Mönchengladbach. Durch zwei Lasogga-Tore und einen Treffer von Müller siegten starke Hamburger 3:0 in Mönchengladbach. Aaron Hunt von Beginn an dabei.

Schon vor zwei Wochen hatte der HSV im Westen dominant gespielt, ging aber nach dem bitteren 1:2 in Köln leer aus. Am Freitagabend hingegen gab es am Niederrhein nur strahlende Gesichter bei den Hamburgern: Mit 3:0 deklassierte das Team von Bruno Labbadia Borussia Mönchengladbach und machte den Fans Mut: Wenn der HSV in dieser Saison noch häufiger so laufstark, leidenschaftlich und spielerisch ansprechend auftritt, wird der Abstiegskampf einen großen Bogen um den Club machen.

Wie erwartet hatte Labbadia Aaron Hunt gleich von Beginn an das Vertrauen geschenkt. Dabei durfte man Hunts HSV-Debüt in Gladbach guten Gewissens als eine Laune des Schicksals bezeichnen, nachdem der gebürtige Niedersachse auch vor zehneinhalb Jahren sein Bundesligastartelfdebüt für Bremen ausgerechnet in Gladbach gefeiert hatte. Benedikt XVI war gerade zum Papst auserwählt worden, die Musikcharts wurden von Schnappi, dem kleinen Krokodil beherrscht, und Lance Armstrong hatte zum siebten Mal in Folge die Tour de France gewonnen. Und Hunt? Der hatte nicht mal eine halbe Stunde gebraucht, um bei Werders 2:0-Sieg auch sein erstes Bundesligator zu erzielen.

231 Hunt-Spiele später dauerte es ganze 113 Sekunden, ehe der 29 Jahre alte Neu-Hamburger die erste HSV-Chance des Abends kreierte. Doch im letzten Moment spritzte Rückkehrer Martin Stanzl dazwischen, der gemeinsam mit Roel Brouwers Gladbachs 68 Jahre alte Methusalem-Innenverteidigung bildete.

Lasogga erstmals in HSV-Startelf

Doch aufseiten der Borussia waren es weder der 35 Jahre alte Stranzl noch der 33 Jahre alte Brouwers, die nach nur elf Minuten ganz alt aussahen. Diesen Part übernahm der gerade mal 25 Jahre junge Tony Jantschke, dessen Rückpass aus dem Mittelfeld genau auf dem Fuß von Pierre-Michel Lasogga landete. Der HSV-Stürmer, der erstmals in dieser Saison statt des bislang gesetzten Sven Schipplock von Beginn an auflaufen durfte, nahm das Gastgeschenk dankend an, umkurvte Gladbachs Torhüter Yann Sommer und schob zur frühen 1:0-Führung ein (11.).

Die aus Hamburger Sicht beste Nachricht: Die Führung beim in dieser Saison strauchelnden Champions-League-Sieger war hochverdient. Auch ohne den gesperrten Abwehrchef Emir Spahic und den an der Schulter verletzten Torhüter René Adler stand Labbadias Mannschaft kompakt, ließ in der ersten Halbzeit keine einzige echte Torchance zu und versuchte immer wieder selbst zu kontern.

Einer dieser Konter über Aushilfs-Innenverteidiger Gojko Kacar und Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier führte dann auch kurz vor dem Halbzeitpfiff zu einer folgenschweren Ecke, die Ivo Ilicevic hereinbrachte. Und mit der Urkraft einer Naturgewalt war es wieder Lasogga, der aus sieben Metern in bester Horst-Hrubesch-Manier per Kopf vollendete (44.).

+++ Die HSV-Spieler in der Einzelkritik +++

0:2 nach 45 Minuten – wer hätte das gedacht? „Gladbach kommt nicht in die Tiefe, möglicherweise durch zu wenig Bewegung. Der HSV nutzt das brutal aus“, stellte Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof in der Pause bei „Sky“ ernüchternd fest. „Wir haben von der ersten Sekunde an die Initiative übernommen und das Notwendige getan, um die derzeitigen Schwächen der Gladbacher auszunutzen“, freute sich dagegen HSV-Sportchef Peter Knäbel auf der anderen Seite. Und dass Neuzugang Hunt in den ersten 45 Minuten noch nicht der alles bestimmende Impulsgeber war, störte bei den Hamburgern keinen. Lasogga hatte dem früheren Bremer vorerst die Show gestohlen, was Labbadia mit einem freundschaftlichen Tätscheln des Kopfballschädels zur Halbzeit quittierte.

Kein Einbruch in Halbzeit zwei

Wer nun aber dachte, dass in Halbzeit zwei der zu erwartende Hamburger Einbruch kommen würde, der irrte. Diesmal dauerte es sogar nur sieben Minuten, ehe der Ball erneut im Gladbacher Tornetz zappelte. Einen langen Abschlag von Jaroslav Drobny hatte Nicolai Müller über den herauslaufenden Sommer ins Tor gelupft. 0:3 nach 52 Minuten! Noch mal in kaum zu glaubenden Worten: Null zu drei! Da durfte sich der HSV-Torhüter für seinen Scorer-Punkt auf die Schulter klopfen.

Das Spiel war gelaufen, nur noch die feiernden HSV-Fans waren zu hören. Die Gladbacher mussten nicht nur ihre vierte Saisonniederlage in Folge hinnehmen, sondern auch den Verlust von Abwehrchef Martin Stranzl, der nach fünf Monaten Verletzungspause erneut ausgewechselt werden musste: Verdacht auf Jochbeinbruch.