Der in dieser Saison noch gar nicht berücksichtigte Stieber ballerte sich den Frust von der Seele. Von Labbadia gab es ein Sonderlob.
Hamburg. In der Bundesliga musste er die bisherigen acht Saisonspiele von der Tribüne verfolgen, nun durfte er zeigen, was er kann – und zwar über 90 Minuten. Zoltán Stieber wirkte im Geheimtest gegen den dänischen Erstliga-Aufsteiger Viborg FF über die volle Distanz mit. Und der Ungar rechtfertigte seine Aufstellung mit einer starken Leistung. Abschlussstark, technisch versiert und ballsicher – Stieber fiel durch viele gute Aktionen auf. Beim 3:0-Erfolg im Volkspark steuerte er ein Tor und eine Vorlage bei.
Es war das zweite Mal, dass Stieber sich präsentieren konnte. Mitte August beim 4:1-Testspielsieg gegen Cagliari Calcio erzielte er ein nahezu identisches Tor – nur von der anderen Seite. "Es tat gut, mal wieder über 90 Minuten auf dem Platz zu stehen. Und ich bin froh, dass ich mal wieder ein Tor geschossen habe", teilte Stieber via Facebook mit.
Bruno Labbadia war durchaus angetan von der Leistung des Flügelspielers. "Er hat die Qualität, wenn er von außen nach innen geht. Er will oft auf der anderen Seite spielen, aber er kann es auch auf links. Wir wollten ihm einfach die Möglichkeit geben, 90 Minuten zu spielen, weil er nicht zur Nationalelf konnte." Ob der 26-Jährige nun auch erstmal für die Bundesliga nächsten Sonnabend gegen Bayer Leverkusen berücksichtigt wird, ließ der Trainer offen. "Er hatte gute Szenen, aber auch Dinge dabei, an denen er arbeiten muss."
Super-Solo von Stieber zum 2:0
Da die für Länderspiele abgestellten Nationalspieler fehlten, ließ Labbadia einige Spieler von Beginn an ran, die zuletzt kaum eine Rolle spielten. Mit René Adler, Cléber, Sven Schipplock und Gideon Jung standen gleich vier Profis in der Startelf, die in den letzten Spielen wenig Spielpraxis erhielten. Nachwuchstalent Jung, der zuletzt nur noch in der Regionalliga zum Einsatz kam, erzielte in der 21. Minute auch prompt das erste Tor – nach einer Ecke von Lewis Holtby.
Wenig später folgte der große Auftritt von Stieber. Der Mittelfeldspieler ließ seinen Gegenspieler mit einem kurzen Haken stehen und erhöhte mit einem sehenswerten Schlenzer ins lange Eck auf 2:0 (35.). Es war zugleich der Pausenstand.
Abwehrtalent Carolus schnuppert Profiluft
Zur zweiten Halbzeit brachte Labbadia Ivo Ilicevic und Pierre-Michel Lasogga für Aaron Hunt und Dennis Diekmeier. Es waren gerade mal wenige Minuten im zweiten Durchgang gespielt, da vollstreckte Gojko Kacar eine Ecke von Zoltán Stieber ins Tor (52.). Kurz darauf war der Arbeitstag für den Serben, der nach seinen Rückenproblemen etwas überraschend in der Startelf stand, beendet. Er wurde durch Abwehrtalent Kerim Carolus, der normalerweise nur in der U23 zum Einsatz kommt, ersetzt. Der 21 Jahre alte Innenverteidiger gefiel durch eine solide Leistung.
Fortan sollte nicht mehr viel passieren. Der HSV siegte letztlich auch in der Höhe verdient. Nach zuletzt zwei Niederlagen in der Liga ohne Torerfolg tankte der HSV Selbstvertrauen für die anstehend schweren Aufgaben gegen Leverkusen und Auswärts-Angstgegner Hoffenheim. "Ich habe ein paar gute Sachen gesehen. Wir haben eine intensive Woche hinter uns", lautete Labbadias Fazit, der mit der bisherigen Punkteausbeute in der Liga nicht hundertprozentig zufrieden ist. "Wir haben für das, was wir bislang gespielt haben, ein paar Punkte zu wenig."
Im Tor zeigte Adler, der zuletzt seinen Status als Nummer eins an Jaroslav Drobny verlor, eine durchaus ansprechende Leistung. Sein Konkurrent fehlte, weil er einen Trainerlehrgang in Tschechien absolvierte. "René hat zwei Bälle sehr gut rausgeholt. 90 Minuten waren für ihn genau richtig. Drobo konnte sich um seinen Trainerschein kümmern", so Labbadia über seine Schlussmänner. Wer gegen Leverkusen im Tor steht, entscheidet sich aber erst kommende Woche.
Die Statistik
HSV: René Adler, Dennis Diekmeier (46. Ilicevic), Cléber Reis, Gojko Kacar (60. Carolus), Matthias Ostrzolek, Gideon Jung, Lewis Holtby, Nicolai Müller Zoltán Stieber, Aaron Hunt (46. Lasogga), Sven Schipplock (58. Rudnevs)
Tore: Jung (21.), Stieber (35.), Kacar (52.)