Karlsruhe. Deal wurde bereits fix gemacht und nur noch auf den Klassenerhalt gewartet. Gespräche mit Kacar. So geht es jetzt weiter beim HSV.

Geschafft! Der HSV hat den schlimmsten anzunehmenden Betriebsunfall auf der Zielgeraden noch einmal abwenden können. Doch frei nach Sepp Herberger lautet das Motto: Nach dem Klassenerhalt ist vor dem Klassenerhalt. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Bundesligadino, ehe die Sommerpause am Mittwoch offiziell beginnt. Eines schon mal vorab: Das nächste Punktspiel bestreitet der HSV am 15. oder 16. August – in der Ersten Bundesliga.

Wie geht es in den kommenden Tagen weiter? Die letzte Dienstreise der Saison war in der Nacht von Montag auf Dienstag mit der Busfahrt vom Hannoveraner Flughafen beendet. An diesem Dienstag wollen sich die Verantwortlichen noch einmal mit der Mannschaft zusammensetzen, ehe ab Mittwoch offiziell Urlaub ist. Vor einem Jahr gönnten sich einige Spieler (René Adler, Dennis Diekmeier, Rafael van der Vaart, Heiko Westermann) eine gemeinsame Saison-Abschlussreise nach Mallorca, nachdem der Klassenerhalt zunächst im Edelclub Golden Cut in der Nähe des Hauptbahnhofs so richtig gefeiert wurde. Ähnliches war in diesem Jahr allerdings bis zum Spiel nicht geplant. Und zumindest für die Verantwortlichen Peter Knäbel und Dietmar Beiersdorfer kann der herbeigesehnte Urlaub auch erst etwas später beginnen. Beide wollen zunächst die Personalplanungen für die kommende Spielzeit voranbringen.

Wie soll das Gesicht der Mannschaft verändert werden? Die längst vorbereiteten Kaderplanungen sollen nach dem Last-Minute-Klassenerhalt nun schnellstmöglich vorangetrieben werden. Es bleibt dabei, dass die ab Juli vertragslosen Rafael van der Vaart, Marcell Jansen und auch Ivo Ilicevic den Verein verlassen. Mit Heiko Westermann und Gojko Kacar, an dem auch Werder Bremen Interesse gezeigt hat, soll noch einmal das Gespräch gesucht werden. Gleiches gilt für Slobodan Rajkovic, der allerdings vermutlich gehen muss. PAOK Saloniki, wo Ex-HSV-Sportchef Frank Arnesen anheuerte, hat Interesse. Für dessen Nachnachfolger Peter Knäbel bleibt indes trotz des Klassenerhalts das Ziel, die Kaderkosten (zuletzt 52 Millionen Euro) um rund zehn Millionen Euro zu senken. Die verliehenen Talente Jonathan Tah und Kerem Demirbay sollen zurückkehren, Jacques Zoua und Lasse Sobiech stehen zum Verkauf. Das gilt auch für den erst im vergangenen Sommer geholten Valon Behrami, der bei einem entsprechenden Angebot gehen darf. Die Verpflichtung eines Toptalents dürfte dagegen bereits in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden. Der Deal wurde schon vor längerer Zeit fix gemacht, allerdings mussten die Verantwortlichen noch auf den Klassenerhalt warten.

Ziehen die Verantwortlichen personelle Konsequenzen? Nach dem Klassenerhalt bleibt die Führungscrew unverändert an Bord. Clubchef Dietmar Beiersdorfer wurde schon vor dem Saisonfinale gegen Schalke vom Aufsichtsrat das Vertrauen ausgesprochen. Sogar im Falle des Abstiegs hätte das Kontrollgremium mit dem Vorstandsvorsitzenden gerne weitergemacht. Und neben Beiersdorfer sollen auch Sportdirektor Bernhard Peters und Sportchef Peter Knäbel bleiben. Besonders Knäbel hat in der nun folgenden Transferperiode erstmals so richtig die Möglichkeit, sich auszuzeichnen. An der Zusammenstellung des aktuellen Kaders trifft den früheren Schweizer Sportdirektor nur bedingt Schuld, weil er erst nach der Transferphase im vergangenen Sommer verpflichtet wurde. Selbstverständlich bleiben soll Klassenerhaltstrainer Bruno Labbadia. Mit dem designierten U23-Rückkehrer Joe Zinnbauer soll zeitnah gesprochen werden, andere Nachwuchstrainer müssen dagegen gehen. Im Aufsichtsrat ist kein Personalwechsel geplant.

Was sagen die Fans? Am 14. Juni bei der Mitgliederversammlung des HSV e.V. wird sich die Führung mit Clubchef Dietmar Beiersdorfer und Aufsichtsratschef Karl Gernandt mit Sicherheit kritische Fragen gefallen lassen müssen. Dem Vernehmen nach wird das laufende Geschäftsjahr erneut mit einem Minus von rund zehn Millionen Euro abgeschlossen, die Suche nach potenten Unternehmen mit Strahlkraft, die bereit sind, Clubanteile zu zeichnen, blieb erfolglos, das Ziel von HSVPlus, den Schuldenabbau anzugehen, wurde verfehlt. Auch bezüglich der Außendarstellung rumorte es in HSVPlus-Kreisen gewaltig, weil sich die Clubführung nicht immer glücklich anstellte, man denke nur an das TV-Interview von Gernandt beim NDR während den Vertragsverhandlungen mit Thomas Tuchel. Ebenso kritisch gesehen wird weiter Gernandts Doppelrolle als Generalbevollmächtigter von Klaus-Michael Kühne und als Vorsitzender des Aufsichtsrats, besonders im Hinblick auf den Verkauf von Vereinsanteilen an den Investor.

Wann geht es wieder los? Trainingsstart soll am 29. Juni sein, vom 4. bis 11. Juli wird der HSV sein erstes Trainingslager im schweizerischen Graubünden in der Ferienregion Flims Laax Falera absolvieren. Ein zweites Trainingslager soll in Deutschland durchgeführt werden, im Gespräch war das Hotel Klosterpforte, wo sich Hannover 96 erfolgreich auf den Abstiegskampf vorbereitete. Am 8./9. August steht die erste Pokalrunde an, eine Woche später startet der HSV in seine 53. Bundesligasaison, dank Kühne, der die Namensrechte erworben hat, wieder im Volksparkstadion.