Hamburg. Dafür verpflichtet der HSV gleich zwei neue Torhüter. Chancen auf Gregoritsch-Wechsel bei “50:50“. Auf welche Spieler Labbadia setzt.

Bis in den späten Abend hinein saßen die Verantwortlichen des HSV am Donnerstag über dem Vertragswerk zur Personalie Albin Ekdal, um die letzten offenen Punkte zu klären. Und auch am Freitagmorgen war der Transfer immer noch nicht vollendet, die Vertragsmodalitäten gestalten sich schwieriger als gedacht. Eine Einigung wird jedoch am Nachmittag erwartet. Beim Vormittagstraining, bei dem der Schwede fehlte, verletzte sich dann auch noch Ivica Olic am Knie. Der Angreifer musste die Einheit vorzeitig beenden.

Unkomplizierter ging es dafür auf der Torhüter-Position zu: Sowohl Testkeeper Tom Mickel gehört ab sofort fest zum Kader des HSV, er soll jedoch in der U23 zum Einsatz kommen. Überraschender Weise verpflichteten die Hamburger als dritten Torwart Andreas Hirzel vom FC Vaduz. Sollte der 22-Jährige den Medizincheck bestehen, wird der Schweizer für drei Jahre unterschreiben.

Diesen hatte der schwedische Neuzugang Ekdal aus Cagliari bereits am Donnerstag bestanden. Ob er am heutigen Freitag noch als offizieller HSV-Spieler vor die Mikrofone tritt, ist ungewiss. Für vier Jahre sichert sich der Bundesliga-Dino die Dienste des Mittelfeldakteurs, von dem HSV-Trainer Bruno Labbadia in den höchsten Tönen spricht: „Ihn zeichnet ein gutes Passspiel aus, er ist mehr ein Achter als ein Sechser. In den sieben Jahren in Italien wurde er taktisch sehr gut ausgebildet, auch in der Nationalmannschaft ist er auf gutem Weg.“

Nach Batuhan Altintas, der in der Profielf noch keine Rolle spielen wird, Gotoku Sakai und Emir Spahic ist damit der vierte Neuzugang unter Dach und Fach. Der Kader nimmt langsam Gestalt an – sollten die Wunschspieler Emil Berggreen (Eintracht Braunschweig) und Michael Gregoritsch (VfL Bochum) auch noch kommen, sind alle Positionen mindestens doppelt besetzt (siehe Grafik, mögliche Neuzugänge in Klammern). Der Transfer des Letztgenannten soll sich an diesem Freitag entscheiden. Direktor Profifußball Peter Knäbel bezeichnete die Chancen, dass der flexible Offensivspieler nach Hamburg wechselt, als „exakt 50:50“.

Sollte Gregoritsch kommen, sei ein zusätzlicher Transfer Berggreens jedoch nur schwer umzusetzen. „Dann müssten wir wohl erst jemanden abgeben“, sagt Knäbel. Auch über einen möglichen Transfer von Perspektivspieler Salifu Seidu, 21, will Knäbel vor Beginn des zweiten Trainingslagers am Sonnabend Klarheit haben – ebenso über das weitere Vorgehen mit Talent Matti Steinmann, der ausgeliehen werden könnte.

Knäbel spart an jeder Ecke

Dabei hatte Knäbel wahrlich keine leichte Aufgabe vor sich, als er nach der erfolgreichen Relegation endlich anfangen konnte, die neue Saison anzugehen. Er musste den aufgeblähten Kader des schlechtesten Bundesligaclubs verwalten und konnte erst nach allen Konkurrenten mit der konkreten Planung beginnen. Und das unter der Prämisse, das Gehaltsvolumen um mehr als zehn Millionen Euro abzusenken. Und gerade in dieser Hinsicht ist Knäbel auf einem guten Weg.

Die auslaufenden Verträge der Großverdiener wie Heiko Westermann oder Rafael van der Vaart wurden nicht verlängert, Gehaltsbezüge wie im Fall von Gojko Kacar und Ivo Ilicevic deutlich reduziert. Vor allem der Transfer des geschassten Valon Behrami zum FC Watford ist Knäbel und auch Dietmar Beiersdorfer hoch anzurechnen, die die vor einem Jahr an den SSC Neapel gezahlten 3,5 Millionen Euro annähernd wieder einstreichen konnten.

Auch die rund zehn Millionen Euro Ablöse für Jonathan Tah (nach Leverkusen) sind eine Summe, die trotz seines großen Potenzials nicht selbstverständlich erscheint. Die Vertragsauflösungen von Lasse Sobiech und Maximilian Beis­ter sparten rund 1,5 Millionen Euro Gehalt ein, auch wenn in diesen Fällen großzügig auf Ablösesummen verzichtet wurde.

