Hamburg. Aufsichtsratschef will diesmal auf der Mitgliederversammlung erscheinen. Dort droht ein neues Teilnehmertief - und das hat Gründe.

Es gab mal Zeiten, da erhitzte die Mitgliederversammlung des HSV schon vorab die Gemüter. Keine zwei Jahre ist es her, dass im CCH am Dammtor sogar ein zweiter Raum geöffnet werden musste, damit alle 7165 anwesenden Mitglieder einen Sitzplatz erhielten. Damals, im Januar 2014, stimmten die Teilnehmer unter anderem über die Initiative HSVPlus ab. Als die Ausgliederung der Fußballabteilung ein halbes Jahr später beschlossen wurde, fanden sich sogar 9702 Mitglieder zur Versammlung ein.

An diesem Sonntag müssen sich die Veranstalter im CCH keine Sorgen machen, für die ordentliche Mitgliederversammlung des HSV eventuell einen zweiten Raum öffnen zu müssen. Der Verein rechnet mit lediglich 500 Teilnehmern. „Wir hoffen, dass noch einige mehr kommen. Es gibt spannende Themen“, sagt Jörn Spuida, Geschäftsführer des HSV e. V. Damit meint er insbesondere die geplante Satzungsänderung. Wichtigster Paragraf ist dabei die Wahl des Vereinspräsidenten. Künftig soll der Beirat mindestens zwei Kandidaten vorschlagen. Im Vorjahr wurde Jens Meier für drei Jahre ins Amt gewählt. Dass er der einzige Kandidat war, hatte unter den 788 anwesenden Mitgliedern für Unmut gesorgt.

Supporters rechnen mit ruhiger Veranstaltung

An diesem Sonntag werden es wohl noch deutlich weniger Teilnehmer sein. „Das große Thema der Ausgliederung ist weg und ausgefochten“, sagt Timo Horn. Der Vorsitzende des Supporters Clubs, der am Sonntag den Bericht seiner Abteilung verkünden wird, rechnet mit einer ruhigen Veranstaltung. Mit Spannung erwartet Horn den Bericht der Fußball AG. Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer, der bereits im Sommer von einigen Mitgliedern scharf kritisiert wurde, wird den Mitgliedern vor allem das Rekordminus von 16,9 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr erklären müssen. Auch Aufsichtsratschef Karl Gernandt, der bei der Mitgliederversammlung im Juni nicht erschienen war, will sich nach Abendblatt-Informationen äußern.

Ob Gernandts Anwesenheit dazu beitragen wird, dass sich die Teilnehmerzahl nennenswert erhöht, ist eher unwahrscheinlich. Die Enttäuschung über die mangelhafte Umsetzung von HSVPlus ist bei vielen Fans mittlerweile in Lethargie gemündet. Kritische Debatten sind kaum zu erwarten. Sogar Unternehmer Konstantin Rogalla, einer der schärfsten Kritiker und zuverlässiger Gast auf dem Rednerpult, will auf einen Wortbeitrag möglicherweise verzichten. Rogalla beklagt unter anderem, dass eine konsolidierte Bilanz fehlt, an der er sich orientieren könne. Bis zum Beginn der Mitgliederversammlung am Sonntag um 11 Uhr wird er darauf aber vergeblich warten. Sowohl der HSV e. V. als auch die HSV AG wollen ihre ausführliche Bilanz erst im März veröffentlichen.