Marcelo Díaz erzählt seine Version des Retter-Freistoßes
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Hamburg. Als der Chilene in der Nachspielzeit von Karlsruhe den Ball präparierte, stand auch Rafael van der Vaart dabei - doch schoss nicht.
Es war die Szene, die ihren Platz in den Geschichtsbüchern des HSV wohl für immer behaupten wird: Es läuft die 91. Minute im Karlsruher Wildparkstadion, als der Bundesliga-Dino dicht vor dem ersten Abstieg aus dem Fußball-Oberhaus steht. Der Ball liegt nach einem umstrittenen Freistoßpfiff dicht vor dem Sechzehnmeterraum des gastgebenden Zweitligisten, der dank der 1:0-Führung bereits vom Aufstieg träumt.
Die meisten Beobachter erwarten einen letzten Versuch des etatmäßigen Freistoßschützen Rafael van der Vaart, sich mit einem Kunstschuss doch noch gebührend vom HSV zu verabschieden. Doch Anlauf nimmt mit Marcelo Díaz ein anderer: der Chilene zirkelt das Leder ohne nennenswerten Anlauf am verdutzten KSC-Keeper Dirk Orlishausen ins Netz - und rettet die Rothosen damit in die Verlängerung, in der Nicolai Müller mit dem 2:1 schließlich den Klassenerhalt perfekt macht.
Wortbrüchig gegenüber van der Vaart
Wie es sich für einen legendären Moment gehört, rankten sich bislang diverse Gerüchte um die Situation, als Díaz Anlauf nahm. Er habe van der Vaart weggeschickt, hieß es. Der HSV-Kapitän habe sich vor der Ausführung gedrückt, lautete eine alternative Version. Jetzt hat der Torschütze selbst noch einmal seine Sicht der Dinge dargelegt. "Ich habe ihm erst gesagt, er kann schießen", bekundete Díaz am Dienstag nach seiner Rückkehr in den Hamburger Trainingsbetrieb.
Van der Vaart habe demnach nämlich sehr wohl selbst schießen wollen. Díaz habe ihm dann noch einmal auf Englisch entgegnet, "Tomorrow, my friend" - was so viel bedeutet haben soll wie "beim nächsten Mal darfst du wieder ran". Trotz der Versicherung, ihn schießen zu lassen, trat der Chilene dann doch selbst den Ball. "Ich war mir einfach sicher", sagte Díaz nun rückblickend, "ich wusste schon während des Schusses, dass er reingehen würde."
Díaz will auch in Zukunft schießen
Dass der lebensrettende Akt das Selbstbewusstsein des 28-Jährigen ebenso weiter gesteigert hat wie der Gewinn der Copa America mit der chilenischen Nationalmannschaft, beweisen weitere aktuelle Aussagen des Mittelfeldspielers. Demnach will Díaz auch in der kommenden Saison Standards in Tornähe ausführen. Und dass der Auftaktgegner Bayern München heißt, schockt den 1,66-Meter-Mann auch nicht weiter. Der lapidare Kommentar: "Nicht schlecht."
Er selbst wolle alles dafür tun, um in München dabei zu sein. In Chile habe er trotz des Copa-Gewinns weiter an sich gearbeitet. Auch nach dem Klassenerhalt habe er keine Zeit aufs Feiern verwendet, schließlich sei der Klassenerhalt mit dem HSV ohnehin "nichts, was man feiern muss". Das übernehmen ohnehin andere - so wie Club-Ikone Uwe Seeler, die dem Relegations-Helden am Dienstag am Volkspark noch einmal beschied: "Díaz hat mein Herz gerettet!"
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