Hamburg. Nach dem Tah-Verkauf für zehn Millionen Euro an Bayer hofft der HSV auf eine schnelle Zusage des Schweden. Gregoritsch soll kommen.

Am frühen Dienstagabend ging plötzlich alles ganz schnell. Jonathan Tah? Verkauft! Albin Ekdal? Soll kommen! Michael Gregoritsch? Soll auch kommen! Und Salifu Seidu? Bereits da! Der erste Stein im Transfer war nach wochenlangen Verhandlungen endlich gefallen – und die nächsten Steine werden folgen. „Ihr Angebot, dem wir letztlich zugestimmt haben, war aus unserer Sicht auch ein klares Commitment von Bayer an den Spieler Jonathan Tah“, kommentierte HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer Leverkusens Offerte, die nach Abendblatt-Informationen bei rund zehn Millionen Euro gelegen haben soll. Viel Geld, das der HSV mehr als gut gebrauchen kann.

Denn nach dem Millionen-Transfer ist bekanntlich vor dem Millionen-Transfer. Tatsächlich soll eine Einigung mit Wunschneuzugang Albin Ekdal nach dem Verkauf Tahs nur noch eine Frage der Zeit sein. Bereits seit Wochen feilscht Sportchef Peter Knäbel abwechselnd mit Ekdal selbst, dessen Berater Martin Klette und vor allem mit den Verantwortlichen von Cagliari Calcio. „Es sind keine einfachen Gespräche“, sagt Knäbel, der bei seinem Werben um den geplanten Königstransfer seit Dienstagabend einige millionenschwere Argumente mehr hat, aber auch nicht zu viel zahlen will. „Wie immer geht es auch bei Ekdal ums Geld.“

Das liebe Geld also. 4,5 Millionen Euro, so heißt es auf dieser Seite des Brenners, ist der HSV bereit zu zahlen. 5,5 Millionen Euro, so sagt man auf der anderen Seite des Brenners, soll der Schwede kosten. Und obwohl sich die Hamburger und Cagliari täglich annähern, sich sogar zwischendurch schon mal handelseinig waren, bleibt die Sorge, dass im letzten Moment doch noch ein anderer Club das Rennen um den 16-fachen Nationalspieler macht. Das neureiche Paris St. Germain soll weiterhin starkes Interesse haben, genauso wie das nicht weniger zahlungskräftige Trabzonspor. Der HSV bleibt aber nach dem Tah-Transfer in der Pole-Position. „Es gibt noch immer keine Einigung zwischen den Clubs und auch nicht zwischen dem HSV und meinem Klienten“, drückte nur Berater Klette am Dienstag noch ein wenig auf die Bremse. Einige Extrarunden müssten wohl noch absolviert werden.

Ex-HSVer Dahlin hält viel von Ekdals Qualitäten

Nur eine Frage, die wollte am Dienstag bei all der Tah-Euphorie kein Hamburger beantworten: Ist Albin Ekdal, dieser 1,86 Meter große Fußballbeau mit dem sorgfältig gegelten Seitenscheitel, überhaupt all die Aufregung wert? „Unbedingt“, antwortet einer, der es ebenfalls wissen muss. Der frühere Hamburger Martin Dahlin, der 60 Länderspiele für Schweden absolviert hat und mittlerweile sein Geld als Spielerberater verdient, ist sich sicher, dass Ekdal eine echte Verstärkung für den HSV wäre. „Albin hat in Italien sehr eindrucksvoll sein Können unter Beweis gestellt. Die Bundesliga wäre genau die richtige Herausforderung für ihn“, sagt Dahlin, der Ekdals Karriereweg ganz genau verfolgt hat. „Er war schon immer ein großes Talent, aber seinen echten Durchbruch hat er erst in den vergangenen zwei Jahren geschafft“, sagt der frühere Stürmerstar.

Ekdal begann seine Karriere beim Underdogclub IF Brommapojkarna, hatte aber schon mit 15 Jahren ein Angebot vom FC Chelsea. Der Youngster widerstand der Versuchung, blieb noch vier Jahre in Schweden und beendete in der Heimat ganz brav seine Schule. Erst als auch Juventus Turin beim mittlerweile 19 Jahre alten Ekdal anfragte, gab dieser dem Werben schließlich nach. 2008 wechselte Ekdal nach Turin, wo der Mittelfeldmann erstmals so richtig gewogen – und recht schnell für zu leicht befunden wurde. Ekdal wurde nach Siena verliehen, dann nach Bologna und schließlich nach Cagliari verkauft. „Er war damals noch zu jung, um sich auf Anhieb in der Serie A durchzusetzen“, erinnert sich Dahlin, „aber nach seinem Wechsel zu Cagliari ging sein Stern erst so richtig auf.“

Perspektivspieler Seidu ist schon in Hamburg

Tatsächlich konnte sich Ekdal, der bereits 2011 sein Debüt für Schwedens A-Team feierte, auch in der Nationalmannschaft erst in den vergangenen zwei Jahren so richtig durchsetzen. Der klassische Achter, der seine Rolle als Verbindungsspieler zwischen Offensive und Defensive interpretiert, verdrängte sogar Rasmus Elm. „Albin ist fleißig, überzeugt durch ein sicheres Passspiel und ist ein sehr intelligenter Spieler“, lobt Dahlin, der nur eine Schwäche ausgemacht hat: „Für einen Mittelfeldspieler schießt er zu wenig Tore. Er denkt vor dem Tor einfach zu lange nach.“

Ein wenig nachdenken müssen die Hamburger auch noch über das 21 Jahre alte Mittelfeldtalent Salifu Seidu, das bereits am Dienstag in Hamburg-Fuhlsbüttel gelandet ist. Anders als Ekdal wäre der Ghanaer von Club Africain Tunis allerdings nur als Perspektivspieler gedacht. Auch einen direkten Tah-Ersatz wird es trotz der Tah-Millionen nicht geben. „Wir planen auf dieser Position mit Spahic, Djourou, Cléber und Gideon Jung aus unserer U23“, sagte Beiersdorfer am Abend. Somit gilt auch für den jungen Jung: manchmal kann es ganz schnell gehen.