Hamburg. Der HSV-Youngster sucht nach einem kurzen Karriereknick den Anschluss. U23 verliert 0:1 in Havelse.

Es war nass und grau am Freitagvormittag im Volkspark. Entsprechend sahen die Gesichtszüge der HSV-Profis aus, als sie nach einem einstündigen Waldlauf wieder das Stadion erreichten. Nur einem Spieler stand ein Lächeln im Gesicht. Gideon Jung. Der 21-Jährige grüßte freundlich und verabschiedete sich dann in ein freies Wochenende. Tags zuvor hatte Jung nach mehreren Wochen mal wieder ein Spiel bei den Profis über die volle Distanz absolviert. Beim 3:0-Sieg im Test gegen den dänischen Erstligisten Viborg FF erzielte Jung zudem das Führungstor für den HSV.

In den letzten beiden Wochen hatte der Youngster, der zu Saisonbeginn noch zur großen Überraschung der HSV-Profis aufgestiegen war, nur noch in der Regionalligamannschaft gespielt. Eine harmlose Wadenverletzung warf Jung nach dem dritten Spieltag zurück. Stand er in den ersten drei Ligapartien jeweils noch in der Startelf, schaffte er es seitdem nicht mehr in den 18-Mann-Kader. Jung verlor seine Leichtigkeit, wirkte nach dem ersten kleineren Rückschritt seiner Karriere enttäuscht.

Doch nun findet Jung sein Lächeln wieder. Die Länderspielpause nutzte der Defensivmann, um sich wieder für neue Einsätze bei Bruno Labbadia zu empfehlen. Offenbar mit Erfolg. Denn während die Jungprofis Ahmet Arslan und Ashton Götz am Freitagabend mit der U23 beim TSV Havelse antraten und 0:1 verloren, wollte Labbadia Jung lieber gegen Viborg testen. „Wir halten sehr viel von ihm“, sagt der Trainer über das Talent.

„Wir fördern ihn, wo es nur geht“

Jung kam vor einem Jahr von Rot-Weiß Oberhausen zum HSV und spielte in seiner ersten Saison als Innenverteidiger für die U23. In der Vorbereitung avancierte Jung dann zum Gewinner und erkämpfte sich einen Stammplatz bei den Profis. Sein Fall zeigt aber auch, wie schnelllebig das Fußballgeschäft sein kann. DFB-Trainer Horst Hrubesch nominierte den Hamburger erstmals für die deutsche U21, wegen seiner Verletzung musste Jung sein Debüt aber absagen. Seitdem verzichtet Hrubesch auf Jung, das Spiel der DFB-Junioren am Freitagabend gegen Finnland verfolgte dieser am Fernseher.

Die HSV-Führung sieht den gebürtigen Düsseldorfer aber weiterhin als Baustein der Zukunft. „Wir fördern ihn, wo es nur geht“, sagt Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer. Sportdirektor Bernhard Peters, der Jung zuletzt bei den Amateuren beobachtete, lobt dessen mentale Stärke. „Er ist ein super Typ.“ Und auch wenn die U23 am Freitag ohne Jung auskommen musste, hält Peters es für wichtig, dass er in der Zweiten Mannschaft auch künftig Spielpraxis sammelt, sollte Labbadia ihn nicht einsetzen. „Von der Teamfähigkeit her kann er in der U23 jederzeit ein Leader sein“, sagt Peters.