Sind die Neuzugänge eine echte Verstärkung?

Bei den Zugängen musste Knäbel freilich Abstriche machen. Labbadia hatte zugegeben, dass seine Wunschvorstellungen nicht realisierbar seien. So machen die bisherigen Neuverpflichtungen zwar durchaus Sinn – ob sie sich allerdings als echte Verstärkungen erweisen, bleibt abzuwarten. Einzig Spahic, 34, sollte trotz seines Alters in der Innenverteidigung gesetzt sein – sofern sich der Bosnier auf dem Platz und außerhalb desselben künftig im Griff hat.

Sakai sorgt auf den Außenverteidigerpositionen zwar für benötigte Konkurrenz, doch mit ähnlichen Leistungen wie zuletzt beim VfB Stuttgart wird er die Probleme dort nicht lösen können. Und dass Ekdal mit dem im Gegensatz zur Serie A schnelleren Fußball der Bundesliga klarkommt, muss der Schwede erst noch beweisen. Für einen echten „Königstransfer“ fehlen dem HSV vor dieser Saison die Mittel.

Von Altintas bis Trares: Das sind die Neuen

Ein neuer Hoffnungsträger für den HSV: Josip Drmic kam in der Winterpause
Ein neuer Hoffnungsträger für den HSV: Josip Drmic kam in der Winterpause © dpa | Daniel Reinhardt
In Hamburg darf der Schweizer Nationalstürmer von Borussia Mönhcengladbach auf Leihbasis bis zum Saisonende ran
In Hamburg darf der Schweizer Nationalstürmer von Borussia Mönhcengladbach auf Leihbasis bis zum Saisonende ran © Witters
Nabil Bahoui spielte zuletzt in Saudi-Arabien bei Al-Ahli Dschidda
Nabil Bahoui spielte zuletzt in Saudi-Arabien bei Al-Ahli Dschidda © Imago/Zuma Press
Für Schweden machte der Mittelfeldspieler (l.) sechs Länderspiele
Für Schweden machte der Mittelfeldspieler (l.) sechs Länderspiele © Picture Alliance
Aaron Hunt wechselte für rund drei Millionen Euro vom VfL Wolfsburg zum HSV
Aaron Hunt wechselte für rund drei Millionen Euro vom VfL Wolfsburg zum HSV © Witters
Der ehemalige Bremer und dreimalige Nationalspieler traf in der Vergangenheit besonders gerne gegen Hamburg
Der ehemalige Bremer und dreimalige Nationalspieler traf in der Vergangenheit besonders gerne gegen Hamburg © Witters
Stürmer Sven Schipplock kam von Hoffenheim
Stürmer Sven Schipplock kam von Hoffenheim © Witters
Der 26-Jährige gab noch am Tag der Unterschrift im Test gegen Kassel sein HSV-Debüt - ohne eine einzige Trainingseinheit mit den neuen Kollegen absolviert zu haben
Der 26-Jährige gab noch am Tag der Unterschrift im Test gegen Kassel sein HSV-Debüt - ohne eine einzige Trainingseinheit mit den neuen Kollegen absolviert zu haben © Witters
Endlich im Kreis der neuen Kollegen: Um den Transfer von Michael Gregoritsch (l.) gab es ein langes Tauziehen
Endlich im Kreis der neuen Kollegen: Um den Transfer von Michael Gregoritsch (l.) gab es ein langes Tauziehen © Witters
Letztlich konnte der HSV die österreichische Offensivkraft für drei Millionen Euro vom VfL Bochum loseisen
Letztlich konnte der HSV die österreichische Offensivkraft für drei Millionen Euro vom VfL Bochum loseisen © Witters
Er soll der neue Leader werden: Innenverteidiger Emir Spahic kam trotz vorübergehender DFL-Sperre wegen einer Prügelei nach Hamburg
Er soll der neue Leader werden: Innenverteidiger Emir Spahic kam trotz vorübergehender DFL-Sperre wegen einer Prügelei nach Hamburg © Witters
Trainer Bruno Labbadia nimmt den 34-jährigen bosnischen Ex-Nationalspieler bereits in die Pflicht
Trainer Bruno Labbadia nimmt den 34-jährigen bosnischen Ex-Nationalspieler bereits in die Pflicht © Witters
Auch Gotoku
