Hamburg. Der HSV hat beim FC Bayern erneut ein Debakel kassiert. Labbadia vermutet, die Relegation steckt noch in den Köpfen der Spieler.

Das Wetter über Hamburg dürfte die Stimmungslage beim HSV keine 24 Stunden nach dem Debakel beim Deutschen Meister FC Bayern München widerspiegeln. Es ist bewölkt und es regnet. Am Morgen nach der Ankunft lief sich die Mannschaft am Volkspark aus. Die Reservisten trainierten am Ball.

"Wir spielen seit 2 Jahren Relegation. Alle sagen "jetzt gehts schon wieder los", das lässt die Spieler natürlich auch nicht kalt", wird Trainer Bruno Labbadia vom Verein auf Twitter am Sonnabend zitiert. "Wir hatten zu viele individuelle Fehler und haben zu viele Tore kassiert. Das Ergebnis trifft auch heute noch."

Kommentar: HSV war überfordert, hat sich aber nicht blamiert

Nach dem Pokal-Aus gegen den Viertligisten Carl Zeiss Jena folgte am Freitag zur Eröffnung der 53. Bundesliga-Saison ein 0:5 in München. Nur in den ersten 30 Minuten konnte sich das Team um Kapitän Johan Djourou dagegen stemmen. Danach brachen die Rothosen auseinander. Das erste Gegentor durch Medhi Benatia nach einem Freistoß war schlecht verteidigt, ähnlich wie der Freistoß im Pokal-Spiel, der zum 2:3 führte.

Kapitän Djourou will die Niederlage auf der Vereinsseite nicht zu hoch hängen: "Es war klar, dass es ein schweres Spiel wird. Wir haben in der ersten Halbzeit gut dagegen gehalten, am Ende war es dann aber doch deutlich. Das darf uns jetzt aber nicht zu lange beschäftigen und aus der Bahn werfen. Bayern darf nicht der Maßstab sein."

"Wollten es den Bayern schwer machen"

Nach der Pause bemühten sich die Hamburger noch kurz den Ausgleich zu schießen, aber Bayern drehte auf. "Für uns war es zu Anfang sehr schwer, gegen diese kompakte Abwehr zu agieren. Wir müssen lernen, auch so eine Mannschaft zu bespielen. Das ist uns in der zweiten Halbzeit viel besser gelungen", fasste Bayern-Trainer Pep Guardiola seinen ersten Saisonsieg knapp zusammen.

Der HSV wollte nach Worten von Trainer Labbadia es "den Bayern schwer machen". Das sei seiner Mannschaft "in den 40 Minuten taktisch sehr gut gelungen". "Am Ende hat Bayern absolut verdient gewonnen. In der zweiten Halbzeit wollten wir das 0:1 so lange wie möglich halten und hatten uns vorgenommen, mehr Druck aufzubauen. Das 0:2 ist dann zu früh gefallen und hat uns aus dem Tritt gebracht", fasste Labbadia auf der Vereinsseite.

Einzelkritik: Spahic sieht rot, Ostrzolek überfordert

Vor den 75.000 Zuschauern trafen in der zweiten Halbzeit zunächst Robert Lewandowski (52.), anschließend köpfte Thomas Müller eine wunderbare Außenrist-Flanke von Costa aus kurzer Distanz ein (69.). Vier Minuten später war es erneut der Weltmeister, der nach einem feinen Zuspiel von Lewandowski durch die Schnittstelle der HSV-Abwehr Adler umkurvte und mühelos einschob. Schließlich setzte der überragende Costa nach einem Aussetzer von Ostrzolek mit einem platzierten Schuss aus 17 Metern den Schlusspunkt.

Knäbel im Interview über Rucksack-Posse

HSV-Direktor Profifußball Peter Knäbel sagte im Sport1-Interview zu der Höhe der Pleite: " Wir ärgern uns ziemlich über die Höhe. Die Höhe war unnötig. Ich glaube, wir hätten es mit etwas Glück verdient gehabt, mit einem 0:0 in die Pause zu gehen. Beim Schiedsrichter-Team sagt der eine Aus, der andere sagt, der Ball war nicht im Aus. In solchen 50:50-Situationen brauchst du das nötige Glück. Dann bekommt man den Freistoß gegen sich. Den kann man besser verteidigen und so geht man mit 0:1 in die Pause."

Knäbel, der froh sein dürfte, dass nach der Pokalpleite und der Posse um seinen abhandengekommenen Rucksack die nächste schlagzeilenträchtige Klatsche zunächst ausblieb. In dem Interview äußerte sich Knäbel zudem zu den Spekulationen, die entwendeten sensiblen Dokumente seien nicht aus dem Rucksack gestohlen worden, sondern direkt aus der Geschäftsstelle: "Es geht um Dokumente, die entwendet worden sind, und um nichts anderes. Ich hoffe, dass die Polizei aufklären kann, wie sie dorthin gelangt sind, wo sie sind. Ich spekuliere nicht. Ich mag das nicht. Das ist wie bei Dopingsündern, die sagen, dass ihnen zwischendrin etwas in die Probe getan wurde."