Ingolstadt. Der eingewechselte Österreicher erzielte den Siegtreffer kurz vor Schluss. Labbadia erklärt, warum er sich gegen Adler entschied.

Nach 94 schweißtreibenden Minuten wussten die HSV-Profis ganz genau, bei wem sie sich zu bedanken hatten: Fast alle Hamburger stürmten direkt nach dem Abpfiff auf den eingewechselten Michael Gregoritsch zu, herzten ihn und klopften ihm auf dessen breite Schultern. Der Österreicher hatte sich nur wenige Minuten zuvor ein Herz genommen und einem zuvor durchschnittlichen Spiel in Ingolstadt ein ganz und gar überdurchschnittliches Ende bereitet. Sein Schuss ins Glück sorgte dafür, dass der HSV nicht nur im dritten Spiel in Folge ohne Gegentreffer blieb, sondern auch noch im zweiten Auswärtsspiel in Folge als Sieger vom Platz ging. 1:0 in Ingolstadt – der HSV ist wieder da.

Gewinner des Abends aus Hamburger Sicht war ohne Zweifel auch Jaroslav Drobny. Nachdem der Stellvertreter des zuletzt verletzten René Adler zuletzt überzeugen konnte, eröffnete HSV-Trainer Bruno Labbadia überraschenderweise eine Torwartdiskussion. „Das ist eine ganz schwierige Entscheidung gewesen. Getroffen habe ich sie deswegen, weil Drobo zuletzt zweimal zu null gespielt hat und wir jetzt eine englische Woche haben“, hatte der Coach vor dem Spiel gesagt. Nach der erneut fehlerfreien Leistung in Ingolstadt dürfte sich der Tscheche bis auf Weiteres den Status als Nummer eins zurückerobert haben. Denn Labbadia, das ist bekannt, rotiert nicht gerne.

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Und so ließ er im mit 15.455 Zuschauern ausverkauften Audi-Sportpark neben Drobny dieselben Spieler ran, die drei Tage zuvor gegen Frankfurt schon beginnen durften. Für die Schanzer aus Ingolstadt war es erst das sechste Bundesligaspiel der noch jungen Vereinsgeschichte. Der HSV hielt mit dem 1770. Spiel seiner nun schon 53 Jahre andauernden Erstligahistorie dagegen. Dass der FCI zurecht in der Bundesliga spielt, hatte er mit dem besten Saisonstart eines Aufsteigers seit 24 Jahren bereits bewiesen. Und auch gegen den HSV zeigten die Bayern zunächst, dass der Aufstieg im Sommer kein Zufall gewesen ist. Die klarste Gelegenheit vergab aber der HSV. Nach einem genauen Zuspiel von Gojko Kacar hatte Nicolai Müller den FCI-Keeper Ramazan Özcan bereits umspielt, doch dieser verhinderte im letzten Moment die Führung für den HSV (16.).

