Hamburg. Der Endspurt um den Verbleib in der Bundesliga hat begonnen. Doch eines steht jetzt schon fest: Hamburg wird auf jeden Fall absteigen.

Der HSV will am Sonnabend mit einem Sieg gegen den VfB Stuttgart dem Klassenerhalt näher kommen. Sollten zwei Konkurrenten verlieren (Freiburg gegen die Bayern, Hannover in Augsburg, Paderborn in Schalke), dann wäre der HSV bereits am 33. Spieltag gerettet. Doch einige (Ex-) Hamburger könnten dies verhindern - allerdings nicht im Dress der Rothosen.

Allein beim Gegner in Stuttgart warten gleich vier ehemalige Hamburger auf die Chance, den Dino zu besiegen und sich selbst zu retten. Mittelfeldspieler Martin Harnik ist gebürtiger Hamburger, spielte für den SC Vier- und Marschlande, ehe er über Bremen und Düsseldorf nach Stuttgart kam. Trainer Huub Stevens stammt zwar nicht aus Hamburg, doch der Niederländer trainierte den Bundesliga-Dino, rettete den HSV 2007 vor dem Abstieg und führte die Hanseaten sogar noch auf Rang sieben.

Assistenz-Trainer Armin Reutershahn stand ebenfalls beim HSV unter Vertrag. Als Co-Trainer zwischen 1997 bis 2003 nahm Reutershahn an der Champions League teil. Auch nicht in Hamburg geboren, dort aber angestellt gewesen, ist Daniel Ginczek. Der Stürmer spielte für den Stadt-Konkurrenten FC St. Pauli und dürfte nicht nur deshalb großes Interesse haben, gegen den HSV zu treffen.

Beim direkten Konkurrenten aus Freiburg, die am Sonnabend auf den FC Bayern München treffen, spielt Karim Guédé. Der gebürtige Hamburger lief unter anderem für die U23 des HSV, für Concordia Hamburg, den FC St. Pauli sowie SC Hamm 02 auf. Sollten die Freiburger als eines von zwei Teams verlieren, wäre der HSV fast gesichert. Doch sollte es die Hintermannschaft des SC, darunter Guédé, schaffen, keinen Gegentreffer zu bekommen und selbst gegen die derzeit angeschlagenen Bayern zu treffen, könnte es noch mal eng werden für den HSV. Und für die Tore gegen die Bayern könnte auch ein ehemaliger HSVer sorgen. Dani Schahin hat für die U23 des HSV gespielt.

In Hannover steht zumindest mit Michael Frontzeck als Ex-St.-Pauli-Trainer ein ehemaliger Hamburger unter Druck, da Stürmer Artjoms Rudnevs nach seinem Leihgeschäft inzwischen zurück beim HSV ist. Die Niedersachsen müssen nach Augsburg, die ohne Hamburger Beteiligung um den Einzug in die Europa League kämpfen.

Beim SC Paderborn, ebenfalls direkter Konkurrent des HSV, steht mit Daniel Brückner ein ehemaliger Hamburger auf dem Platz. Zwar ist der Mittelfeldmann in Rostock geboren worden, seine Karriere begann aber in Hamburg beim Hamburg-Eimsbütteler BC. Mahir Saglik spielte zudem von 2011 bis 2013 beim FC St. Pauli und könnte mit seinen Treffern für den Klassenerhalt des SC sorgen. Und mit Trainer André Breitenreiter sitzt ein ehemaliger HSV-Spieler auf der Bank. Der frühere Offensivmann erzielte in 71 Spielen für den HSV zwölf Tore.

Und auch Hertha BSC ist noch unfreiwillig in den Abstiegskampf gerutscht. Der Club aus der Hauptstadt beschäftigt derzeit immerhin fünf ehemalige Hamburger. Per Skjelbred wechselte quasi im Tausch mit Pierre-Michel Lasogga nach Berlin. Etwas länger liegt da schon die Zeit von Änis Ben-Hatira beim HSV zurück. 2006 kam der gebürtige Berliner zum Jugendteam, arbeitete sich über die U23 in den Profi-Kader vor. Marcel Ndjeng war 2009 ausgeliehen an die Hamburger, Sebastian Langkamp schaffte den Sprung von der U23 in den Profi-Kader des HSV. Zudem ist Richard Golz, ehemaliger HSV-Keeper, derzeit Torwart-Trainer bei den Berlinern.

