Hamburg . Das Abendblatt hörte sich auf der Straße um, wie die Hamburger die derzeitige Situation des HSV einschätzen. Die Reaktionen im Video.
SC Paderborn (31 Punkte), VfB Stuttgart (33 Punkte), SC Freiburg (34 Punkte), Hannover 96 (34 Punkte), Hertha BSC (35 Punkte) und mitten drin der Hamburger SV (32 Punkte) - nicht weniger als sechs Vereine der Fußball-Bundesliga bangen vor dem letzten Spieltag am kommenden Sonnabend um den Verbleib im deutschen Oberhaus.
Das Szenario im Tabellenkeller
Abendblatt.de hat die Ereignisse des Tages im mutmaßlich engsten Abstiegskampf der Bundesliga-Geschichte zusammengefasst:
Hannover sagt Freundschaftsspiel ab
17.02 Uhr: Wegen des Abstiegskampfes hat Hannover 96 das für den kommenden Sonntag geplante Freundschaftsspiel beim Rotenburger SV abgesagt. „Unsere sportlich noch offene Situation veranlasst uns zu dieser Entscheidung der Vernunft“, sagte 96-Manager Dirk Dufner. Die Partie soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Hannover muss eventuell noch in der Relegation gegen den Zweitliga-Dritten antreten.
Schalke begnadigt vor HSV-Spiel Höger
15.17 Uhr: Schalke versucht auf Biegen und Brechen so etwas wie Ruhe in den Verein zurückzubringen. Für das Spiel beim HSV kehrt der in der vorigen Woche suspendierte Marco Höger zurück in den Kader der Gelsenkirchener. Wie Schalke mitteilte, nimmt der Mittelfeldspieler wieder „am Trainings- und Spielbetrieb“ teil. Diese Entscheidung sei nach einem Gespräch des Profis mit der sportlichen Leitung am Montag gefallen. Damit könnte Höger tatsächlich in Hamburg sein Comeback beim Revierclub geben.
Im Zwist zwischen Höger und der Clubführung stehen die Zeichen auf Versöhnung. Noch vor der Suspendierung hatte Sportvorstand Horst Heldt angedeutet, den bis 2016 gültigen Vertrag mit dem 25-Jährigen verlängern zu wollen. Keine Zukunft beim Bundesliga-Fünften haben dagegen die zum gleichen Zeitpunkt freigestellten Profis Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam.
Hannover hat eine Trainer-Baustelle
14.55 Uhr: Hamburgs Abstiegskonkurrent hat übrigens neben dem Klassenkampf noch mindestens eine weitere Baustelle: Die Besetzung des Cheftrainerpostens. Die Niedersachsen haben für die kommende Saison nämlich noch keinen Trainer unter Vertrag. Und einer wird nach eigener Aussage unter keinen Umständen Nachfolger von Interimstrainer Michael Frontzeck. „Ein Wechsel nach Hannover ist unvorstellbar“, sagte Torsten Lieberknecht, Trainer des ungeliebten Nachbarn Eintracht Braunschweig, dem „Kicker“. Das gilt nach Angaben des Zweitliga-Coaches auch für die ferne Zukunft: „Hannover kann ich kategorisch ausschließen, auch über Umwege. Dafür ist meine Identifikation mit der Eintracht zu groß", so der 41 Jahre alte Fußball-Lehrer.
Malente schottet den HSV ab
14.36 Uhr: In Malente freut man sich derweil auf die prominenten Gäste vom HSV. In der Sportschule der Gemeinde in der holsteinischen Schweiz werden Labbadia & Co von Mittwoch bis Freitag regelrecht abgeschottet. "Das Gelände wird während des Aufenthalts des Bundesliga-Dinos für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein", heißt es beim für den Uwe-Seeler-Fußballpark zuständigen Schleswig-Holsteinischen Fußballlverband, der den Aufenthalt des HSV außerdem als "große Ehre" bezeichnet.
Strafverfahren für pöbelnde HSV-Fans
14.24 Uhr: Ein Großteil der HSV-Fans scheint sich bereits mit dem Abstieg abgefunden zu haben. Erfreulicher Nebeneffekt ist dabei der Rückgang an sogenannten Shitstorms gegen Hamburger Profis im Internet, wie sie gerade in der vergangenen Saison in sozialen Netzwerken fast an der Tagesordnung waren.
Ein paar bediente Hamburger Anhänger ließen ihrem Frust am Sonnabend nach der Pleite von Stuttgart dennoch verbal freien Lauf. So beschimpfte etwa ein 22-jähriger HSV-Fan an einer Stuttgarter S-Bahnstation einige Bundespolizisten, im Hauptbahnhof der baden-württembergischen Hauptstadt ließ ein 51 Jahre alter Hamburger seine Wut an einer Verkäuferin aus. Schließlich beleidigte ein 34-jähriger HSV-Fan zwei Beamte mit den Worten "ihr Pfeifen", wie die Bundespolizei Stuttgart am Montag mitteilte. Alle drei müssen jetzt mit einem Strafverfahren rechnen.
Das sagt Adler zum Bayern-Auftritt
14.09 Uhr: Großes Thema rund um den Abstiegskampf ist nach wie vor der Auftritt des FC Bayern bei der 1:2-Niederlage in Freiburg. Auch HSV-Torhüter René Adler hat dazu eine Meinung: „Ärgerlich für uns, wir haben acht Stück von denen bekommen. Aber aus deren Sicht irgendwie nachvollziehbar. In München ist die Luft raus. Das ist eben Fußball.“
Paderborn setzt auf Schornsteinfeger
13.53 Uhr: Wer einen Schornsteinfeger anfasst, hat Glück, heißt es im Volksmund. Der SC Paderborn setzt im Abstiegs-„Endspiel“ gegen den VfB Stuttgart auch ein wenig auf diesen Aberglauben: Alle Schornsteinfeger des Kreises Paderborn wollen die Mannschaft von Trainer André Breitenreiter am Sonnabend gegen die Schwaben unterstützen - in ihrer schwarzen Berufskleidung. „Bei so vielen Glücksbringern kann im letzten regulären Meisterschaftsspiel der Saison 2014/2015 eigentlich nichts mehr schief gehen!“, ließ der Tabellenletzte aus Ostwestfalen heute wissen.
Wandert die Stadionuhr nach Schalke?
12.58 Uhr: Ein Abstieg hätte beim HSV mehrere Konsequenzen. Eine davon wäre das Abschalten der legendären Stadionuhr, die bislang eisern die Zugehörigkeitsdauer des Gründungsmitglieds zur ersten Bundesliga mitzählte.
Am Sonnabend gegen 17.20 Uhr könnte die Uhr an der Nordkurve endgültig zum nächsten Ausstellungsstück für das klubeigene Museum werden. Oder sie wandert nach Schalke, so wie etliche Fans im Internet seit geraumer Zeit hartnäckig vorschlagen. Dann würde die Uhr eben die Jahre und Tage zählen, die der Revierclub auf eine deutsche Meisterschaft wartet, so die böshafte Begründung.
Hertha verzichtet bewusst auf Trainingslager
12.09 Uhr: Ja, auch Hertha kann noch absteigen, allerdings "nur" über die Relegation. Und so herrscht beim Hauptstadt-Klub erst einmal Ruhe. Der Montag blieb für die Berliner Profis jedenfalls frei. Und auch in der Vorbereitung auf den Showdown am Sonnabend in Hoffenheim will Trainer Pal Dardai jeden Aktionismus vermeiden. Keine Krisensitzungen, kein Trainingslager wie bei anderen Clubs, die noch im Abstiegskampf stecken: „Was machen die Spieler, wenn du sie drei Tage einbetonierst? Das haben wir damals hier schon gehabt und sind abgestiegen“, erinnerte der Ungar an negative Erfahrungen, die er als Spieler in Berlin 2010 gemacht hatte. „So etwas will ich nicht. Wir trainieren hier, werden nichts extra machen“, verkündete Dardai.
Dardai muss in den Tagen vor Hoffenheim die Balance finden zwischen Unaufgeregtheit und Anspannung. Denn noch könne alles passieren, bemerkte der 39-Jährige: „Ich rechne immer damit, frage mich, wo liegt der Teufel, wenn etwas schief geht? Dann bin ich vorbereitet.“ Noch immer sieht Dardai Hertha aber in „einer sehr vernünftigen Ausgangsposition“ im Endspurt: „Jeder da unten würde gern mit uns tauschen. Wir haben jeden Punkt mit Schwitzerei und Blut verdient.“
Stein hält HSV-Abstieg für "heilsam"
11.53 Uhr: Auch den HSV spart Fußball-Experte Stein in seiner Bestandsaufnahme natürlich nicht aus. Den Abstieg hielte der Ex-Keeper für die logische Folge jahrelangen Missmanagements. Dem HSV sei es nie gelungen, "eine vernünftige Mannschaft" zusammenzustellen, sagte Stein RTL. "Man hat wahllos zusammengekauft und sinnlos Geld verschleudert." Deshalb sei es "sinnvoll und heilsam, dass sie jetzt den Weg in die zweite Liga gehen".
Uli Stein sendet Störsignale nach Schalke
11.09 Uhr: Ein Fünkchen Hoffnung für den HSV ist die Unruhe beim kommenden Gegner Schalke. Jetzt hat sich sogar Ex-HSV-Torwart Uli Stein in die Diskussion um die leidenschaftslosen "Knappen" eingeschaltet und unverblümt den Rauswurf von Schalke-Trainer Roberto Di Matteo gefordert. "Ich habe das Gefühl, dass Mannschaft und Trainer nicht zusammenpassen", sagte Stein bei RTL aktuell: "Di Matteo spielt ein System, das man vor 30 Jahren gespielt hat. Er spielt defensiv, hat dafür aber gar nicht die Mannschaft."
Als Alternative schlägt der 60-Jährige den Schalker Jahrhundertrainer Huub Stevens vor. Der Niederländer, der derzeit mit Stuttgart gegen den Abstieg kämpft, war im Dezember 2012 nach seiner zweiten Amtszeit bei den Königsblauen entlassen worden. Mit Di Matteo hat Schalke nach einer schwachen Rückrunde das Saisonziel Champions League verpasst, sich aber für die Europa League qualifiziert.
HSV interessiert im Netz noch immer
11.04 Uhr: Der FC Ingolstadt ist übrigens aufgestiegen und damit das 54. Mitglied der Bundesliga. Interessiert aber niemanden wirklich, zumindest wenn man den sozialen Netzwerken Glauben schenken darf. Bei Twitter beispielsweise ist das Hashtag #HSV derzeit das meist frequentierte unter den Fußballvereinen. Und mit Moderator Lou Richter macht sich unter anderem auch ein etwas prominenterer HSV-Fans unter diesem Schlagwort zumindest ein bisschen Mut vor dem Abstiegsfinale:
Paderborn verzichtet auf Trainingslager
10.55 Uhr: Wie hält es eigentlich die HSV-Konkurrenz so mit einem Trainingslager? Hannover 96 bezieht vor dem Abstiegs-"Endspiel" gegen den punktgleichen SC Freiburg erneut Quartier in der Klosterpforte im ostwestfälischen Harsewinkel-Marienfeld. Dort schwört 96-Cheftrainer Michael Frontzeck den Tabellen-15. von Mittwoch bis Freitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf das Duell mit dem Vierzehnten ein. Hingegen verzichtet der Tabellenletzte SC Paderborn auf ein Trainingslager vor dem letzten Bundesliga-Spieltag.
Seeler befürwortet Malente-Lager
10.46 Uhr: Mit dem Kurztrainingslager in der schleswig-holsteinischen Provinz beschwört der HSV also den viel zitierten "Geist von Malente". Und er Namensgeber des dortigen Fußballparks meldete sich am Montag umgehend zu der Maßnahme zu Wort. "Das ist der letzte Strohhalm", sagte Klub-Ikone Uwe Seeler: "Die Mannschaft braucht jetzt Ruhe und Gelassenheit - die findet man in Malente auf jeden Fall. Spieler und Trainer können sich dort gut vorbereiten." Einen möglichen Abstieg bezeichnete der 78-Jährige als "Katastrophe für die Stadt Hamburg und den HSV".
"Die kurze Erholung macht Sinn", sagte Labbadia der Bild-Zeitung. In Malente bezog schon die deutsche Nationalmannschaft 1974 vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land unter Bundestrainer Helmut Schön Quartier und legte dort den Grundstein für den späteren Titelgewinn. Auch 1994 hielt das DFB-Team vor der WM-Endrunde in den USA unter Coach Berti Vogts dort das Vorbereitungs-Trainingslager ab.
Kacar kritisiert sich und die Mannschaft
10.27 Uhr: HSV-Profi Gojko Kacar hat an das gesamte Team appelliert. „Wir als Mannschaft sind in der Pflicht. Oft wurden hier die Trainer gewechselt, die Ergebnisse sind die gleichen geblieben. Wir können uns nicht immer auf andere verlassen. Wir müssen es selbst lösen“, fordert der Mittelfeldakteur im „Kicker“. Trotz des Absturzes auf Rang 17 sei die Rettung, für die sein Club allerdings Schützenhilfe benötigt, weiter möglich: „Es ist noch nicht vorbei. Wir müssen unser Endspiel gegen Schalke gewinnen. Dann bin ich sicher, dass wir noch eine Chance bekommen.“
HSV verliert Abstiegskrimi gegen Stuttgart
Sich und seiner Mannschaft stellt der Serbe allerdings ein schlechtes Zeugnis aus. „Der Kopf ist unser Problem. Schon das Freiburg-Spiel (1:1) war deutlich schlechter als die Partien davor, in Stuttgart haben nur alle gehofft, dass jemand hilft, keiner hat Verantwortung übernommen“, räumte er selbstkritisch ein.
Dass die HSV-Akteure unter großem Druck stehen, dürfe keine Ausrede sein, meinte der 28-Jährige. „Wir müssen mit Druck umgehen können, wir sind keine Kinder. Entscheidend ist, wir müssen gegen Schalke mehr Willen zeigen. Denn Stuttgart wollte am Samstag mehr als wir.“
Ex-VfB-Keeper setzt auf Stuttgarts Psyche
10.20 Uhr: Das frühere VfB-Idol Helmut Roleder rechnet fest mit dem direkten Klassenverbleib der Stuttgarter. „Ich bin überzeugt, dass sie in Paderborn gewinnen. Ich bin überzeugt, dass in Paderborn nichts anbrennt“, sagt der 61-Jährige vor dem Auswärtsspiel am Sonnabend. Mit einem Sieg würde der VfB ganz sicher die Klasse halten.
Der frühere Torwart Roleder, der zwischen 1972 und 1987 für den VfB aktiv war, hält die offensichtliche psychische Stabilität der Stuttgarter für einen großen Vorteil im Abstiegskampf. „Es war immer eine gewisse Stärke da. In den entscheidenden Phasen haben sie ihr Potenzial gut abgerufen“, sagte der Motivationstrainer, der mit dem VfB 1984 Meister wurde.
HSV geht ins Lager nach Malente
10.04 Uhr: Nun also wirklich: Zwei Tage nach der Niederlage von Stuttgart hat sich der HSV dazu entschlossen, noch einmal ins Trainingslager zu gehen. Die Mannschaft wird von Mittwoch bis Freitag den Uwe-Seeler-Fußballpark in Malente beziehen, um sich auf das Spiel gegen den FC Schalke 04 am Sonnabend (15.30 Uhr) vorzubereiten. Das Training soll an allen drei Tagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, teilte der HSV mit.
+++ Leitartikel: Der verdiente Abstieg? +++
Der Tabellenvorletzte kann nur mit einem Sieg seine Chance auf den Klassenverbleib wahren. Allerdings ist er auf Schützenhilfe der Konkurrenz angewiesen. „Ab jetzt zählt nur noch der kommende Samstag“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer. (HA/dpa/sid)