Auch Gotoku "Go" Sakai ist ein Mann für die Defensive. Der rechte Außenverteidiger kam für 700.000 Euro vom VfB Stuttgart © Witters
Beim HSV ist der japanische Nationalspieler (r., neben Nachwuchsspieler Dongsu Kim) nicht der einzige Asiate
Beim HSV ist der japanische Nationalspieler (r., neben Nachwuchsspieler Dongsu Kim) nicht der einzige Asiate © Witters
Der 18-jährige Landsmann Tasuya Ito (r.) soll sich vorerst in der Offensive der Regionalligamannschaft für höhere Aufgaben empfehlen
Der 18-jährige Landsmann Tasuya Ito (r.) soll sich vorerst in der Offensive der Regionalligamannschaft für höhere Aufgaben empfehlen © Witters
Höchsten Ansprüchen gerecht wird bereits Königstransfer Albin Ekdal
Höchsten Ansprüchen gerecht wird bereits Königstransfer Albin Ekdal © Witters
Der 25 Jahre alte schwedische Nationalspieler kommt von Cagliari Calcio an die Elbe
Der 25 Jahre alte schwedische Nationalspieler kommt von Cagliari Calcio an die Elbe © picture alliance / dpa
Labbadia und den HSV-Verantwortlichen waren die Dienste des
Labbadia und den HSV-Verantwortlichen waren die Dienste des "Sechsers" 4,5 Millionen Euro wert © Witters
Ekdal trainierte zunächst auch an der Seite Kerem Demirbays (l.), der nach einjähriger Ausleihe an Kaiserslautern nach Hamburg zurückkehrte...
Ekdal trainierte zunächst auch an der Seite Kerem Demirbays (l.), der nach einjähriger Ausleihe an Kaiserslautern nach Hamburg zurückkehrte... © Witters
...um kurz darauf an Fortuna Düsseldorf weiterverliehen zu werden
...um kurz darauf an Fortuna Düsseldorf weiterverliehen zu werden © Imago/Aleksandar Djorovic
Stürmer Batuhan Altintas muss langsam an den Kader herangeführt werden
Stürmer Batuhan Altintas muss langsam an den Kader herangeführt werden © Witters
Der 19-jährige Türke saß bei seinem Ex-Arbeitgeber Bursaspor zuletzt ein Jahr lang auf der Tribüne
Der 19-jährige Türke saß bei seinem Ex-Arbeitgeber Bursaspor zuletzt ein Jahr lang auf der Tribüne © Witters
Andreas Hirzel ist die neue Nummer drei unter den Torhütern
Andreas Hirzel ist die neue Nummer drei unter den Torhütern © Witters
Der Schweizer kam vom FC Vaduz und durfte den HSV-Kasten im Test gegen Bielefeld (0:2) direkt einmal über 90 Minuten hüten
Der Schweizer kam vom FC Vaduz und durfte den HSV-Kasten im Test gegen Bielefeld (0:2) direkt einmal über 90 Minuten hüten © Witters
Als neuer Co-Trainer soll sich Bernhard Trares um die Heranführung junger Talente kümmern
Als neuer Co-Trainer soll sich Bernhard Trares um die Heranführung junger Talente kümmern © Witters
Mit Labbadia hat Trares die früheren Stationen Darmstadt, Bremen und Karlsruhe gemeinsam
Mit Labbadia hat Trares die früheren Stationen Darmstadt, Bremen und Karlsruhe gemeinsam © Witters
Und so sieht der gesamte vorläufige Bundesligakader des HSV aus
Und so sieht der gesamte vorläufige Bundesligakader des HSV aus © Witters
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Setzen sich Demirbay und Gouaida durch?

Vielmehr setzen die HSV-Verantwortlichen darauf, dass mehrere Profis eine Entwicklung zeigen und der Mannschaft so zu mehr Stabilität verhelfen. So ist beispielsweise dem Brasilianer Cléber nach dem ersten Jahr der Eingewöhnung in Deutschland durchaus zuzutrauen, seine Anlagen öfter abrufen zu können. Auch Marcelo Díaz sollte nach einer sehr guten Südamerikameisterschaft am 25. Juli mit viel Mut nach Hamburg zurückkehren, wenn er seinen Extraurlaub beendet hat.

