Hamburg. Die Bilanz gegen den SC Freiburg liest sich katastrophal. Und auch an Torgarant Nils Petersen hat der HSV keine guten Erinnerungen.

Es ist keine drei Wochen her, da gab niemand auch nur einen Pfifferling auf den HSV. Der Abstieg schien unvermeidbar. Mit den letzten zwei Siegen in Folge sieht nun alles wieder ganz anders aus. Ein erneuter Dreier gegen den Tabellensechzehnten SC Freiburg am Freitag (20.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de), und die Hamburger könnten eine Woche später beim VfB Stuttgart den Klassenerhalt aus eigener Kraft perfekt machen. Die Fans glauben daran, die Imtech-Arena ist fast ausverkauft. Die Anhänger der Gäste sind offenbar kritischer – sie gaben 300 Karten aus ihrem Kontingent zurück.

Dabei hätten die Freiburger Fans allen Grund zur Hoffnung: Aus den letzten vier Gastspielen beim HSV nahm ihr Team dreimal alle Punkte mit. Nicht nur das, der Sportclub dominierte den Bundesliga-Dino bei den 2:0-, 3:1- und 1:0-Auswärtssiegen sogar nach Belieben. Nur der jüngste Vergleich endete mit einem aus Hamburger Sicht wohlverdienten Unentschieden. „Was der SC in den vergangenen Jahren in Hamburg geleistet hat, ist erfreulich, bringt uns aber bei der Vorbereitung auf unsere Aufgabe nicht viel“, schränkt Freiburgs Profi Nicolas Höfler ein. Dennoch liegt der letzte Sieg des HSV vor eigenem Publikum gegen den Heimspiel-Angstgegner somit über fünf Jahre zurück. Damals gewann der HSV mit 2:0. Trainer: Bruno Labbadia. Um dieses Ergebnis am Freitag wiederholen zu können, müsse die Mannschaft „selbst den Impuls geben, um von den Rängen gepusht zu werden“, sagt der Rückkehrer, der ein „intensives Spiel“ erwartet und im Hinblick auf die Partie vornehmlich an taktischen Dingen arbeiten will. Und Labbadia sollte seine Defensive vor allem für einen Gegner sensibilisieren: Freiburgs Angreifer Nils Petersen.

Kacar ist der Held! HSV siegt in Mainz

Gojko Kacar ist der Held! Der HSV gewinnt 2:1 in Mainz
Gojko Kacar ist der Held! Der HSV gewinnt 2:1 in Mainz © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Kacar erzielte das entscheidende Tor kurz vor Schluss
Kacar erzielte das entscheidende Tor kurz vor Schluss © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Anschließend gab es kein Halten mehr
Anschließend gab es kein Halten mehr © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Pierre-Michel Lasogga gibt alles im Zweikampf mit Koo
Pierre-Michel Lasogga gibt alles im Zweikampf mit Koo © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Heiko Westermann verteidigt gegen Bengtsson
Heiko Westermann verteidigt gegen Bengtsson © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Gojko Kacar setzt sich gegen Ja-Cheol Koo durch
Gojko Kacar setzt sich gegen Ja-Cheol Koo durch © REUTERS | KAI PFAFFENBACH
Bruno Labbadia zeigte sich vor dem Spiel noch entspannt
Bruno Labbadia zeigte sich vor dem Spiel noch entspannt © WITTERS | ThorstenWagner
1/7

Petersen trifft gerne in Hamburg

Die Hamburger dürften an den in der Winterpause aus Bremen verliehenen Stürmer keine guten Erinnerungen haben, da er in der vergangenen Saison im Werder-Trikot mit seinen Treffern den 2:0-Auswärtssieg im Volkspark sicherstellte. In Freiburg blühte Petersen zuletzt auf, hat mit sieben Toren in neun Spielen, nur eines davon über 90 Minuten, eine beeindruckende Torquote vorzuweisen. Im Schnitt netzt der Torjäger alle 66 Minuten ein – Bestwert in der Bundesliga.

Trainer Christian Streich, der selten ein Sonderlob verteilt, sieht durch Petersens Verpflichtung mehr Variabilität in seinem Kader: „Jetzt können wir den Ball auch einfach mal nach vorne chippen. Nils hält ihn dann, lässt ihn prallen oder bindet die gegnerischen Verteidiger.“ Doch nach diversen Verletzungen reicht die Kraft noch nicht für ein komplettes Bundesligaspiel, der 26-Jährige benötigt seine Verschnaufpausen. Auch bei der letzten 1:2-Niederlage gegen Paderborn musste Petersen mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. Sein Einsatz am Freitag soll aber nicht ernsthaft in Gefahr sein. Am Mittwoch will er wieder mit der Mannschaft trainieren.

Generell herrscht in Freiburg eine ungewohnte Verunsicherung, denn die aktuelle Entwicklung passt nicht in die „geplante“ Dynamik der Saison. Nachdem das Team in der Vorrunde – mal gefühlt, mal tatsächlich – ein paar Spiele wegen fragwürdiger Schiedsrichter-Entscheidungen verlor und zeitweise die komplette Viererkette verletzungsbedingt ersetzen musste, hieß es im Winter: Wenn wir wieder komplett sind, dann schaffen wir`s.

SC-Leistungsträger im Tief

Nun sind die Verletzen wieder an Bord – und der SC schlittert in eine echte Krise. Ausgerechnet die absoluten Leistungsträger befinden sich seit Wochen im Tief. Vladimir Darida will, verliert sich aber in Dauerläufen und Aktionismus. Als Ideengeber fiel er zuletzt ebenso aus wie Admir Mehmedi im Sturm. Der Schweizer hatte in der letzten Saison fast im Alleingang für den Klassenerhalt gesorgt – in dieser Serie kommt er gerade mal auf zwei Treffer (anstatt 14). Auch Julian Schuster und Christian Günter sind ohne Form, und mit Oliver Sorg ist einer der absoluten Stützen im defensiven Mittelfeld wegen einer Schambeinreizung fraglich – genauso wie Mike Frantz (Prellung).

Am Trainer zweifelt in Freiburg dennoch keiner, auch wenn es den einen oder anderen verwunderte, dass Streich zuletzt immer wieder die Stammelf umstellte. So spielte Höfler, ein gelernter Sechser, gegen Paderborn in der Innenverteidigung. Streich vermisst ein Grundgerüst an Spielern, die zuverlässig hohes Niveau gewährleisten. „Ich hätte auch lieber fünf, sechs Akteure, die herausstechen“, gesteht er. Wenn eine Idee aber nicht aufgeht, sieht sich Streich selbst in der Hauptverantwortung. So sorgte er nach dem 2:2 in Stuttgart für Aufsehen, als er trotz Punktgewinns vor die Kameras trat und bekannte: „Wir haben furchtbar gespielt, dafür gibt es nur einen Verantwortlichen: Nämlich mich.“

Freiburgs Bilanz macht HSV trotzdem Mut

Den HSV würde es freuen, wenn die Leistungskurve des Gegners weiter nach unten zeigt, und er kann seine Hoffnung auf Zählbares noch mit einem weiteren Fakt nähren: Angstgegner hin oder her, der SC Freiburg hat in dieser Saison erst vier Punkte gegen die unmittelbaren Konkurrenten im Abstiegskampf geholt und noch kein direktes Duell gewonnen. Und wenn die Labbadia-Schützlinge an die Leistungen der letzten beiden HSV-Spiele anknüpfen, ist die Chance groß, dass dies auch so bleibt.

Mitarbeit: Christoph Ruf