Der HSV hatte die Chancen und verlor dennoch gegen ein schwaches Hannover. Den Hamburgern wurden zudem zwei Elfmeter verwehrt.

Hamburg. In den Gesichtern der Spieler waren viele Fragezeichen zu erkennen: Der HSV verliert völlig unnötig 1:2 gegen ein schwaches Hannover 96. Die Hamburger hatten eigentlich alles im Griff, verpassten es aber trotz bester Chancen die Führung durch Michael Gregoritsch (6.) auszubauen.

So drehte Hannover durch Hiroshi Kiyotake (59.) per Foulelfmeter und Salif Sané (67.) das 55. Bundesliga-Nordduell. Dadurch ist auch eine kleine Serie gerissen, denn die Hamburger gewannen die letzten vier Heimspiele gegen die Niedersachsen. „Die Niederlage ist unnötig. Sie waren nicht besser“, klagte Kapitän Johan Djourou.

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"Wenn wir könnten, müssten wir uns in den Arsch beißen, doch das geht leider nicht. So beweglich sind wir nicht", schimpfte Bruno Labbadia. "Ich bin tierisch genervt. Wir haben 60 Minuten sehr gut gespielt, unsere Chancen aber nicht genutzt. Das ist bitter bestraft worden. Es ist unglaublich schade und wahnsinnig ärgerlich. Unsere Überlegenheit ist nicht in Worte zu fassen."

Noch in Halbzeit eins hatten die Gäste keine Chance gegen die auch spielerisch überzeugenden Hamburger, die schon früh durch Gregoritsch hochverdient in Front gingen. Die Hanseaten ließen in der Folgezeit etliche Chancen ungenutzt und gaben das Spiel aus der Hand. Durch die Pleite verpassten sie den Sprung in die Nähe der Europapokal-Plätze und sind weiterhin Zehnter.

HSV setzte auf Doppelspitze mit Schipplock

Labbadia setzte vor 54.607 Zuschauern auf Offensive. Statt wie gewohnt auf nur eine Spitze baute der Coach diesmal in Pierre-Michel Lasogga und Sven Schipplock gleich auf zwei Angreifer - und durfte sich schon nach sechs Minuten mit der Maßnahme bestätigt fühlen. Nach einer Kombination über Schipplock und Nicolai Müller musste Gregoritsch den Ball nur noch zu seinem zweiten Saisontreffer ins Tor schieben. Der Ärger um einen nicht gegebenen Handelfmeter Sekunden zuvor hatten die Gastgeber da schon vergessen.

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Mit der Führung wuchs bei den Hamburgern das Selbstvertrauen. Sie konnten sogar spielerische Akzent setzen. Bei Hannover lief so gut wie gar nichts. Einziges Manko beim HSV: Er machte nichts aus seiner Überlegenheit. Pech hatten die Hanseaten bei einem Freistoß des durch den Ausfall von Albin Ekdal ins Team gerückte Marcelo Diaz (27.), der den Ball an den Pfosten setzte. Erinnerungen an das späte 1:1 im Relegationsrückspiel beim Karlsruher SC wurden wach, doch diesmal fand der Ball nicht den Weg ins Netz. Neun Minuten später scheiterte Müller an Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler.