Ebenso spannend ist, wie stark sich Kerem Demirbay nach seinem Lehrjahr in Kaiserslautern präsentieren wird. Der 22-Jährige stößt wegen der U-21-EM erst am heutigen Freitag zum Team. Im Mittelfeld deutete Mohamed Gouaida während der Vorbereitung an, dass er einen Schritt nach vorne gemacht hat. Und für den derzeit äußerst agil wirkenden Pierre-Michel Lasogga kann es kaum schlechter laufen als in der vergangenen Saison. „Wir behalten den Markt weiter im Auge, gerade was mögliche Leihgeschäfte angeht“, sagt Knäbel. „Aber nach dem Ekdal-Transfer können wir das erste Mal ein wenig durchatmen.“

Diese Spieler brachten dem HSV das meiste Geld

Er führt das Ranking an: Nigel de Jong (Niederlande) wechselte 2009 zu Manchester City und brachte dem HSV dadurch 18 Millionen Euro ein
Er führt das Ranking an: Nigel de Jong (Niederlande) wechselte 2009 zu Manchester City und brachte dem HSV dadurch 18 Millionen Euro ein © Witters
15 Millionen Euro waren Real Madrid 2008 die Dienste von de Jongs Landsmann Rafael van der Vaart wert
15 Millionen Euro waren Real Madrid 2008 die Dienste von de Jongs Landsmann Rafael van der Vaart wert © Witters
Mit einer Ablöse von bis zu 15 Millionen Euro (zwölf Millionen plus drei Millionen erfolgsabhängiger Zusatzzahlungen) von Zenit St. Petersburg avancierte Douglas Santos im Sommer 2019 zum teuersten Profi der deutschen Zweitliga-Geschichte.
Mit einer Ablöse von bis zu 15 Millionen Euro (zwölf Millionen plus drei Millionen erfolgsabhängiger Zusatzzahlungen) von Zenit St. Petersburg avancierte Douglas Santos im Sommer 2019 zum teuersten Profi der deutschen Zweitliga-Geschichte. © Imago/Michael Schwarz
Nach langem Transfer-Wirrwarr einigten sich der HSV und Bayer Leverkusen 2014 auf eine 14,5 Millionen Euro schwere Ablöse für Hakan Calhanoglu (Türkei)
Nach langem Transfer-Wirrwarr einigten sich der HSV und Bayer Leverkusen 2014 auf eine 14,5 Millionen Euro schwere Ablöse für Hakan Calhanoglu (Türkei) © Witters
Für Khalid Boulahrouz (Niederlande) machte der FC Chelsea 2006 rund 13,2 Millionen Euro locker
Für Khalid Boulahrouz (Niederlande) machte der FC Chelsea 2006 rund 13,2 Millionen Euro locker © Witters
Im Sommer 2010 holte Manchester City Jerome Boateng (Deutschland) für 12,5 Millionen Euro vom HSV auf die Insel
Im Sommer 2010 holte Manchester City Jerome Boateng (Deutschland) für 12,5 Millionen Euro vom HSV auf die Insel © Witters
Heung-Min Son (Südkorea) wechselte drei Jahre später für 10 Millionen Euro von der Elbe an den Rhein nach Leverkusen
Heung-Min Son (Südkorea) wechselte drei Jahre später für 10 Millionen Euro von der Elbe an den Rhein nach Leverkusen © Witters
Auch für Innenverteidiger Jonathan Tah (Deutschland) stemmte der Werksclub im Juli 2015 kolportierte acht Millionen Euro Ablöse, die sich durch Prämien noch auf zwei Millionen erhöhen kann
Auch für Innenverteidiger Jonathan Tah (Deutschland) stemmte der Werksclub im Juli 2015 kolportierte acht Millionen Euro Ablöse, die sich durch Prämien noch auf zwei Millionen erhöhen kann © Witters
Für Eljero Elia (Niederlande, r.) machte Juventus Turin 2011 stolze 9 Millionen Euro locker
Für Eljero Elia (Niederlande, r.) machte Juventus Turin 2011 stolze 9 Millionen Euro locker © Witters
Immerhin 8,5 Millionen Euro wurden 2008 für Vincent Kompany (Belgien) aus Manchester nach Hamburg überwiesen
Immerhin 8,5 Millionen Euro wurden 2008 für Vincent Kompany (Belgien) aus Manchester nach Hamburg überwiesen © Witters
1991 sanierte der Verkauf des deutschen Nationalspielers Thomas Dolls zu Lazio Rom den HSV. 15 Millionen D-Mark, also umgerechnet rund 7,65 Millionen Euro, kassierten die Hamburger für den späteren Trainer
1991 sanierte der Verkauf des deutschen Nationalspielers Thomas Dolls zu Lazio Rom den HSV. 15 Millionen D-Mark, also umgerechnet rund 7,65 Millionen Euro, kassierten die Hamburger für den späteren Trainer © Witters
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