Hamburg. Nach vielen Jahren scheint ein festes Duo in der Innenverteidigung gefunden. Doch zuletzt offenbarte die HSV-Defensive wieder Defizite.
Das Experiment dauerte genau eine Woche. Dann startete Johan Djourou mal wieder einen Neuanfang. Als der Schweizer Nationalspieler nach seiner Länderspielreise am Mittwoch zum HSV zurückkehrte, waren seine Rastazöpfe wieder ab. Erst zwei Tage vor dem Spiel bei Hertha BSC hatte sich der Kapitän die neue Frisur machen lassen. Beim 0:3 in Berlin bekam der Innenverteidiger zuletzt aber weder seine Haare noch seine Gegenspieler in den Griff. Es war der schwächste Auftritt von Djourou nach einem bis dahin überzeugenden Saisonstart. Und so überraschte es kaum, dass er nun wieder zu seiner alten Haarpracht zurückkehrte. „Ich bin ein Typ, der gerne mal etwas verändert“, sagte Djourou am Mittwoch.
Dass der Abwehrspieler mit Veränderungen umgehen kann, zeigte er in der vergangenen Saison. In der Innenverteidigung war Djourou zwar stets gesetzt. An seiner Seite wechselten sich seine Partner aber in regelmäßigen Abständen ab. Mal war es Heiko Westermann, mal Slobodan Rajkovic, mal Cléber. Im Jahr zuvor sah es ähnlich aus. Ganz zu schweigen vom Jahr davor. Und davor. Genau genommen ist der HSV seit fünf Jahren auf der Suche nach Konstanz auf der Besetzung im Abwehrzentrum. In der Saison 2009/10 waren es Jerome Boateng und Joris Mathijsen, die der Hamburger Abwehr zuletzt dauerhaft einen Stempel mit der Aufschrift Stabilität aufdrücken konnten. Seitdem kassierte der HSV immer mindestens 50 Tore pro Saison.
In diesem Jahr könnte sich das ändern. Mit Ausnahme der zweiten Halbzeit in München und dem Rückschlag in Berlin präsentiert sich der HSV defensiv wieder stabil. Was nicht zuletzt an der Stammbesetzung aus Djourou und Emir Spahic liegt. Der Neuzugang aus Bosnien hat den Hamburgern zur erhofften Stabilität in der Hintermannschaft verholfen. An der Seite des Routiniers spielte vor allem Djourou zu Saisonbeginn so stark wie noch nie in seiner Zeit beim HSV. „Wir harmonieren sehr gut. Emir ist ein großer Charakter mit einer großen Erfahrung“, sagt Djourou über seinen Abwehrpartner. „Nur in Berlin hatten wir beide einen schlechten Tag.“ Was in der zweiten Halbzeit bei Hertha deutlich wurde: Sobald die gegnerische Mannschaft das Tempo erhöht, bekommen Djourou und Spahic Probleme. Beide haben ihre Stärken im Zweikampf, aber auch Defizite in der Geschwindigkeit. Das wussten die Berliner zu nutzen.
Djourou nimmt die Fans in die Pflicht
Am Sonnabend kommt mit Bayer Leverkusen erneut eine Mannschaft, die in der Offensive über außergewöhnlich schnelle Spieler wie Karim Bellarabi oder Javier Hernandez verfügt. „Bayer ist stark im Pressing. Darauf müssen wir uns einstellen“, sagt Djourou. Im letzten Heimspiel gegen Bayer vor einem Jahr ist dem HSV das gelungen. Der 1:0-Sieg im November habe aber mit Fußball wenig zu tun gehabt, sagt Djourou heute. „In dieser Saison haben wir mehr Qualität am Ball. Und die Stabilität stimmt.“ Eine Ansicht, die Dennis Diekmeier teilt. „Das ganze Team arbeitet als Kollektiv defensiv wieder besser“, sagt der Rechtsverteidiger und nennt als einen Grund die Verpflichtung von Spahic. „Emir macht seine Sache sehr gut, er hat Erfahrung, das merkt man“, sagt Diekmeier.
Und während mit Spahic nun ein ehemaliger Leverkusener die HSV-Abwehr stabilisiert, ist der Hamburger Jonathan Tah auf Anhieb ein Rückhalt für Bayer geworden. „Er hatte schon früh großes Potenzial“, sagt Djourou, der vor zwei Jahren noch mit dem damals 17-Jährigen das Abwehrzentrum beim HSV bildete. Am Sonnabend kehrt er gemeinsam mit Hakan Calhanoglu in den Volkspark zurück. Djourou hofft, dass es diesmal nur um Fußball geht. „Die Fans sollten ruhig bleiben und sich auf uns konzentrieren.“