Hamburg. Neuer Co-Trainer sieht andere Vereine in der Talentförderung deutlich weiter. Trares hat bewiesen, dass er Rohdiamanten schleifen kann.
In seinem ersten HSV-Training zeigte Bernhard Trares sofort, was er noch kann. Der Ball auf der einen, Gegenspieler Gotoku Sakai auf der anderen Seite. Und den eigenen Körper – quadratisch, praktisch, gut wie in seinen besten Jahren – dazwischengeschoben. So lief Trares zehn, 20, 30 Meter an der Außenlinie entlang, ehe er den Ball grinsend ins Aus pikte. 49 Jahre ist Bruno Labbadias neuer Co-Trainer mittlerweile alt, doch den Ball, den lässt sich der frühere Defensivallrounder (Spitzname: Fußballgott) noch immer nicht so einfach abnehmen.
Natürlich hat Labbadia seinen nimmermüden Kumpel Trares aber nicht in erster Linie zur Demütigung der jüngeren Spieler geholt, ganz im Gegenteil. „Ich bin ein weiterer Co-Trainer, aber ich soll vor allem auch für eine bessere Durchlässigkeit zwischen U19, U23 und den Profis sorgen“, erklärt Trares nach getaner Arbeit. Als „Übergangstrainer“ soll er arbeiten – so hat sich das Sportdirektor Bernhard Peters jedenfalls überlegt. „Wir wollen talentierte Spieler in Zukunft verstärkt selbst entwickeln“, sagt Trares, der aus Erfahrung sprechen kann.
Bei Schalkes Nachwuchs hat der gebürtige Hesse in den vergangenen Jahren nachhaltig unter Beweis gestellt, dass er fußballerische Rohdiamanten schleifen kann. Bei den Königsblauen verhalf Trares einer ganzen Reihe von Talenten wie Max Meyer, Ralf Fährmann oder auch Sead Kolašinac zu einer Profikarriere. „Schalke hat das in der Vergangenheit sehr gut gemacht“, sagt Trares, der nur zu gut weiß, dass er gleiches nur bedingt über seinen neuen Arbeitgeber behaupten kann: „Viele Vereine sind viel weiter als wir. In Hamburg hat man es lange nicht geschafft, eigene Toptalente auch auf den Rasen bei den Profis zu bringen.“
Genau das soll sich nun aber ändern. Trares hat klare Vorstellungen, will Fördertraining für die U19- und die U23-Talente anbieten. Dass gerade er, der nachhaltig und langfristig etwas aufbauen soll, nur einen Ein-Jahres-Vertrag bekommen hat, stört Trares nicht: „Der Verein hatte zuletzt viele Trainer, die vor allem nachhaltig bezahlt werden mussten.“ Und auch die Frage, wie er überhaupt auf den HSV gekommen ist, beantwortet Trares gerne. Der frühere HSV-Nationalspieler Jürgen Groh stamme aus der gleichen Gegend, hätte vor seiner Karriere als Postbote den Trares sogar die Briefe gebracht. „Der war immer sehr bodenständig. Für mich stand er für den HSV.“ Es war gewissermaßen eine sehr nachhaltige Begegnung.