Lasogga fällt wohl länger aus, wird er auch operiert?. Adler will nur noch oben gucken, Djourou am Ende der Saison viel erreichen.
Bremen. „Europapokal, Europapokal“ skandierten die 4000 mitgereisten Hamburger Fans im Weserstadion. „Hey, hey, Derbysieger“, grölten die Profis und tanzten dazu in der Kabine. So ausgelassen und freudig wie nach dem 3:1 (2:0) am Sonnabend bei Werder Bremen waren die Norddeutschen zuletzt nach der geglückten Relegation Anfang Juni. Ohne namhafte Verstärkungen spielt der neue HSV im Vergleich zu den beiden vergangenen Horror-Spielzeiten auf einem ganz anderen Niveau.
Trainer Bruno Labbadia fand die erste Halbzeit an der Weser beeindruckend, und seine Spieler sehen noch Ausbaupotenzial. „Ich schaue eher nach oben als nach unten“, sagte Ex-Nationalkeeper René Adler und Kapitän Johan Djourou betonte: „Wir können am Ende viel erreichen, müssen aber hart arbeiten.“
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Echte Derbystimmung kam kaum auf - so drückend überlegen präsentierte sich der HSV. Auffallend dabei, dass besonders Spieler wie Ivo Ilicevic (Traumtor zum 1:0 in der 3. Minute), Lewis Holtby und auch Pierre-Michel Lasogga ihre Dauer-Formkrisen abgelegt haben. „Das ist fantastisch für den Club, wir sind eine Truppe, man merkt den Teamspirit. Die Mannschaft hat gezeigt, was sie für eine Qualität hat, besonders die Flügelspieler“, sagte Holtby, der nicht über internationale Ambitionen sprechen wollte: „Wir müssen alles bremsen. Hochmut kommt vor dem Fall.“
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Lasogga wird am Montag untersucht
Bitter war allerdings die Nachricht, dass Lasogga möglicherweise länger ausfallen wird. Der 23-Jährige hatte sich zum zweiten Mal die Schulter ausgekugelt und wurde in einer Bremer Klinik behandelt. Er reiste allerdings mit dem Team zurück und wurde am Sonntag in Hamburg noch einmal untersucht. Nach einem Gespräch mit den Ärzten soll sich am Dienstag entscheiden, ob er operiert werden muss, teilte der HSV mit. „Das ist der sechste Stammspieler, der wahrscheinlich länger ausfällt“, bemerkte Labbadia: „Ich bin froh, dass wir jetzt die 20-Punkte-Marke geknackt haben. Die Tabelle interessiert mich aber noch wenig. Die Punktzahl zählt.“ Während zum Hinrundenende 2014 wie bei Werder nur 17 Punkte zu Buche standen, sind es drei Spieltage vor Weihnachten nun 21.
Bei 15 Abgängen und neun Verpflichtungen im Sommer verpasste der Coach dem Team eine neue Arbeitsmoral. Der Schlendrian, der sich in Zeiten von Rafael van der Vaart und Co. immer wieder einschlich, ist derzeit vorbei.
Sogar junge Leute wie Gideon Jung ersetzen ohne großes Aufsehen Altgediente. Der 21-jährige Michael Gregoritsch (27.) traf mit etwas Glück zum zweiten Mal per Freistoß, und auch der vergangene Spielzeit blasse Nicolai Müller (68.) blüht immer mehr auf. „Wir hatten so viele Ausfälle - und wir haben jetzt gemerkt, dass du dich auf jeden im Team verlassen kannst“, meinte Holtby. Gregoritsch lief nach seinem Tor auf Labbadia zu und bedankte sich überschwänglich. „Der Trainer gibt mir sehr, sehr viel Selbstvertrauen. Das Trainerteam spricht generell sehr viel mit mir“, erklärte der österreichische U21-Spieler und durfte sich wie seine Kollegen über zwei frei Tage freuen.