Hamburg/Belek. Während HSV-Sportchef Knäbel nach einem neuen Stürmer fahndet, hat Angreifer Olic ausgespielt. Bilanz des Trainingslagers ernüchternd.
Viel passender hätte das Ende der Dienstreise des HSV am Sonnabend wohl nicht verlaufen können. Gerade als die Profis am frühen Sonnabend am Flughafen in Antalya ankamen, wurde bekannt, dass sich die Maschine XQ171 in die Heimat um gut zwei Stunden verspäten würde. Am Ende dauerte es knapp neun weitere Stunden, ehe der Billigflieger mit dem vielversprechenden Namen Sun Express – ein stilles Wasser kostete 2,50 Euro, ein Bagel mit Käse vier Euro – am frühen Abend im verschneiten Hamburg-Fuhlsbüttel landen sollte. „Das rundet dieses Trainingslager so richtig ab“, machte Trainer Bruno Labbadia gute Miene zum bösen Spiel.
Die ernüchternde Bilanz der zehntägigen Vorbereitung in Belek wollte Labbadia gar nicht erst beschönigen. Drei Niederlagen in drei Tests (1:3 gegen Amsterdam, 1:2 gegen Erfurt und 1:2 gegen Bern), unzählige Angeschlagene und kaum finanzielle Mittel. Aus „der großen Herausforderung“ im Hinblick auf die Rückrunde, über die Labbadia noch vor dem Abflug nach Belek sprach, ist nach den zehn Tagen an der türkischen Riviera eine „sehr große Herausforderung“ geworden.
„Wir mussten so viele Probleme in Belek lösen, dass wir noch gar keine Zeit hatten, den Fokus auf die Bayern zu legen“, sagte Labbadia, der vier Tage vor dem Rückrundenauftakt nicht im Ansatz eine mögliche Stammelf im Kopf hat. Besonders die Besetzung im defensiven Mittelfeld und im Sturm bereitet dem Coach Kopfzerbrechen. „Man merkt, dass der eine oder andere in der Woche kaum trainiert hat und jetzt spielen muss“, sagte Labbadia, der Gojko Kacar als Beispiel anführte.
Der Sechser fehlte in der Hinrunde zuletzt zweieinhalb Monate, sollte in Belek langsam wieder herangeführt werden. „Es ist doch klar, dass er noch nicht auf dem Stand sein kann“, sagte Labbadia, der nach dem Ausfall Gideon Jungs (andauernde Rückenprobleme) gegen Bayern aber wohl trotzdem auf Kacar setzen muss. Eine Notlösung wäre es, auf Innenverteidiger Cléber oder Außenverteidiger Gotoku Sakai im defensiven Mittelfeld zu setzten. Beide hat Labbadia im Test gegen Ajax Amsterdam an der Seite von Lewis Holtby im Mittelfeld ausprobiert.
Rudnevs hat seine Chance nicht genutzt
Gravierender als die Situation im Mittelfeld ist die Personallage im Sturm. Eine zeitnahe Rückkehr Pierre-Michel Lasoggas (Schulterprobleme) ist mehr als ungewiss – und auch dessen Ersatz Sven Schipplock verpasste mit Hüftproblemen fast das gesamte Trainingslager. Bleiben Artjoms Rudnevs und Ivica Olic, die trotz der Ausfälle im Sturm weiter weg von einem Startelfplatz als vor dem Trainingslager sind.
Sportchef Peter Knäbel hatte bereits vor einigen Tagen deutlich kritisiert, dass Rudnevs seine Chance in den Tagen von Belek nicht genutzt habe. Gleiches gelte laut Trainer Labbadia auch für Olic. „Der Konkurrenzkampf ist einfach nicht da“, sagte Labbadia. Er müsse nun darauf hoffen, dass Knäbel, der bereits in der Nacht zum Sonnabend mit unbekannten Ziel abgereist war, den dringend benötigten Sturmersatz findet. Labbadias wenig hoffnungsvolles Fazit zum Ende der Rückrundenvorbereitung: „Wir sind nicht da, wo wir eigentlich schon mal waren.“