Was ist mit Behrami, van der Vaart oder auch Beister passiert? Wie kommen die Spieler in ihren neuen Vereinen zurecht? Ein Überblick.
Hamburg. Selten hat sich beim HSV das Personalkarussell derart heftig gedreht wie nach der verkorksten vergangenen Bundesliga-Saison. Zehn Zugängen standen an der Elbe bis zum Abschluss der Sommertransferperiode 15 Abgänge gegenüber. Und während das Leistungsvermögen der neuen Hoffnungsträger den meisten Fans hinlänglich bekannt sein dürfte, wird das weitere Schicksal der Ex-Rautenträger naturgemäß weitaus weniger intensiv beäugt. Das Abendblatt gibt einen Überblick.
Maximilian Beister wurde beim HSV mit seiner Vertragsauflösung abgefunden, um nur einen Tag später beim Bundesliga-Konkurrenten aus Mainz zu unterschreiben. Dort läuft es für den schnellen Flügelspieler aber alles andere als rund. Aufgrund eines Knochenmark-Ödems am Knie fiel er fast zwei Monate aus und stand deshalb noch nicht einmal im Kader der 05er. Nach Beisters Tor im Testspiel gegen den FSV Frankfurt bescheinigte ihm Mainz-Trainer Martin Schmidt nun aber, er sei eine Option für die Außenbahn.
Westermann startet in Spanien durch
Deutlich besser läuft es hingegen für Heiko Westermann, der beim HSV keinen neuen Vertrag mehr erhielt. Nach Ansicht der internationalen Fußball-Plattform Whoscored.com findet sich der Abwehrspieler von Betis Sevilla in der momentan besten Formation der Saison wieder – neben Größen wie Sergio Ramos, Lionel Messi oder Gareth Bale. Zuletzt glänzte „HW4“ sogar als Torschütze, nachdem er durch die Reihen Rayo Vallecanos spazierte und spektakulär zu seinem ersten Treffer einschob.
Während „Westerbauer“ von den Medien bereits mit dem deutschen Fußballkaiser verglichen wird, schreibt Teamkollege Rafael van der Vaart die weitaus kleineren sportlichen Schlagzeilen. Was einerseits an seiner Verletzungsanfälligkeit liegt, andererseits an stets neuem Futter für den Boulevard – dem unklaren Beziehungsstatus mit Sabia Boulahrouz sei Dank. Der in die Jahre gekommene Edeltechniker durfte erst magere 49 Minuten für seinen neuen Club ran.
Jiráček und Behrami mit Luft nach oben
Besser in Schwung kommt da schon Petr Jiráček, dem nach der Rückkehr in seine tschechische Heimat für Tabellenführer Sparta Prag bereits ein Treffer gelang – allerdings lediglich im nationalen Pokal. International durfte Jiráček ebenfalls schon ran, weshalb sich der 29 Jahre Mittelfeldspieler auch berechtigte Hoffnungen auf einen Einsatz am 22. Oktober im Auswärtsspiel der Europa League bei Schalke 04 machen darf.
Zurück in die Startelf des FC Watford möchte derweil Valon Behrami. Der nicht nur beim HSV als „Bad Boy“ verschriene Schweizer musste beim Aufsteiger in die englische Premier League nach einer Roten Karte erst einmal drei Spiele zuschauen. Die Zwangspause könnte sich jedoch verlängern - aus Verletzungsgründen: Von der Nationalmannschaft musste Behrami wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade noch vor den letzten beiden EM-Qualifikationsspielen abreisen.
Tah eine feste Größe in Leverkusen
In der abgelaufenen Rückrunde noch eine feste Stütze in der Innenverteidigung des HSV, wurde Slobodan Rajkovic im Sommer vor die Tür gesetzt. Nachdem der Wechsel zu Paok Saloniki platzte, kam der vereinslose Profi nun beim furios gestarteten Aufsteiger aus Darmstadt unter.
