Hamburg. HSV-Trainer richtet deutliche Worte an den japanischen Linksverteidiger - der ebenso in einem Formtief steckt wie Konkurrent Ostrzolek.
Bruno Labbadias Urteil war hart. „Momentan kann er einfach nicht das abrufen, was er hat. Er hat kein Selbstvertrauen, trifft zu oft die falschen Entscheidungen“, beantwortete der Trainer die Frage nach Gotoku Sakai ungewohnt deutlich. „Das muss man einfach ganz klar sagen.“
Und Labbadia sagte es. Am Donnerstag. Vor der Abfahrt nach Berlin. Zu diesem Zeitpunkt schien klar: Gegen Hertha dürfte dieser Sakai wohl kaum spielen. Dass der HSV-Trainer nach der Rückkehr aus der Hauptstadt aber erneut nach dem japanischen Linksverteidiger befragt wurde, lag vor allem daran, dass es oftmals einen Unterschied zwischen Schein und Sein gibt. Denn trotz Labbadias harter Grundsatzkritik spielte Sakai eben doch. Ab der zweiten Halbzeit. Für den indisponierten Matthias Ostrzolek.
„Wir müssen einfach besser über die Flügel kommen. Gerade über unsere linke Seite hatten wir eine ganze Reihe von Möglichkeiten, bei denen wir es nicht gut zu Ende spielen“, sagte Labbadia also am Sonntag. Und meinte diesmal Ostrzolek. Und Sakai.
Schwacher HSV verliert in Berlin
Sakai fehlt dem HSV in der Länderspielpause
Nach 45 Minuten Ostrzolek und 45 Minuten Sakai steht fest: Der HSV hat ein ziemlich linkes Problem. Denn weder der eine noch der andere Außenverteidiger konnte im bisherigen Saisonverlauf überzeugen. Besonders ärgerlich aus Labbadias Sicht: Sakai kann noch nicht mal die Länderspielpause nutzen, um im Training weiter Druck auf Ostrzolek auszuüben. Denn: Sakai selbst ist auf Länderspielreise.
„Wir hätten es gern gehabt, dass er auf die Länderspielreise verzichtet. Wir haben auch mit dem japanischen Trainerteam Kontakt aufgenommen, allerdings hat Japan aktuell ein paar Verletzungsprobleme“, sagt Labbadia, der nun hofft, dass Sakai aus seiner Not eine Tugend macht. „Go hat eine sehr gute Anlage, die er nur noch aufs Feld bringen muss. Ihm würde es sicherlich gut tun, wenn er jetzt für Japan auch wirklich zum Einsatz käme.“
So oder so – der Zweikampf zwischen Sakai und Ostrzolek dürfte vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen am übernächsten Sonnabend so offen wie noch nie sein. Das haben auch Platzhirsch Ostrzolek und dessen Berater Thomas Strunz erkannt. „Matthias’ Saisonstart war mies und steigerte das Selbstvertrauen nicht unbedingt“, gab Strunz vor einigen Tagen gegenüber dem Abendblatt-Blog „Matz ab“ ehrlich zu. „Ich habe das Gefühl, dass Matthias nicht frei aufspielt – obgleich ich ihn aktuell stabilisierter erlebe.“ Letzteres sieht Labbadia offenbar anders.