Hamburg. Absicht oder Zufall? Rafael van der Vaart fehlt gegen Schalke 04 gelbgesperrt. HSV-Sportchef Knäbel glaubt nur noch an die Relegation.

Nach der Entscheidung von Hannover 96 denkt auch der HSV darüber nach, vor dem letzten Saisonspiel am Sonnabend gegen den FC Schalke 04 ein Trainingslager einzurichten. Trainer Bruno Labbadia sagte am Sonntag, der Schritt werde erwogen. Also Schotten dicht für den Klassenerhalt? Vereinsboss Dietmar Beiersdorfer nimmt die Mannschaft in die Pflicht. „Wir müssen alles reinpacken, was in Körper und Geist steckt“, forderte er und ergänzte: „Wir glauben daran, dass wir Schalke schlagen können.“

Nur ein Heimsieg erhält den letzten Funken Hoffnung, in der Bundesliga zu bleiben. Dafür braucht der HSV aber Hilfe oder ein Schwächeln der Konkurrenz. „Ich spreche nicht über die zweite Liga“, sagte Beiersdorfer. Die Aktion von Rafael van der Vaart, die zur Gelb-Sperre führte, wollte er nicht verurteilen. „Für jeden Einzelnen ist es ein immenser Druck. Rafael ist sehr emotional. Aber natürlich darf ihm das nicht passieren.“

Denn er foulte, trat nach, wütete über den Platz. Dafür gibt es früher oder später eine gelbe Karte, das weiß Rafael van der Vaart selbst am besten. Und doch (oder gerade deswegen?) tat er es. Der letzte HSV-Profi aus einer Ära, in der es noch "Stars" im Verein gab, wird wegen seiner Gelbsperre nach der zehnten Kartenverwarnung am letzten Spieltag fehlen. Im Abstiegsendspiel, dem Existenzkampf um die Bundesliga am kommenden Sonnabend gegen den FC Schalke 04 kann der HSV theoretisch noch die Klasse halten. Es ist ein "Wenn, dann..." und "Vielleicht"-Spiel.

Und dabei kommt es auf die Abstiegskonkurrenz an. Paderborn und der VfB Stuttgart stehen sich gegenüber. Den Stuttgartern ist mit der Energie aus dem Sieg gegen den HSV ein weiterer Erfolg zuzutrauen. Gegen Ende der Saison fangen sich die Schwaben. Der SC Freiburg hat mit dem Schwung aus dem Erfolg über Bayern München die Rettung vor Augen. Neutralisieren sich die Breisgauer und die ebenfalls abstiegsbedrohten Hannover 96 zu einem Unentschieden, kann der HSV bestenfalls von der Relegation träumen. Denn das Torverhältnis spricht gegen die Hamburger.

Und damit, mit diesem Minimalziel scheint sich der Club schon abgefunden zu haben. Völlig ermattet und deprimiert stellte sich Sportchef Peter Knäbel, der unglücklichste Interimstrainer der Geschichte, nach dem Rückflug am Sonnabend am Flughafen: Ja, die Situation sei schlecht. Immerhin könne man mit einem Erfolg über Schalke noch die Relegation erreichen. Und: Im vergangenen Jahr habe der HSV ja auch die Relegation gewonnen, man wisse also, wie es geht. Sagte Knäbel dem ZDF-Reporter Günter-Peter Ploog und entschwand. Dem TV-Sender Sky sagte Knäbel: „Wir haben zu 80 Prozent mit einem Sieg die Möglichkeit, unser Ziel zu erreichen.“

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Das sind genauso trügerische Versprechen wie die nach dem Unentschieden gegen Freiburg, als der HSV und allen voran Trainer Bruno Labbadia dachten, man habe das Heft des Handelns selbst in der Hand. Denn schon die Relegation gegen Greuther Fürth (0:0 und 1:1) hatte dem HSV die Grenzen aufgezeigt. Denn die sind zwischen der Spitze der zweiten und dem Keller der ersten Bundesliga fließend.

Unterdessen wurde Pierre-Michel Lasogga am Sonntagvormittag ärztlich untersucht. Der Stürmer hat aus dem Stuttgart-Spiel eine Schulterprellung davongetragen. Wann Lasogga wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren wird, steht noch nicht fest, so der Verein auf der eigenen Vereinsseite. Allerdings solle dies so schnell wie möglich gehen: "Ich werde alles dafür tun", sagte Lasogga.

HSV verliert Abstiegskrimi gegen Stuttgart

Gute Haltungsnote: Ivica Olic fällt nach einem Zweikampf
Gute Haltungsnote: Ivica Olic fällt nach einem Zweikampf © WITTERS | ThorstenWagner
Christian Gentner sorgte für den Ausgleich zum 1:1
Christian Gentner sorgte für den Ausgleich zum 1:1 © WITTERS | ThorstenWagner
...und feierte seinen Treffer mit den Fans
...und feierte seinen Treffer mit den Fans © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Geoffroy Serey stoppt Ivica Olic
Geoffroy Serey stoppt Ivica Olic © WITTERS | ThorstenWagner
Martin Harnik drehte das Spiel zu Gunsten der Hamburger
Martin Harnik drehte das Spiel zu Gunsten der Hamburger © AP | Matthias Schrader
...und feiert mit seinen Teamkollegen
...und feiert mit seinen Teamkollegen © dpa | Daniel Naupold
Slobodan Rajkovic (r.) hatte immer wieder Probleme mit Daniel Ginczek
Slobodan Rajkovic (r.) hatte immer wieder Probleme mit Daniel Ginczek © AP | Matthias Schrader
Pierre-Michel Lasogga musste früh im Spiel ordentlich einstecken
Pierre-Michel Lasogga musste früh im Spiel ordentlich einstecken © WITTERS | ThorstenWagner
Enttäuscht: Gojko Kacar, der den HSV gegen Stuttgart mit 1:0 in Führung gebracht hatte
Enttäuscht: Gojko Kacar, der den HSV gegen Stuttgart mit 1:0 in Führung gebracht hatte © WITTERS | ThorstenWagner
Der HSV ist am Boden nach dem 1:2 gegen Stuttgart
Der HSV ist am Boden nach dem 1:2 gegen Stuttgart © WITTERS | ThorstenWagner
"Wir schaffen es": Marcell Jansen beim Aufwärmen © WITTERS | ThorstenWagner
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Und dass es für Platz 16 und die beiden Relegationsspiele reicht, ist noch nicht ausgemacht. Denn Schalke 04 kommt mit Tausenden Anhängern nach Hamburg und will einen versöhnlichen Saisonabschluss mit seinen Fans erzwingen. Die Schalker sind fast noch stärker unter Druck als der HSV. Die Champions League wurde verpasst, Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam suspendiert, Manager Horst Heldt und sogar Trainer Roberto Di Matteo wackeln. Immerhin brauchen sich die Schalker nicht um den Abstieg zu sorgen.

„Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand, das fühlt sich beschissen an“, sagte der frühere Nationaltorwart René Adler. (HA)