Und wer spielt für den HSV?

Bei so vielen Gegner aus Hamburg, wer spielt da überhaupt noch für den HSV? Es gibt sie, wenn auch nicht so viele. So könnte beim FC Bayern für Manuel Neuer (der geschont werden könnte) und den gesperrten Pepe Reina Tom Starke ins Tor gehen. Der Schlussmann war in der Saison 2004 an den HSV ausgeliehen. Zudem könnte Jerome Boateng dafür sorgen, dass Freiburg kein Treffer gelingt. Der Weltmeister stand von 2007 bis 2010 in Hamburg unter Vertrag.

Schalke trifft auf den SC Paderborn und will zumindest die Europa League noch erreichen. Das könnte dem HSV in die Karten spielen. Mit Dennis Aogo und Eric Maxim Choupo-Moting (waschechter Ottenser) stehen gleich zwei Hamburger auf dem Feld, die dafür sorgen könnten, dass der HSV schon am 33. Spieltag gerettet wird. Sidney Sam dagegen wird nicht mehr für die Gelsenkirchener auflaufen, der Verein trennte sich von dem 27-Jährigen im Laufe der Woche.

Allerdings könnten eben diese Hamburger auch am letzten Spieltag, je nachdem wie der HSV gegen Stuttgart und die Konkurrenten am Sonnabend spielen, dafür sorgen, dass der HSV absteigt.

Die Frankfurter Eintracht könnte zumindest Hertha BSC noch einmal tiefer in den Abstiegskampf schicken. Mit von der Partie ist Bastian Oczipka, der ehemals für den FC St. Pauli auflief. Zuletzt auch vor dem Tor erfolgreich, könnte er Hertha nun weiter in Bedrängnis bringen und so Schützenhilfe für den HSV liefern. Dass Hertha dann nicht gewinnt, könnte auch an Carlos Zambrano liegen, ebenfalls ehemaliger St.-Paulianer. Verletzt fehlen wird dagegen weiter Alexander Meier. Für den ehemaligen HSVer und Spieler des FC St. Pauli ist die Saison bereits verletzungsbedingt vorbei.

Und was passiert in der Relegation?

Sollte der HSV doch in die Relegation müssen, könnten die Rothosen auf den 1. FC Kaiserslautern treffen. Das wäre das brisanteste Duell. Immerhin steht dort Kerem Demirbay mit im Kader. Der Mittelfeldspieler ist von den Hamburgern ausgeliehen worden. Und auch Markus Karl steht im Aufgebot der roten Teufel, er war von 2005 bis 2007 ein HSVer.

Aber auch die Duelle gegen Darmstadt oder Karlsruhe wären noch möglich. Bei Darmstadt steht der gebürtige Elmshorner und ehemalige HSVer Hanno Behrens unter Vertrag. Ebenfalls im Kader der U23 des HSV stand auch Benjamin Gorka.

Zwar hat der KSC nur noch Außenseiterchancen um den Relegationsplatz, aber auch im Kader der Karlsruher stehen zwei Hamburger. Rouwen Hennings wäre wohl besonders heiß auf ein Duell mit seinem Ex-Club. Immerhin ließ der Stürmer bereits vor kurzem Seitenhiebe los, als er sagte, dass er bereits so viele Tore geschossen habe wie der HSV. Zudem kam Torhüter Florian Stritzel von der Elbe nach Karlsruhe. Und auch Sportdirektor Jens Todt hat eine HSV-Vergangenheit, er war Leiter im Nachwuchsbereich.

Zusammenfassend kann gesagt werden, mindestens zwei Mannschaften mit Hamburg-Bezug werden absteigen. Dafür könnten aber auch zwei aufsteigen. Ob der HSV mit dabei sein wird, das entscheiden die Spieler von Trainer Bruno Labbadia zunächst selbst, ehe vielleicht doch auf Hamburger Hilfe in den anderen Vereinen gehofft werden muss.