Hamburg. Das Foul vor dem Rückstand war möglicherweise der Knackpunkt bei der 1:2-Niederlage. HSV-Fans feiern Trainer Labbadia.

Bruno Labbadia konnte einfach nicht mehr. Der HSV-Trainer war die letzten Minuten auf und ab vor seiner Bank gelaufen, hatte jedes Kopfballduell mitgemacht und war jedem Steilpass gedanklich hinterher gelaufen. Doch als nach 93 Minuten Schluss war, blieb Labbadia nichts anderes übrig, als kopfschüttelnd zur eigenen Kurve zu schauen. 1:2 hatte sein HSV gerade gegen den FC Bayern verloren, doch die Nordkurve skandierte: „Bruno Labbadia, oh, oh-oh-oh oh!“

Wie erwartet setzte Labbadia auf die Angeschlagenen-Achse mit Johan Djourou (Knieschmerzen), Gojko Kacar (Trainingsrückstand), Aaron Hunt (Knieprobleme) und Pierre-Michel Lasogga (instabile Schulter), um die er sich allesamt während der kurzen Vorbereitungszeit immer wieder Sorgen machen musste. Der im Sommer scheidende Pep Guardiola hatte gleich zwei Überraschungen im Gepäck mit dabei: Kingsley Coman startete für Arjen Robben, und Holger Badstuber durfte überhaupt erst zum dritten Mal in dieser Spielzeit von Beginn an ran.

Drei Tore und ein Abschied bei HSV gegen Bayern München

Der HSV um Pierre-Michel Lasogga (v.l.), Nicolai Müller und Dennis Diekmeier wehrte sich gegen die Bayern nach Kräften
Der HSV um Pierre-Michel Lasogga (v.l.), Nicolai Müller und Dennis Diekmeier wehrte sich gegen die Bayern nach Kräften © WITTERS | TimGroothuis
Doch am Ende jubelte im Volksparkstadion der Gast
Doch am Ende jubelte im Volksparkstadion der Gast © Imago/MIS
Garant für den 2:1-Sieg war Doppeltorschütze Robert Lewandowski
Garant für den 2:1-Sieg war Doppeltorschütze Robert Lewandowski © Witters
Sein zweiter Streich war Robert Lewandowski wohl doch ein wenig peinlich
Sein zweiter Streich war Robert Lewandowski wohl doch ein wenig peinlich © Witters
Glückseligkeit in der 53. Minute: Während sich Pierre-Michel Lasogga als Torschütze feiern lässt...
Glückseligkeit in der 53. Minute: Während sich Pierre-Michel Lasogga als Torschütze feiern lässt... © Witters
Schreiben die Mitspieler den 1:1-Ausgleich doch eher Freistoßschütze Aaron Hunt (2.v.r.) zu
Schreiben die Mitspieler den 1:1-Ausgleich doch eher Freistoßschütze Aaron Hunt (2.v.r.) zu © Witters
Und so wirkte das Tor vom Spielfeld aus gesehen
Und so wirkte das Tor vom Spielfeld aus gesehen © Imago/Action Pictures
Bruno Labbadia peitsche seinen HSV unermüdlich nach vorne
Bruno Labbadia peitsche seinen HSV unermüdlich nach vorne © Witters
Jérôme Boateng musste kurz nach Wiederanpfiff verletzt vom Platz
Jérôme Boateng musste kurz nach Wiederanpfiff verletzt vom Platz © Witters
In der 37. Minute verlud Robert Lewandowski René Adler vom Elfmeterpunkt aus zur 1:0-Führung für die Bayern
In der 37. Minute verlud Robert Lewandowski René Adler vom Elfmeterpunkt aus zur 1:0-Führung für die Bayern © Witters
Adler hatte zuvor Thomas Müller zu Fall gebracht
Adler hatte zuvor Thomas Müller zu Fall gebracht © Witters
Bruno Labbadia beschwert sich beim vierten Offiziellen Michael Weiner über den Elfmeterpiff vor dem 0:1
Bruno Labbadia beschwert sich beim vierten Offiziellen Michael Weiner über den Elfmeterpiff vor dem 0:1 © Imago/Contrast
Hamburgs Nicolai Müller (r.) im Duell mit David Alaba
Hamburgs Nicolai Müller (r.) im Duell mit David Alaba © Witters
Douglas Costa (l.) kam bei seinem Comeback nach längerer Verletzungspause kaum zur Entfaltung
Douglas Costa (l.) kam bei seinem Comeback nach längerer Verletzungspause kaum zur Entfaltung © Witters
Pep Guardiola war mit der Anfangsphase der Bayern daher alles andere als zufrieden
Pep Guardiola war mit der Anfangsphase der Bayern daher alles andere als zufrieden © Witters
Bundestrainer Joachim Löw (M.) sah sich das Spiel im Freien an
Bundestrainer Joachim Löw (M.) sah sich das Spiel im Freien an © Witters
Relegationsheld Marcelo Díaz wurde vor dem Spiel von HSV-Boss Didi Beiersdorfer verabschiedet
Relegationsheld Marcelo Díaz wurde vor dem Spiel von HSV-Boss Didi Beiersdorfer verabschiedet © Imago/MIS
Auch vor dem Fanblock ließ sich der Chilene noch einmal feiern
Auch vor dem Fanblock ließ sich der Chilene noch einmal feiern © Witters
Besonderes Spiel, besondere Maßnahmen: Einlaufkinder schwenken HSV-Fahnen im Volksparkstadion vor dem Spiel gegen die Bayern
Besonderes Spiel, besondere Maßnahmen: Einlaufkinder schwenken HSV-Fahnen im Volksparkstadion vor dem Spiel gegen die Bayern © dpa
Erstmals im Bundesliga-Kader stand HSV-Talent Finn Porath (r., neben Gideon Jung)
Erstmals im Bundesliga-Kader stand HSV-Talent Finn Porath (r., neben Gideon Jung) © Witters
Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer bei der Platzbegehung
Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer bei der Platzbegehung © Witters
Der scheidende Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter.Kommission Herbert Fandel gab sich zum Rückrunde-Auftakt ebenfalls in Hamburg die Ehre
Der scheidende Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter.Kommission Herbert Fandel gab sich zum Rückrunde-Auftakt ebenfalls in Hamburg die Ehre © Witters
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Anpfiff mit Verzögerung

