Beim 3:0 in Gladbach präsentierte sich der HSV so ballsicher wie lange nicht mehr. Lasogga stellt Schipplocks Stärken in den Schatten.
Hamburg. Einige Fans konnten ihren Augen nicht trauen. Beim 3:0-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach präsentierte sich der HSV derart ballsicher wie schon lange nicht mehr. 84 Prozent aller Pässe fanden den Mitspieler - ein Wert, den der HSV weder in der letzten Saison noch an den ersten drei Spieltagen der laufenden Spielzeit erreichte. Die neue Ballsicherheit könnte der Schlüssel zum Erfolg für die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia werden.
59 Prozent gewonnene Zweikämpfe - diesen Wert toppte der HSV in der letzten Saison nur einmal beim 0:0 in Freiburg, sprechen außerdem eine deutliche Sprache: Der HSV kaufte Gladbach den Schneid ab, dominierte phasenweise durch tolle Ballstafetten und ließ Ball und Gegner laufen.
Angeführt von einem aufopferungsvoll kämpfenden Lewis Holtby, der 75 Prozent seiner Zweikämpfe gewann, 88 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler brachte und mit 13,26 Kilometern laufstärkster Spieler auf dem Platz war, stellten die Hamburger immer wieder geschickt die Passwege der Gladbacher zu und ließen den Borussen durch intensives Pressing kaum Luft zum Atmen. So fiel auch das 1:0 durch Pierre-Michel Lasogga, der den Rückpass vom unter Druck gesetzten Tony Jantschke erahnte, nach dem Ballgewinn Torwart Yann Sommer umkurvte und ins leere Tor einschob.
Lasogga hat die Nase gegen Schipplock vorn
In der Liga durfte der Angreifer zum ersten Mal von Beginn an ran. Und er bedankte sich für das Vertrauen mit einem Doppelpack. Damit gehen die letzten vier Doppelpacks des HSV auf das Konto von Lasogga - eine beeindruckende Bilanz.
Nach seinem starken Auftritt dürfte der 23-Jährige im Stürmerduell gegen Sven Schipplock vorerst die Nase vorn haben. Der aus Hoffenheim gekommene Angreifer erhielt an den ersten drei Spieltage den Vorzug im Ein-Mann-Sturm des Dinos, weil Labbadia unzufrieden mit Lasoggas Leistungen in der Vorbereitung und beim Pokal-Aus in Jena war.
Höhepunkt war Lasoggas Auswechslung beim 2:0-Testspielsieg Ende Juli in Kassel, als er trotz seines Tores noch in der ersten Halbzeit (37.) ausgewechselt wurde. Er hat nicht mehr so gearbeitet, wie wir uns das vorstellen“, so Bruno Labbadias damalige Kritik am bulligen Angreifer.
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Lasogga stellt Schipplock in den Schatten
Es schien, als verkörpert der stets agile Schipplock eher die Werte, die sich Labbadia von seinem Stoßstürmer wünscht. Doch offenbar hat Lasogga die Kritik an seiner Spielweise verstanden. In Mönchengladbach lief er immer wieder die gegnerischen Verteidiger an und setzte sie unter Druck. Mit insgesamt 10,87 Kilometern stellte Lasogga sogar Schipplocks größte Stärke in den Schatten und zeigte es seinen Kritikern, denn eine derart starke Laufleistung lieferte sein Konkurrent noch nicht im HSV-Trikot ab.
Außerdem zeigte Lasogga viel Präsenz auf dem Platz, hatte mit 75 Prozent eine starke Passquote vorzuweisen und gewann zudem noch 50 Prozent seiner Zweikämpfe. Eine beeindruckende Bilanz für einen Stürmer, mit der Schipplock in seinen bisherigen Einsätzen nicht mithalten konnte. „Er hat sich im Training angeboten und heute belohnt“, sagte Labbadia, der mit seiner Aufstellung ein glückliches Händchen bewies.
Reden wollte der Matchwinner nach dem Spiel nicht, er hatte zuvor lieber Taten sprechen lassen. Und wenn Lasogga weiterhin so trifft und für die Mannschaft arbeitet wie gegen Gladbach, dürfte er dauerhaft einen Stammplatz in Labbadias System erhalten.