HSV verliert völlig unnötig gegen Hannover 96

Die Szene zum 1:2: Salif Sané überspringt Johan Djourou und Dennis Diekmeier und köpft ins linke Eck
Die Szene zum 1:2: Salif Sané überspringt Johan Djourou und Dennis Diekmeier und köpft ins linke Eck © WITTERS | TimGroothuis
Hängende Gesichter beim HSV nach der unnötigen 1:2-Niederlage gegen Hannover 96
Hängende Gesichter beim HSV nach der unnötigen 1:2-Niederlage gegen Hannover 96 © WITTERS | ValeriaWitters
Hiroshi Kiyotake verwandelte einen Elfmeter zum Ausgleich für Hannover
Hiroshi Kiyotake verwandelte einen Elfmeter zum Ausgleich für Hannover © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Michael Gregoritsch erzielte die Führung für den HSV gegen Hannover
Michael Gregoritsch erzielte die Führung für den HSV gegen Hannover © Witters | TimGroothuis
Die Vorlage kam von Nicolai Müller
Die Vorlage kam von Nicolai Müller © WITTERS | ValeriaWitters
Kollektiver Jubel beim HSV: Die Hamburger führen 1:0 gegen Hannover
Kollektiver Jubel beim HSV: Die Hamburger führen 1:0 gegen Hannover © Witters | ValeriaWitters
Auch René Adler schreite seine Freude über das Führungstor heraus
Auch René Adler schreite seine Freude über das Führungstor heraus © WITTERS | TimGroothuis
Nicolai Müller wurde in der Schlussphase elfmeterwürdig zu Fall gebracht. Doch die Pfeife von Schiri Stegemann blieb stumm
Nicolai Müller wurde in der Schlussphase elfmeterwürdig zu Fall gebracht. Doch die Pfeife von Schiri Stegemann blieb stumm © WITTERS | ValeriaWitters
Sven Schipplock durfte in der Doppelspitze neben Lasogga ran
Sven Schipplock durfte in der Doppelspitze neben Lasogga ran © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Pierre-Michel Lasogga wird rüde gefällt
Pierre-Michel Lasogga wird rüde gefällt © WITTERS | ValeriaWitters
Nach dem Rückstand agierte der bullige Angreifer oftmals zu eigensinnig
Nach dem Rückstand agierte der bullige Angreifer oftmals zu eigensinnig © WITTERS | ValeriaWitters
Matthias Ostrzolek im Luftduell mit Leon Andreasen
Matthias Ostrzolek im Luftduell mit Leon Andreasen © WITTERS | ValeriaWitters
HSV-Torwart René Adler bekam im ersten Durchgang nur wenig zu tun
HSV-Torwart René Adler bekam im ersten Durchgang nur wenig zu tun © WITTERS | TimGroothuis
Lewis Holtby zieht an Hiroshi Kiyotake vorbei
Lewis Holtby zieht an Hiroshi Kiyotake vorbei © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Marcelo Díaz geht energisch gegen Felix Klaus zu Werke
Marcelo Díaz geht energisch gegen Felix Klaus zu Werke © WITTERS | TimGroothuis
Dennis Diekmeier setzt Felix Klaus unter Druck
Dennis Diekmeier setzt Felix Klaus unter Druck © WITTERS | TimGroothuis
Pierre-Michel Lasogga geht dahin, wo es weh tut
Pierre-Michel Lasogga geht dahin, wo es weh tut © WITTERS | TimGroothuis
Sven Schipplock zieht an Salif Sané vorbei
Sven Schipplock zieht an Salif Sané vorbei © WITTERS | ValeriaWitters
Michael Gregoritsch lässt sich von Hiroki Sakai nicht aufhalten
Michael Gregoritsch lässt sich von Hiroki Sakai nicht aufhalten © WITTERS | ValeriaWitters
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Auch nach dem Wechsel schien sich das Kräfteverhätnis nicht zu ändern. Der HSV dominierte zunächst weiter. Schipplock (58.) hätte die Führung ausbauen können, verfehlte aber mit einem Schlenzer das Tor. Doch Hannover wurde mutiger und kam zum - zu dem Zeitpunkt noch unverdienten - Ausgleich. Ein unnötiges Foul von Emir Spahic an Uffe Bech führt zum Elfmeter, den Kyotake sicher verwandelte. Und die Gäste blieben dran. Per Kopfball schaffte Sané den kaum für möglich gehaltenen Siegtreffer. In der Schlussphase bestürmten die Hamburger das 96-Tor. Doch fiel ihnen zu wenig ein, um doch noch einen Punkt zu retten.

HSV hätte zwei Elfmeter kriegen müssen

Einen bitteren Beigeschmack hinterlassen allerdings zwei Fehlentscheidungen des Schiedsrichtergespanns, denn es hätte gleich zweimal Elfmeter für den HSV geben müssen. In der fünften Minute klärte Artur Sobiech eine Freistoßflanke von Lewis Holtby mit der Hand. Kurz vor Schluss brachte dann Hiroki Sakai Müller im Strafraum elfmeterwürdig zu Fall. Doch in beiden Fällen blieb die Pfeife von Schiedsrichter Sascha Stegemann fälschlicherweise stumm.

"Das ist brutal, schon Wahnsinn und ein großer Rückschlag für uns. Es ist unerklärlich, wie wir das Spiel verlieren konnten", sagte Ivo Ilicevic: "In der ersten Halbzeit hatten wir das Spiel im Griff, hätten 2:0 oder 3:0 führen können. Hannover war quasi tot. Die drehen dann das Spiel - und keiner weiß warum." Am nächsten Spieltag tritt der HSV im Bundesliga-Topspiel am Sonnabend (18.30 Uhr) bei Aufsteiger Darmstadt 98 an.

Das Schema

HSV: Adler - Diekmeier, Djourou, Spahic, Ostrzolek - Diaz, Holtby (88. Cleber) - Nicolai Müller, Gregoritsch (73. Ilicevic) - Lasogga, Schipplock (81. Olic). - Trainer: Labbadia

Hannover: Zieler - Hiroki Sakai, Marcelo, Schulz, Albornoz - Schmiedebach (46. Saint-Maximin), Salif Sane - Andreasen, Kiyotake (83. Felipe), Klaus (46. Bech) - Sobiech. - Trainer: Frontzeck

Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)

Tore: 1:0 Gregoritsch (6.), 1:1 Kiyotake (59., Foulelfmeter), 1:2 Salif Sane (67.)

Zuschauer: 54.607

Gelne Karten: keine

Torschüsse: 16:5