Doch weit mehr als Bayerns erste Elf verblüffte die 57.000 Zuschauer – darunter auch Bundestrainer Joachim Löw – die Anfangsphase der Partie, die wegen erhöhter Sicherheitsmaßnahmen erst mit ein paar Minuten Verspätung beginnen konnte. Denn trotz eines gefühlten Ballbesitzes von 10:90 Prozent waren es tatsächlich die Hamburger, die sich in der ersten halben Stunde die besseren Chancen herausspielen konnten. Einen Schuss von Hunt konnte Welttorhüter Manuel Neuer erst im Nachfassen festhalten (13.), dann zielte Dennis Diekmeier knapp am linken Pfosten vorbei (21.). Auf der Gegenseite hatte der HSV zunächst nur dann Probleme, wenn die Bayern über ihre pfeilschnellen Außenstürmer Douglas Costa (rechts) und Coman (links) spielten. Bis auf drei Gelbe Karten (Ostrzolek, Kacar, Müller) sprang für den deutschen Rekordmeister aber nichts Zählbares heraus – bis zur 36. Spielminute.

Die Spieler in der Einzekkritik

Dieser eine Moment reichte, um den Unterschied zwischen dem tapfer kämpfenden Fast-Absteiger der vergangenen Saison und der womöglich derzeit besten Vereinsmannschaft der Welt deutlich zu machen: ein langer Ball von Philipp Lahm auf Thomas Müller, ein zögernder René Adler, eine unnötige Grätsche an der Strafraumgrenze, ein Pfiff – Elfmeter. „Wenn Adler höher steht, hätte er den Ball möglicherweise bekommen“, fachsimpelte Nationaltrainer Löw später in der ARD. Robert Lewandowski ließ sich das Gastgeschenk jedenfalls nicht entgehen und verwandelte sicher zum 0:1.

