Situation ist nicht akzeptabel. Wir zahlen viel Geld für den Eintritt, aber die Stadt und der Verein schaffen es nicht, eine vernünftige Logistik auf die Beine zu stellen“, sagt Lhotzky-Knebusch.

So wie dem Kellinghusener geht es vielen HSV-Fans, die an Spieltagen mit dem Auto zum Stadion anreisen. Vor allem in der Rückrunde hat sich die Verkehrssituation rund um das Volksparkstadion weiter zugespitzt. Gegen Gladbach brauchte Lhotzky-Knebusch alleine von der Autobahnabfahrt Volkspark bis zu seinem Sitzplatz 90 Minuten. „So extrem habe ich das noch nicht erlebt“, sagt das HSV-Mitglied, das seit 15 Jahren regelmäßig zu den Bundesligaspielen der Hamburger fährt.

Sinkende Parkplatzkapazität wird zum Problem

Hauptursache für die langen Anfahrten ist die stetig sinkende Parkplatzkapazität rund um das Stadion. Von einst 8000 Stellplätzen sind nur noch 4000 verfügbar. Der Großteil ging durch die Errichtung der Flüchtlingsunterkunft Schnackenburgallee verloren, auch auf Parkplatz grün steht nun ein Containerdorf. Durch den Baubeginn des Campus gehen jetzt weitere Flächen verloren. Der HSV erhöht daher den Druck auf die Stadt. „Wir suchen nach Ausweichmöglichkeiten und sind im Austausch, um Lösungen zu finden“, sagt Stadionchef Kurt Krägel.

Bislang ging der HSV immer davon aus, den Parkplatz braun an der Schnackenburgallee irgendwann wieder nutzen zu können. Aber danach sieht es derzeit nicht aus. Mit der Innenbehörde und der Polizei verhandelt der Verein daher über neue Möglichkeiten. Das Problem: Potenzielle Flächen gibt es rund um das Volksparkstadion kaum noch. Abhilfe könnte ein Parkhaus schaffen, ähnlich wie man es im Tiefparterre der Münchner Allianz Arena findet. Die Innenbehörde will sich zu einer solchen Idee nicht äußern.

Autobahnabfahrt Volkspark bleibt größtes Nadelöhr

Bis der HSV und die Stadt die große Lösung finden, müssen sie im Kleinen an jedem Spieltag ausschöpfen, was möglich ist. So können seit Kurzem bis zu 200 Autos an der Müllverbrennungsanlage parken. Zudem bemüht sich die Polizei um eine größtmögliche Randbeparkung auf Flächen, die nicht als Parkplätze vorgesehen sind. Das größte Nadelöhr bleibt aber die Autobahnabfahrt Volkspark. Die Ampelschaltung, die vor und nach dem Spiel an den An- und Abreiseverkehr angepasst wird, soll sich zwar an die Strömung zum Stadion anpassen, derzeit strömen aber immer noch viele Autofahrer um das ganze Stadion herum, weil sie an der Schnackenburgallee keinen Parkplatz finden.

„Ich würde derzeit dazu raten, grundsätzlich nicht mit dem Auto zum HSV anzureisen, sondern die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen“, sagt Volker Winkler, Verantwortlicher der Verkehrsstaffel Innenstadt West. Winkler sieht neben den fehlenden Parkplätzen auch die Diskussionsfreudigkeit der Autofahrer an den Sperrpunkten sowie die mangelnde Flexibilität vieler Autofahrer als Ursache für die langen An- und Abreisezeiten. „Sie konzentrieren sich auf die Abfahrt Stellingen, anstatt alternative Routen zu nehmen“, sagt Winkler.

Wer den Anstoß nicht verpassen will, dem empfiehlt die Polizei weiterhin eine frühestmögliche Anreise. Zwei Stunden vor dem Spiel müsse man am Stadion sein, um auf Nummer sicher zu gehen. „Ich kann nur empfehlen, rechtzeitig anzureisen oder die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen“, sagt auch Stadionchef Krägel. Seit dem Spiel gegen Dortmund Ende November, dem ersten Spieltag nach den Anschlägen von Paris, fährt der Shuttle vom U-Bahnhof Hagenbecks Tierpark regelmäßig zum Stadion. Bis zu 5000 Menschen nutzen diesen. Am Stau kommt aber auch der Bus nicht vorbei.

Verschärfte Einlasskontrollen auch gegen Ingolstadt

Am Stadion warten zudem seit sechs Heimspielen verschärfte Einlasskontrollen, die bis auf Weiteres fortgesetzt werden. Auch gegen Ingolstadt sind wieder 500 Ordner am Stadion. Bei einem vergleichbaren Spiel in der Vorsaison waren es nur 380.

Fan Ulrich Lhotzky-Knebusch will sich die Heimspiele trotz seiner jüngsten Reiseodyssee nicht entgehen lassen. Beim nächsten Mal wird er noch zeitiger losfahren. Dass der HSV sich auch gegen Ingolstadt wieder 38 Minuten Zeit lässt bis zum ersten Tor, darauf will er sich nicht verlassen.

Matz ab nach dem Frankfurt-Remis: