Hamburg. Mit dem neuen Vorstand sollte alles besser werden. Doch er blieb hinter den Erwartungen. Erster schwerer Fehler schon vor der Saison.

Er war der Trumpf der Initiative HSVPlus, der Garant für eine bessere Zukunft: Alle, wirklich alle – auch das Abendblatt – gratulierten dem Club im Sommer 2014 zu der Verpflichtung von Dietmar Beiersdorfer als neuen Vorstandsvorsitzenden. Mit ihm und der neu installierten Direktorenebene – Peter Knäbel übernahm den Profibereich, Bernhard Peters den Nachwuchs – sollte endlich die dringend herbeigesehnte sportliche Kompetenz Einzug halten. Im Zeugnis für das Trio muss jedoch eingetragen werden: War stets bemüht, blieb jedoch weit hinter den Erwartungen zurück.

Beiersdorfer gelang es trotz vieler gut klingender Maßnahmen – mit Frank Wettstein kam ein Finanzvorstand, für eine bessere interne Kommunikation wurde mit Christian Pletz ein neuer Mitarbeiter eingestellt – nicht, die bösen Geister aus der verheerenden Saison 2013/14 zu vertreiben. Den ersten, womöglich entscheidenden Fehler im sportlichen Bereich machte Beiersdorfer gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit beim HSV: Obwohl er intern klar machte, dass er Slomka nicht für eine Dauerlösung hält und früh die Fühler nach seinem Wunschtrainer Thomas Tuchel ausstreckte, ließ er den ungeliebten Coach die gesamte Vorbereitung durchziehen, um ihn dann nach nur drei Spieltagen zu entlassen. Konsequenter hatte sich der HSV-Chef in der Personalie Oliver Kreuzer verhalten, der noch vor dem Saisonbeginn am 14. Juli freigestellt worden war. Auch die Entscheidung, Knäbel als Zinnbauer-Nachfolger zu installieren, sorgte für Kopfschütteln.

Lösungsansätze gingen nicht auf

Zwar erkannte Beiersdorfer die Defizite innerhalb der Mannschaft, doch seine Lösungsansätze gingen nicht auf, der eine oder andere Spieler, den der HSV gern abgegeben hätte, blieb mangels Offerten. Die größte Enttäuschung ist dabei Valon Behrami, den Beiersdorfer als Aggressiv-Leader auserkoren hatte. Auch Nicolai Müller enttäuschte, doch sein Tor zum 2:1 beim KSC machte vieles wieder gut.

Erwarb sich Beiersdorfer als Sportchef bis 2009 den Spitznamen Dukaten-Didi, weil er Spieler billig ein- und teuer verkaufen konnte, so blieb der Ertrag trotz der Millioneninvestitionen aus. Offen wird mittlerweile im Verein diskutiert, ob der Posten des Vorstandschefs überhaupt der richtige Job für Beiersdorfer ist, weil er sich nicht ausschließlich um sportliche Belange kümmern kann.

Offenkundig wurde, dass sich das Trio noch einspielen muss. Mit Knäbel hat der HSV zwar einen eloquenten Sportchef, dessen Autorität aber Grenzen gesetzt sind, schließlich muss sich der 48-Jährige stets mit Beiersdorfer abstimmen. Über das Betätigungsfeld von Peters gab es Diskussionen, als dieser Ansprachen von Zinnbauer filmte, die Spieler realisierten, dass der Trainer von Peters gecoacht wurde. Und sich fragten: Wie authentisch ist das, was uns Zinnbauer erzählt, noch?

Noch keine großen Unternehmen gewonnen

In Beiersdorfers Verantwortungsbereich fällt auch, dass es dem Club bisher nicht gelungen ist, große Unternehmen mit klangvollen Namen für strategische Partnerschaften zu gewinnen. Einzig Investor Klaus-Michael Kühne (7,5 Prozent) und Agrarunternehmer Helmut Bohnhorst (1,5 Prozent) zeichneten Anteile. Dass das Stadion vom Sommer an dank Kühne wieder Volksparkstadion heißt, ist ein nettes Gimmick für die Fans, finanziell gesehen bedeutet dieser Abschluss aber nur, dass nach dem Imtech-Ausstieg nicht weniger Geld in der leeren Kasse ist.

Das Geschäftsjahr wird der HSV mit einem zweistelligen Minus abschließen, die neue Saison wird finanziell noch schwieriger. Der Vertrauensbonus ist aufgebraucht, jetzt muss er liefern. Beiersdorfer stehen die wirklichen Herausforderungen noch bevor.