Löw lobt den HSV

Bundestrainer Joachim Löw (M.) sah sich das Spiel im Freien an
Bundestrainer Joachim Löw (M.) sah sich das Spiel im Freien an © Witters

Als Schiedsrichter Felix Zwayer knapp zehn Minuten später zur Halbzeit pfiff, durften sich die Hamburger trotz des Rückstands über ein Kompliment von höchster Stelle freuen: „Der HSV ist in seiner defensiven Struktur und Organisation viel besser als vor einem Jahr, sie laufen gut an“, lobte Löw, der allerdings noch gut den ersten Nord-Süd-Gipfel in dieser Saison vor knapp einem halben Jahr in Erinnerung hatte. Denn auch damals hielt der HSV gut 45 Minuten lang gegen das bajuwarische Starensemble mit, brach dann allerdings zum Ende der zweiten Halbzeit ein und verlor mit 0:5.

Der Spielverlauf zum Nachlesen im Liveticker

Es dauerte gerade Mal acht Minuten im zweiten Durchgang, um zu erahnen, dass Ähnliches kein zweites Mal passieren würde – ganz im Gegenteil. Denn nach einem Hunt-Freistoß war der Ball zur Überraschung aller plötzlich im Tor (53.). 1:1 gegen Bayern – doch keiner verstand so recht warum. Offiziell wurde Lasogga als Torschütze angegeben, dabei war der Torjäger mit seiner Zehenspitze gar nicht am Ball. Anders als der Spanier Xabi Alonso, der Hunts Hereingabe offenbar noch mit der Fußspitze ins eigene Netz streichelte. Um die Verwirrung komplett zu machen, gaben einige Medien sogar Hunt als den offiziellen Torschützen an.

Labbadia verteilt Komplimente

Es dauerte allerdings nur acht weitere Minuten bis die Bayern erneut trafen – diesmal allerdings auf der aus ihrer Sicht richtigen Seite. Erneut war es Lewandowski, der einen harmlos wirkenden Schuss Müllers unhaltbar zum 1:2 abfälschte (61.). Für den HSV ein doppelt ärgerlicher Gegentreffer, da Rechtsverteidiger Diekmeier das Abseits aufgehoben hatte.

Es sollte nicht der letzte Aufreger sein. Erst verhinderte Adler mit einem Blitzreflex Schlimmeres, dann verpasste es Gregoritsch, mit einem Freistoß aus bester Marcelo-Díaz-Position Geschichte zu schreiben. Kurz darauf war dann Schluss. Und wenig später sah auch Labbadia wieder das Positive: „Kompliment an die Mannschaft, sie hat sehr mutig verteidigt.“

Statistik

Hamburger SV: 15 Adler - 2 Diekmeier, 5 Djourou, 3 Cleber, 22 Ostrzolek - 40 Kacar, 8 Holtby - 27 Nicolai Müller, 14 Hunt, 7 Ilicevic (ab 69. Minute Michael Gregoritsch) - 10 Lasogga (ab 77. Minute Artjoms Rudnevs). - Trainer: Labbadia

Bayern München: 1 Neuer - 21 Lahm, 17 Jerome Boateng (ab 56. Minute Javi Martinez), 28 Badstuber, 27 Alaba - 14 Alonso - 11 Costa, 25 Thomas Müller (ab 69. Minute Arturo Vidal), 6 Thiago, 29 Coman - 9 Lewandowski. - Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Tore: 0:1 Lewandowski (37., Foulelfmeter), 1:1 Hunt (53.), 1:2 Lewandowski (61.)

Gelbe Karten: Ostrzolek, Kacar, Adler, Ostrzolek - Lahm

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)