München. Die erste halbe Stunde verteidigten die Hamburger gut, doch ein Standard brachte den Rückstand. Später brach der HSV zusammen.
Titelverteidiger FC Bayern München hat die 53. Bundesliga-Saison mit der programmierten Torgala gegen den wieder einmal gedemütigten Hamburger SV eröffnet. Der deutsche Fußball-Rekordmeister besiegte die 90 Minuten nur auf Schadensbegrenzung bedachten Hanseaten am Freitagabend mit 5:0 (1:0). Vor 75 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena erzielte Abwehrspieler Medhi Benatia in der 27. Minute das erste Saisontor. Nach der Pause legten Torjäger Robert Lewandowski (52.), Thomas Müller (69./72.) mit seinem 13. Bundesliga-Doppelpack und der starke Neuzugang Douglas Costa (87.) in der Partie Angriff gegen Abwehr nach.
„Wir haben es verstanden, trotz der Erfolge hungrig zu sein. Das ist etwas Schönes. Wir haben auch nach dem 2:0 weitergemacht. An dieser Mentalität wollen wir festhalten“, sagte Müller der ARD. Matthias Sammer freute sich über das Zunull. „Wir müssen jetzt Signale aussenden, die richtigen Signale“, sagte der Bayern-Sportdirektor. So würde die Konkurrenz nicht auf den Gedanken komme, dass „gegen den FC Bayern vielleicht was geht.“
Bei den Hamburgern war die Laune naturgemäß schlechter. „Wir haben das in der ersten Halbzeit noch gut gemacht. Irgendwann haben wir Fehler gemacht, dann war das Ergebnis nicht mehr zu halten“, sagte Torwart René Adler. HSV-Coach Bruno Labbadia klagte über eine vermeintliche Fehlentscheidung vor dem ersten Gegentor. Merkte aber auch an: „Wir waren nicht clever genug. Wir müssen das als Lerneffekt mitnehmen, auch wenn es weh tut.“
Bayern-Trainer Pep Guardiola machte mit seinem Team das erste Schrittchen zum historischen vierten Meistertitel in Serie. Der HSV kam eine Woche nach dem blamablen Pokal-K.o. beim Viertligisten Carl-Zeiss Jena in München wieder unter die Räder: Zuletzt hatten die Niederlagen 0:8, 1:3, 2:9, 0:5, 0:6 gelautet. Die miserable Torbilanz lautet nun 3:36.
Nach einem heißen Sommertag in München war wenige Stunden vor dem Anpfiff ein Gewitter niedergegangen - die Temperaturen waren angenehm. Und die Bayern brauchten ein wenig Zeit, um sich warm zu spielen. Der HSV verbarrikadierte sich tief in der eigenen Hälfte. Aber: Nur wenn die Bayern schnell und direkt spielten, taten sich Lücken in der blauen HSV-Wand auf. Ein Kopfball von Arjen Robben (8.) ging am Tor vorbei. Sekunden später verpasste Lewandowski eine flache Hereingabe von Costa.
Der 30-Millionen-Euro-Zugang aus Donezk zeigte seine Qualitäten in hohem Tempo, ersetzte den verletzten Franck Ribéry mehr als adäquat und war gleich bei seinem Bundesliga-Debüt ein Aktivposten. Auch der zweite Toptransfer, Arturo Vidal, stand wie erwartet in der Startelf. Der „Krieger“ war zu vorderst als kühler Stratege, denn als emotionaler Anführer gefragt. Wann würde die Hamburger Mauer löchrig werden? Ausgerechnet nach einer Standardsituation. Benatia beförderte einen Freistoß von Xabi Alonso mit Kopf und Schulter ins HSV-Tor.
Es lief aber längst nicht alles rund, beim Rekordchampion. Schon vor der Führung hatte Jérôme Boateng (17.) nach einem technischen Fehler ein taktisches Foul begehen müssen und Gelb gesehen. Xabi Alonso (11.) bügelte einen Benatia-Fauxpas aus und wurde ebenfalls verwarnt.
Gegen die HSV-Mauer anzurennen war reine Nervensache. „Es ist für die Bayern auch nicht einfach. Es sind wenig Räume da“, sagte Bundestrainer Joachim Löw in einem Halbzeit-Interview der ARD. Zuvor hatte Boateng (32.) mit einem Distanzschuss Adler beinahe überrascht. Michael Gregoritsch - ansonsten neben Adler einer der besseren Hamburger - unterlief nach einem Eckball fast ein Eigentor.
Der HSV änderte seine Taktik trotz Rückstands nicht. Die Bayern - bei denen Mario Götze nach 65 Minuten eingewechselt wurde - waren auf Ordnung bedacht und demonstrierten dann cool ihre individuelle Überlegenheit. Lewandowski - kurz zuvor noch vom bereits verwarnten Emir Spahic rüde gefoult - traf per Flachschuss zu seinem 92. BL-Tor. Nun wurde auch die HSV-Wand löchrig. Rafinha (64.) scheiterte an Adler. Costa zog kurz darauf auf außen an und bediente Müller, der per Kopfball traf. Vier Minuten später legte Müller nach Lewandowski-Zuspiel nochmal nach. Der Schlusspunkt war Costa vergönnt, der sein starkes Debüt mit seinem Premierentor krönte.
"In der ersten Halbzeit war es schwer, weil der HSV mit sechs Leuten in der Abwehrreihe verteidigt hat. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht. Mit dem Debüt von Douglas Costa und Arturo Vidal bin ich zufrieden. Sie haben viel Qualität und Erfahrung und werden Bayern München noch viel helfen.", sagte Bayern-Trainer Guardiola.
Sein Gegenüber war nicht zufrieden: "In der ersten Halbzeit haben wir taktisch gut gespielt und dann ein ärgerliches 0:1 kassiert. Das mussten wir besser verteidigen. Dann haben wir sehr früh das 0:2 bekommen. Wir wollen aus der letzten Saison lernen, weiterarbeiten und dürfen uns nicht aus dem Konzept bringen lassen", sagte Labbadia.
Die Statistik
München: Neuer - Lahm (ab 72. Thiago), Boateng, Benatia, Alaba - Alonso (ab 56. Rafinha) - Robben (ab 65. Götze), Vidal, Costa - Müller, Lewandowski. - Trainer: Guardiola
Hamburg: Adler - Diekmeier, Djourou, Spahic, Ostrzolek - Ekdal (ab 61. Olic), Jung, Holtby - Gregoritsch, Ilicevic (ab 70. Diaz) - Schipplock (ab 70. Lasogga). - Trainer: Labbadia
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)
Tore: 1:0 Benatia (27.), 2:0 Lewandowski (53.), 3:0 Müller (69.), 4:0 Müller (73.), 5:0 Costa (87.)
Ballbesitz in %: 77,2 - 22,8
Torschüsse: 23 - 5
gew. Zweikämpfe in %: 53,2 - 46,8
Fouls: 10 - 12
Ecken: 7 - 0