Spieler berufen sich auf eine mündliche Zusage des HSV. Auch Ex-Manager Kreuzer ist involviert. Schuhproblem ist kein Einzelfall.

Hamburg. Das Schuhproblem beim HSV geht in die nächste Runde. Weil Nicolai Müller und Matthias Ostrzolek (beide Nike) nicht die Schuhe von Ausrüster adidas tragen, erhielten die vier Profis eine Vertragsstrafe in Höhe von bis zu 30.000 Euro sowie ein Schreiben vom Vorstand. Das bestätigte der Berater der beiden Spieler, Rechtsanwalt Tobias Sander, dem Abendblatt. Zuvor hatte die Bild darüber berichtet. Auch Petr Jiráček (Nike) und Zoltán Stieber (Puma) haben nach Informationen der Zeitung Geldstrafen erhalten.

Hintergrund ist, dass der HSV aufgrund des Schuhproblems viel Geld verschenkt. In dem Vertrag mit dem Sportausrüster ist fixiert, dass die Hamburger für alle elf Profis, die in der Startelf stehen, Bonuszahlungen erhalten – vorausgesetzt, sie tragen Adidas-Treter. Rund 1000 Euro soll der Bundesligist pro Spieler und Spiel bekommen. Im Laufe einer Saison würde so eine Menge Geld zusammenkommen.

Pierre-Michel Lasogga, Lewis Holtby und Johan Djourou haben individuelle Ausrüsterverträge und sind von dieser Regelung nicht betroffen.

Schuhproblem beschäftigte den HSV schon im Winter

Bereits im Winter machte Sportchef Peter Knäbel seinen Spielern deutlich, wie wichtig es sei, die Vereinbarung mit adidas einzuhalten (das Abendblatt berichtete). Der Sportartikelhersteller schickte damals extra zwei Mitarbeiter mit ins Trainingslager nach Dubai, die den betroffenen Profis den Schuhwechsel ans Herz legen wollten.

Bei Müller, Stieber Ostrzolek und Jiráček hatte dieser Besuch offenbar keinen nachhaltigen Effekt. Denn die vier Profis sind anscheinend nicht gewillt, im Schuh-Streit klein beizugeben. Dabei berufen sich die Spieler auf eine „klare Absprache mit dem HSV“, sagte Sander dem Abendblatt: „Die Spieler Müller und Ostrzolek wurden mit Nike-Schuhen verpflichtet und es wurde ihnen genehmigt, mit den Tretern vom US-Sportartikelanbieter aufzulaufen.“ Diese Regelung sei zwar nicht vertraglich festgeschrieben, aber der HSV wisse laut Sander, „was er damals zugesichert hat“. Dabei berufen sich die Profis nicht nur auf Aussagen von Club-Boss Dietmar Beiersdorfer, sondern nach Bild-Informationen auch auf eine Zusage von Ex-Manager Oliver Kreuzer.

Hat adidas Ostrzolek-Vertrag verschlafen?

Sander versicherte, dass er keinen juristischen Prozess anstrebt. „Wir pflegen ein hervorragendes Verhältnis zu Herrn Beiersdorfer und Herrn Knäbel. Ich kann die Lage des HSV auch nachvollziehen. Wir werden uns jetzt an einen Tisch setzen, um eine Einigung zu erzielen.“ Allerdings werden seine Mandanten weiterhin mit Nike-Schuhen auflaufen. „Für eine andere Regelung gibt es momentan keine Anhaltspunkte“, teilte Sander mit.

Ostrzolek hatte sogar die Möglichkeit, Anfang des Jahres aus seinem Nike-Vertrag auszusteigen. Adidas zeigte zwar Interesse, doch letztlich habe es der Ausrüster „verschlafen“, einen Kontrakt abzuschließen, so Sander.

Auch Guerrero und Holtby mussten einst zahlen

Der aktuelle Schuh-Streit ist bei Weitem kein Einzelfall bei den Rothosen. Auch der frühere HSV-Star Paolo Guerrero wurde im Winter 2010 wegen der falschen Treter zur Kasse gebeten, um nur ein Beispiel zu nennen. 10.000 Euro waren damals fällig. Erst im Februar dieses Jahres musste Lewis Holtby ein Bußgeld nach dem internen Strafen-Katalog zahlen, nachdem er ein Foto aus der Mannschaftskabine mit einem Nike-Cap in den sozialen Netzwerken teilte.

Damit es keinen weiteren Akt im Schuh-Theater gibt, will der HSV nach Bild-Informationen in Zukunft vertraglich festschreiben, ob ein Spieler Adidas-Schuhe tragen muss oder mit den Tretern eines persönlichen Ausrüsters auflaufen darf. Doch zunächst einmal muss das aktuelle Schuhproblem gelöst werden.