Der HSV verschenkt einen Sieg in Frankfurt. Das brachte Labbadia schon zur Halbzeit in Rage. Die Offensive bleibt die größte Baustelle.
Frankfurt/Main. Das Unentschieden bei Eintracht Frankfurt offenbarte einmal mehr die größte Baustelle des HSV: Die Offensive. „Der Trainer war zu Recht sauer in der Halbzeit. Uns fehlte die Kaltschnäuzigkeit. Wir üben das oft genug im Training, da muss man keine Ausreden suchen“, sagte Torhüter René Adler nach dem mageren 0:0. Die Kabinenpredigt von Trainer Bruno Labbadia bewirkte nichts. Der Ex-Stürmer ärgerte sich an der Seitenlinie wieder einmal über die Abschlussschwäche. Es fühle sich wie eine Niederlage an, meinte Aaron Hunt.
„Wir haben gut gespielt – leider nur bis zum Tor. Am Ende des Tages haben wir zwei Punkte verloren. Man muss da vorne einfach den Willen haben, unbedingt das Tor zu machen“, forderte Lewis Holtby. Und Matthias Ostrzolek meinte: „Wir haben uns einige sehr gute Chancen herausgespielt. Da müssen wir einfach kerniger werden vor dem Tor.“
Einzelkritik: Holtby der Chef, Jung immer wertvoller
Immerhin beherrschte der HSV einen direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg lange und hat jetzt drei Spiele nacheinander nicht verloren. Aber er verpasste auch die große Chance, sich von der Gefahrenzone der Liga ganz abzusetzen.
Spahic und Jung waren Lichtblicke
Mit nur 25 Saisontreffern kommen die Norddeutschen nicht von der Stelle, haben sich mit 27 Punkten aber schon sieben Zähler vom Relegationsrang entfernt. Die gleiche Punktzahl stand vor zwei Jahren an Ende der Saison. Der HSV entwickelte sich unter Labbadia - der Schritt zu einer guten und konstanten Mannschaft braucht aber noch viel Zeit. „Auf den letzten Spielen können wir aufbauen. Die bringen uns Selbstvertrauen“, sagte Ostrzolek. Und Holtby fand: „Wir kommen immer mehr dahin, dass wir den Takt in einem Spiel angeben.“
HSV gegen Frankfurt die bessere Mannschaft
Gut klappte die Defensivarbeit um Abwehrchef Emir Spahic, dessen Routine die Mannschaft stabilisiert. Spielt der 35 Jahre alte Bosnier weiter so, könnte der HSV seinen im Sommer auslaufenden Vertrag gut verlängern. Auch Youngster Gidon Jung (21) war ein Lichtblick im defensiven Mittelfeld. In den Griff bekommen muss Labbadia aber die Offensivabteilung. Weder Winterzugang Josip Drmic, noch Artjoms Rudnevs oder der eingewechselte Pierre-Michel Lasogga bereiteten der Frankfurter Abwehr große Schwierigkeiten. Sechs-Tore-Stürmer Lasogga scheint seine Schulter-Verletzung auch mehr Sorgen zu machen, als er einräumt.
„Wir waren nicht zielstrebig und konsequent genug vor dem Tor und wissen deshalb genau, wo wir ansetzen müssen“, sagte Labbadia. Das Team war erst am frühen Morgen mit dem Bus am Volkspark angekommen. Bis Montagnachmittag gab der Coach frei, dann geht der Konkurrenzkampf für den Kader gegen den FC Ingolstadt wieder los. Der am Sprunggelenk verletzte Schwede Albin Ekdal könnte sein Comeback feiern: „Albin kommt immer besser in Form und drängt sich auf“, kündigte Labbadia an.