Marcell Jansen, der in Hamburg ebenfalls keinen neuen Vertrag erhielt, hängte seine Fußballschuhe derweil mit 29 Jahren an den Nagel und gründete ein Start-up-Unternehmen. Daneben tritt er weiter für die HSV-Stiftung "Der Hamburger Weg" ein oder zeigt bei Galas wie der Verleihung des Deutschen Sportjournalistenpreises Präsenz. In diesem Rahmen hielt er zuletzt eine Laudatio auf Preisträger Matthias Opdenhövel.
Richtig durchgestartet ist U21-Nationalspieler Jonathan Tah. Der 1,92 Meter groß gewachsene Innenverteidiger wechselte im Sommer nach viel Tamtam für zehn Millionen Euro, von denen acht Millionen sofort nach Hamburg flossen, zu Bayer Leverkusen und etablierte sich auf Anhieb zum Stammspieler. Mit starkem Stellungsspiel und konsequenter Zweikampfführung ist es der 19-Jährige, an dem sich sein erfahrener Nebenmann Kyriakos Papadopoulos gelegentlich aufrichtet und nicht andersrum, wie ursprünglich geplant.
Zoua trifft auch in Frankreich nicht
Mit Lasse Sobiech, Kerem Demirbay und Mohamed Gouaida verließen gleich drei Profis den HSV Richtung Zweite Liga - jedoch mit unterschiedlichem Erfolg. Während Sobiech zum Leistungsträger beim Überraschungsteam FC St. Pauli avancierte und auch Demirbay in Düsseldorf voll eingeschlagen ist, sitzt der auf Leihbasis nach Karlsruhe gewechselte Gouaida meistens nur auf der Bank. Fünf Ein- und eine Auswechslung stehen für den tunesischen Nationalspieler bisher zu Buche. Der ausgeliehene Demirbay überzeugt als Strippenzieher im Mittelfeld einer ansonsten schwach gestarteten Fortuna und kommt mit einem Tor und einer Vorlage auf zwei Scorerpunkte. Auch Sobiech strahlt mit zwei Toren eine beachtliche Torgefahr für einen Innenverteidiger aus.
Der zweiten Liga knapp entgangen ist Angreifer Jacques Zoua, der sich dem französischen Erstliga-Aufsteiger GFC Ajaccio anschloss. Obwohl er dort zunächst im Sturm gesetzt war, fiel seine Torquote mit null Treffern ähnlich bescheiden aus wie beim HSV. Folglich fand sich der Kameruner an den letzten beiden Spieltagen der Ligue 1 auf der Bank wieder.
Rot für Brunst bei „kleinen Wölfen“
Einen Neuanfang in der Dritten Liga wollte Matti Steinmann starten. Dem 20 Jahre alten Mittelfeldspieler gelang es aber noch nicht, sich einen Stammplatz bei Chemnitz zu erkämpfen. Ohne eine Hauptrolle einzunehmen, pendelt er noch zwischen Startelf und Ersatzbank.
Sogar in die Regionalliga ging es für Alexander Brunst. Das 19 Jahre alte Torwarttalent kassierte an den ersten elf Spieltagen, von denen ihm nur einmal der Stammkeeper der ersten Mannschaft Diego Benaglio vorgezogen wurde, gerade mal sechs Gegentore und hat somit maßgeblichen Anteil am Höhenflug der „kleinen Wölfe“. Am 11. Spieltag sah er allerdings die Rote Karte wegen einer Notbremse, der eine vom Schiedsrichtergespann nicht gesehene Abseitsposition des gegnerischen Stürmers vorausgegangen war, weshalb er nun erstmal zum Zuschauen verdammt ist.
Völlig von der Bildfläche verschwunden ist das vermeintliche Top-Talent Julian Green. Der 20-Jährige wurde von Bayern-Trainer Pep Guardiola ins Regionalligateam verbannt, wo der Mittelfeldspieler immerhin schon dreimal traf.
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