Hamburg. Höchste Auftaktniederlage der Geschichte gegen Bayern München und letzter Tabellenplatz. Beim HSV herrscht schon wieder Alarmstimmung.

Nach nur zwei Pflichtspielen herrscht beim HSV schon wieder Alarmstimmung. Pokal-Aus gegen einen Viertligisten und eine Klatsche zur Saisoneröffnung beim Meister FC Bayern München.

„Der Verein spielt seit zwei Jahren Relegation. Wir müssen dagegensteuern, das ist ein absoluter Kraftakt“, sagte Trainer Bruno Labbadia am Sonnabend nach dem 0:5 im Auftaktspiel der Fußball-Bundesliga bei Bayern München. Die Spieler sind konsterniert, die Fans deprimiert, nur der Trainer bemüht sich um Schadensbegrenzung.

Zwar stellte sich der HSV in der Allianz-Arena nicht so amateurhaft an wie beim Pokal-Aus in Jena. Eine Woche nach der Blamage in Thüringen stemmten sich die Hanseaten aber vergeblich gegen ein weiteres bitteres München-Gastspiel.

Wie in den Vorjahren waren die Hanseaten in der Münchner WM-Arena für Rekordmeister FC Bayern nicht mehr als ein überforderter Sparringspartner. Niemand in Hamburg hatte an der Isar einen Punktgewinn oder gar einen Sieg erwartet, aber es war eben auch keinerlei positive Entwicklung zu erkennen.

„Für uns ist jedes Spiel eine sehr schwere Aufgabe. Wenn wir keine hundert Prozent erreichen und einige Ausfälle haben, dann schaffen wir es nicht“, sagte Trainer Bruno Labbadia ernüchtert. Zweimal hintereinander Relegation, so der Coach weiter, „lässt die Spieler natürlich auch nicht kalt.“

„Müssen Rückschläge einkalkulieren, ohne darauf zu warten“

Schon das peinliche Erstrunden-Aus im Pokal vor einer Woche beim Regionalligisten FC Carl Zeiss Jena (2:3 n.V.) deckte auf, dass die HSV-Profis nicht nur unverändert fußballerische Probleme haben. Auch an der Einstellung hapert es nach wie vor. Dass satte Routiniers wie Rafael van der Vaart und Marcell Jansen keine neuen Verträge bekamen, hat anscheinend noch nichts bewirkt.

Dem arg gebeutelten Labbadia bleibt wie in der jüngeren Vergangenheit kaum etwas anderes übrig, als zumindest nach außen hin Ruhe zu bewahren: „Es sind Ansätze da. Wir müssen Rückschläge einkalkulieren, ohne darauf zu warten.“

