Hamburg. Nach Toren von Pierre-Michel Lasogga, Lewis Holtby und dem Eigentor von Hummels besiegt der HSV Borussia Dortmund mit 3:1.

Abwehrspieler Emir Spahic vom Fußball-Bundesligisten Hamburger SV hat sich beim 3:1 (2:0) am Freitagabend gegen Borussia Dortmund eine schwere Bänderdehnung im rechten Sprunggelenk zugezogen. Wie der Club am Sonnabend via Twitter mitteilte, ist sein Einsatz am kommenden Samstag im Nordderby bei Werder Bremen gefährdet.

Der Bosnier war bereits nach 29 Minuten ausgewechselt worden. Mittelfeldregisseur Aaron Hunt könnte nach seiner Oberschenkelverletzung gegen seinen alten Verein wieder eine Option sein. „Wir werden das gewonnene Selbstvertrauen jetzt mit ins Nordderby nehmen und uns gut auf dieses besondere Spiel vorbereiten“, sagte Trainer Bruno Labbadia am Sonnabendim Volkspark.

So lief das Spiel

Um 20.30 Uhr am Freitagabend sollte wieder der Ball rollen. Endlich. Alle Augen wieder auf den Fußball nach den Schreckensereignissen der vergangenen Tage. Erst hatte Marcell Jansen seine offizielle Verabschiedung von Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer („Du wirst immer einer von uns bleiben“) bekommen, dann sang Lotto King Karl kurz vor dem vermeintlichen Anstoßzeit seine Hymne „Hamburg, meine Fußballperle“. Auf den Rängen war die Stimmung jedoch ziemlich mau – was nicht an der fehlenden Begeisterungsfähigkeit der Fans lag, sondern daran, dass sich noch 31.000 der 57.000 Zuschauer innerhalb des Volksparkstadions befanden.

Rund um die Arena ging auf den Straßen nichts mehr – kilometerlange Staus auf der A7 und im Stadtgebiet. Dazu kamen vor allem die stark verschärften Sicherheitskontrollen an den Eingängen (siehe auch Bericht unten). „Mehr kann man, glaube ich, nicht bieten“, lobte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Bemühungen der Hamburger um eine größtmögliche Sicherheit aller.

Dass der Stadionsprecher um 20.27 Uhr mitteilte, dass die Partie des HSV gegen Borussia Dortmund mit 15-minütiger Verspätung beginnen würde, war zwangsläufig und sinnvoll. Los ging es dann aber immer noch nicht. Erst folgte die Schweigeminute für die Opfer von Paris, dann gedachten die Zuschauer Helmut Schmidt. 57.000 Zuschauer klatschten lange und laut, von der Nordtribüne gab es sogar „Helmut, Helmut“-Sprechchöre. Falls er aus dem Himmel zuschauen konnte, war er gerührt. Ganz sicher.

Um 20.49 Uhr regierte dann tatsächlich wieder der Fußball. Und wie erwartet hatten die Gäste von Anfang an mehr Ballbesitz und versuchten die HSV-Defensive mit schnellen Kombinationen vor allem über die Außen unter Druck zu setzen. Goiko Kacar nach langer Verletzungspause wieder im Team, Gideon Jung genau wie Gotoku Sakai ohne große Spielpraxis – wie sollte das gegen so viel Offensivpower beim Gegner gut gehen, dürften sich viele HSV-Anhänger gefragt haben.

Doch die Hamburger überstanden die erste Druckphase der Borussia und kamen zur ersten echten Chance des Spiels, als Ivo Ilicevic, der den Vorzug vor Michael Gregoritsch erhalten hatte, nach Vorlage von Pierre-Michel Lasogga aus 16 Metern verzog (16).

Nur zwei Minuten später machte es der HSV besser: Lewis Holtby steckte den Ball durch die weit aufgerückte Dortmunder Abwehr auf Ilicevic, er frei auf Roman Bürki zulief, ihn umkurvte und dabei vom BVB-Torwart, sagen wir, unsanft gestoppt wurde. Ilicevic nahm den Körperkontakt jedenfalls dankend an und Schiedsrichter Felix Zwayer zeigte sofort auf den Punkt. Lasogga nahm sich den Ball. Wie schon vor der Länderspielpause beim 1:1 in Darmstadt zielte der Stürmer scharf in die linke Ecke (19.). Das 1:0 war bereits sein sechster Saisontreffer, somit hat Lasogga die Hälfte aller HSV-Tore erzielt – solch einen Wert kann kein Spieler in der Liga aufweisen.

Sehr speziell auch Lasoggas Jubel: Unter dem gelüfteteten Trikot kam Lasoggas Konterfei im Superman-Kostüm zum Vorschein, eine lustige Anspielung auf den Batman-Jubel von Pierre-Emerick Aubameyang.

Mit der Führung im Rücken verteidigte der HSV in der Folge klug und ließ lange keine ernsthafte Chance der Torfabrik des BVB (schon 71 Treffer in 22 Pflichtspielen) zu. Und dass, obwohl Emir Spahic nach 29 Minuten wegen Knöchelproblemen vom Platz humpelte und von Cléber Reis ersetzt werden musste. Noch ein Profi, der nicht über Spielrhythmus verfügte. Im Gegenteil, der HSV nutzte es, dass der Tabellen-Zweite keinen Zugriff auf das Spiel bekam und konterte. Einen Rückpass von Matthias Ginter erlief Nicolai Müller, der geschickt wartete, bis Lewis Holtby rechts in Position gelaufen war. Der Ex-Schalker schloss überlegt zum 2:0 ein (42.).

Wie zu erwarten, verschärfte Dortmund nach Wiederanpfiff das Tempo, zielte aber weiter ungenau. Unglaublich, aber wahr: In der 54. Minute stand es sogar 3:0 für den HSV! Nach einer Ecke von Holtby köpfte Mats Hummels ins eigene Tor.

Ja, doch, die Borussia kam nun auch zu guten Möglichkeiten, aber der Batman-Jubel wollte sich noch nicht einstellen. Erst scheiterte Aubameyang (63.), dann Ilkay Gündogan (77.) am überragenden HSV-Torwart René Adler (63.). Auch Klaus-Michael Kühne klatschte Beifall. Der Milliardär hatte am Vormittag beim Richtfest seines neuen Hotels „The Fonteney“ gefordert: „Der Sturm muss dringend erneuert beziehungsweise verstärkt werden. Ich glaube, es fehlt auch an Mut im Verein, einen wirklich großen Spieler nach Hamburg zu holen.“ Wenn es gute Spieler gäbe wäre er bereit, im Winter für weitere Investitionen zur Verfügung zu stehen. Er wünsche sich den HSV in der personellen Besetzung „wesentlich stärker als er zurzeit ist“.

Die Spieler gaben darauf am Abend die richtige Antwort. Und der HSV, er bleibt der Angstgegner des BVB, auch wenn der in einer starken Schlussphase durch das 15. Saisontor von Aubame­yang in der 86. Minute noch zum 1:3 kam. Viel wichtiger jedoch: Mit nun 18 Punkten machte der Club einen gewaltigen Schritt weg von der Abstiegszone. Noch viel, viel wichtiger als das Ergebnis jeoch war zumindest an diesem Abend die Rückkehr zur Normalität.