HSV siegt dankt Gregoritsch in Ingolstadt

Michael Gregoritsch schoss das Tor des Tages nach einem Wahnsinns-Freistoß kurz vor Schluss.
Michael Gregoritsch schoss das Tor des Tages nach einem Wahnsinns-Freistoß kurz vor Schluss. © WITTERS | DenizCalagan
Dennis Diekmeier fliegt durch die Ingolstädter Nacht. Der HSV siegt mit 1:0
Dennis Diekmeier fliegt durch die Ingolstädter Nacht. Der HSV siegt mit 1:0 © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Ivo Ilicevic wird von Markus Suttner bedrängt
Ivo Ilicevic wird von Markus Suttner bedrängt © WITTERS | DenizCalagan
Alfredo Morales (l.) kann Pierre-Michel Lasogga nicht stoppen
Alfredo Morales (l.) kann Pierre-Michel Lasogga nicht stoppen © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Am Ende lag er doch danieder
Am Ende lag er doch danieder © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Torwart Ramazan Özcan rettet gegen Nicolai Müller vom HSV
Torwart Ramazan Özcan rettet gegen Nicolai Müller vom HSV © WITTERS | DenizCalagan
Ramazan Özcan hält in letzter Minute gegen Hamburgs Nicolai Müller
Ramazan Özcan hält in letzter Minute gegen Hamburgs Nicolai Müller © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Emir Spahic gewann fast jeden Zweikampf
Emir Spahic gewann fast jeden Zweikampf © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Dennis Diekmeier (l.) kämpft mit Lukas Hinterseer von Ingolstadt um den Ball
Dennis Diekmeier (l.) kämpft mit Lukas Hinterseer von Ingolstadt um den Ball © dpa | Armin Weigel
Lukas Hinterseer,  Matthias Ostrzolek und Gojko Kacar (v.l.) gucken auf den Ball
Lukas Hinterseer, Matthias Ostrzolek und Gojko Kacar (v.l.) gucken auf den Ball © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Gojko Kacar, Lukas Hinterseer und Emir Spahic im Dreikampf
Gojko Kacar, Lukas Hinterseer und Emir Spahic im Dreikampf © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Herr der Lüfte: Emir Spahic
Herr der Lüfte: Emir Spahic © Bongarts/Getty Images | Micha Will
Mit Auge gewechselt: Trainer Bruno Labbadia von Hamburg  im Stadion
Mit Auge gewechselt: Trainer Bruno Labbadia von Hamburg im Stadion © dpa | Armin Weigel
Die Mannschaft vom HSV jubelt nach dem Sieg mit 0:1 gegen Ingolstadt zu den Fans
Die Mannschaft vom HSV jubelt nach dem Sieg mit 0:1 gegen Ingolstadt zu den Fans © dpa | Armin Weigel
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Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl hatte die Torwartdiskussion im Gegensatz zu Labbadia vor dem Spiel beendet und Özcan zur unangefochtenen Nummer eins erklärt. Der Österreicher war bis zu diesem Abend wie Drobny ohne Gegentor geblieben, im Gegensatz zum Tschechen sollte seine Serie aber im späteren Verlauf dieses Abends reißen.

Hasenhüttl, der Macher des Ingolstädter Aufschwungs, konnte zunächst aber nicht nur mit dem Auftritt seines Torhüters zufrieden sein. Bis zur Pause behielt sein Team die Kontrolle. Spielfreude zeigte auf Seiten des HSV nur Lewis Holtby, als er Ingolstadts Groß vor der Ausführung eines Schiedsrichterballs zu einer Runde Schnick-Schnack-Schnuck herausforderte.

Im zweiten Durchgang konnte Holtby dann aber auch auf dem Platz den ersten spielerischen Impuls setzen. Aus vollem Lauf flankte er von der Grundlinie an den Fünfmeterraum, wo sich der bis dahin gut abgeschirmte Pierre-Michel Lasogga hochschraubte, den Kopfball aber nicht richtig erwischte (48.). Auf der Gegenseite hatte Drobny seine beste Szene, als er eine gefährliche Hereingabe von Hinterseer entschärfen konnte.

Lasogga vergibt aus vier Metern

Der HSV stand nun hinten sicherer, konnte die Ingolstädter aber selbst nur selten in Verlegenheit bringen. Stattdessen jubelte der FC Ingolstadt in der 58. Minute über sein erstes Heimtor, das Schiedsrichter Knut Kircher aber sofort annullierte. Hinterseer hatte bei seinem Volleyschuss Gegenspieler Matthias Ostrzolek gefoult.

Genau zehn Minuten später waren es dann die Hamburger, die einen Treffer bejubelten, sich dann aber über Kirchers resolute Regelauslegung beschwerten. Vor Djourous Kopfballtreffer soll Lasogga Foul gespielt haben (68.). Und der Stürmer schien Gefallen an seiner Rolle als Unglücksrabe gefunden zu haben: nach einem fulminanten Fernschuss des eingewechselten Marcelo Díaz schaffte Lasogga aus vier (!) Metern das Kunststück, über statt in das freie Tor zu schießen (75.).

Wie man es besser macht, zeigte dann Michael Gregoritsch. Vier Minuten vor Schluss zögerte der Österreicher keine Sekunde, als es darum ging, ob er oder Relegationsheld Díaz einen Freistoß aus 22 Metern schießen sollte. Anders als Rafael van der Vaart gegen Karlsruhe setzte sich der 21 Jahre alte Mittelfeldmann gegen den Chilenen durch – und traf mit Hilfe von Robert Bauers Kopf zum späten 1:0. (86.). „Auch Aaron Hunt war da, sagte: ,Langer, mach ihn rein!’“, verriet Gregoritsch, der auch wusste, warum man ihm vertraute: „Ich habe das im Training immer wieder geübt, das haben wohl auch meine Kollegen gesehen.“ Der Rest aus HSV-Sicht war: Jubel!