HSV verliert 0:5 bei den Bayern

Thomas Müler (l.) im Duell mit Emir Spahic
Thomas Müler (l.) im Duell mit Emir Spahic © Bongarts/Getty Images | Lennart Preiss
Robert Lewandowski (l.) läuft Dennis Diekmeier davon
Robert Lewandowski (l.) läuft Dennis Diekmeier davon © Bongarts/Getty Images | Lennart Preiss
Arturo Vidal (r.) und Lewis Holtby beim Zweikampf
Arturo Vidal (r.) und Lewis Holtby beim Zweikampf © Bongarts/Getty Images | Lennart Preiss
Münchens Arjen Robben (l-r) im Spiel gegen Hamburgs Gideon Jung und Lewis Holtby
Münchens Arjen Robben (l-r) im Spiel gegen Hamburgs Gideon Jung und Lewis Holtby © dpa | Peter Kneffel
So jubelt ein Doppeltorschütze: Thomas Müller
So jubelt ein Doppeltorschütze: Thomas Müller © dpa
Münchens Mehdi Benatia (m.) jubelt nach seinem Tor zum 1:0
Münchens Mehdi Benatia (m.) jubelt nach seinem Tor zum 1:0 © dpa | Sven Hoppe
Douglas Costa (l.) gegen Michael Gregoritsch
Douglas Costa (l.) gegen Michael Gregoritsch © Bongarts/Getty Images | Lennart Preiss
Hamburgs Dennis Diekmeier (l.) im Zweikampf mit Münchens Douglas Costa
Hamburgs Dennis Diekmeier (l.) im Zweikampf mit Münchens Douglas Costa © dpa | Peter Kneffel
Münchens Robert Lewandowski köpft knapp über die Latte
Münchens Robert Lewandowski köpft knapp über die Latte © dpa | Peter Kneffel
Hamburgs Albin Ekdal (l.) im Zweikampf mit Münchens David Alaba
Hamburgs Albin Ekdal (l.) im Zweikampf mit Münchens David Alaba © dpa | Peter Kneffel
Er ist nicht der Torschütze, dankt aber trotzdem dem Himmel: David Alaba zelebriert den Führungstreffer durch Benatia (nicht im Bild)
Er ist nicht der Torschütze, dankt aber trotzdem dem Himmel: David Alaba zelebriert den Führungstreffer durch Benatia (nicht im Bild) © Witters
Dem Auftaktspiel zur 53. Bundesligasaison war eine spektakuläre Eröffnungsfeier vorangegangen
Dem Auftaktspiel zur 53. Bundesligasaison war eine spektakuläre Eröffnungsfeier vorangegangen © Getty Images
Dabei gab es auch einen musikalischen Auftritt von Adel Tawil
Dabei gab es auch einen musikalischen Auftritt von Adel Tawil © Getty Images
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„Für jeden Neuen ist es schwer reinzukommen“

Neuverpflichtung Emir Spahic machte seinem Ruf als Raubein alle Ehre. Gideon Jung und Michael Gregoritsch verhalf Labbadia ausgerechnet beim Rekordmeister zu Bundesliga-Debüts - sie gingen mit unter. „Für jeden Neuen ist es schwer reinzukommen, weil keine Struktur da ist“, erklärte der Übungsleiter. An der Vorbereitung kann es kaum liegen: Labbadia ließ 91,5 Stunden in 66 Einheiten üben, wie die „Bild“-Zeitung ausrechnete, und liegt damit in der Liga an der Spitze.

Was Labbadia fehlt, ist neben Albin Ekdal ein richtig guter offensiver Mittelfeldspieler. Deshalb könnte Kerem Demirbay (Vertrag bis 2017), der zuletzt an Kaiserslautern ausgeliehen war, noch vor Ende der Transferperiode gehen. Er fühlt sich nicht genug wertgeschätzt.

Die ganze Bundesliga schaut auf die letzten Transfers, die Peter Knäbel in diesem Sommer tätigen wird. Der Direktor Fußball kämpft aber nach den verschwundenen HSV-Dokumenten selbst um seine Reputation.

„Topspiel“ gegen Stuttgart

Der Verein, der formell seit der Ausgliederung der Fußballsparte vor einem Jahr ja gar keiner mehr ist, liefert kaum weniger negative Schlagzeilen als die offenkundig limitierten Rautenprofis. Dass Sportdirektor Peter Knäbel ein Rucksack mit sensiblen Gehaltszahlen des kickenden Personals unter immer noch ungeklärten Umständen abhanden gekommen ist, hat das Image des 128 Jahre alten Clubs zusätzlich weiter ramponiert.

Diese Nebenkriegsschauplätze sind es, die Labbadia die tägliche Arbeit im Volkspark zusätzlich erschweren, der Hesse macht daraus auch gar keinen Hehl. „Alles, was in der Vergangenheit passiert ist, holt uns immer ein, solange wir nicht auf eine normale Basis kommen. Die Kritiker werden solange rauskommen, solange wir ihnen Futter geben“, mahnte der Fußball-Lehrer auf der Vereins-Homepage, wohl auch in Richtung Sportdirektor.

Nur bei der Deutschen Fußball Liga steht der HSV auch sportlich noch hoch im Kurs. Nachdem die Norddeutschen schon zum Teilnehmer am Bundesliga-Eröffnungsspiel in München gekürt wurden, bekamen sie auch für die Heimpremiere am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) gegen den VfB Stuttgart den exklusiven Abendtermin reserviert.