Hamburg. Peter Knäbel hat seine Erfahrungen als Interimstrainer und Prügelknabe beim HSV gemacht. Jetzt plant er zweigleisig die neue Saison.

Jetzt ist er wieder in seinem richtigen Job. Ausschließlich, seit zwei Wochen. Kein Trainingsanzug mehr, stattdessen das Businesshemd mit feinen Streifen. Schreibtisch statt Trainingsplatz. Vor allem mehr Zeit für seine eigentliche Aufgabe im HSV. Peter Knäbel hat die Erfahrung als Interimstrainer und Prügelknabe gemacht, auch wenn dies nicht einfach war. „Ich bin froh, dass ich mich jetzt wieder um Dinge kümmern kann, die sonst natürlich zu kurz kommen“, sagte der 48-Jährige am Mittwoch, „ich bin froh, dass ich jetzt meinen Job wieder hundertprozentig ausfüllen kann.“

Den Job als Direktor Profifußball eben.

„Nein“, die heftige Kritik an seiner erfolglosen Kurzzeitmission als Platzhalter für Wunsch-Trainer Thomas Tuchel und Wirklich-Trainer Bruno Labbadia habe ihn nicht überrascht. „Ja“, sie habe ihn unbeeindruckt gelassen, sagt er. Dabei schaut Knäbel dem Gesprächspartner direkt in die Augen. Er weiß, warum er den Trainingsanzug angezogen hatte, er hatte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer hinter sich, er hat keine Zweifel, auch nicht im Nachhinein: „Ich habe den Sportdirektorenposten ja nicht verlassen, sondern ein Doppelmandat wahrgenommen.“

So etwas hat im deutschen Fußball bislang nur Felix Magath in Wolfsburg geschafft – und ist anschließend daran in Schalke und noch einmal in Wolfsburg gescheitert. Unter besseren finanziellen Voraussetzungen. Knäbel hatte zudem vorher 15 Jahre nicht mehr als Trainer gearbeitet, und Spieler merken in der Mischung aus Abstiegsangst, Verunsicherung und Egoismus jede noch so kleine Schwäche.

Zweigleisige Saisonplanung sei anspruchsvoll

„Der Trainer hat Erfahrung, er redet viel mit den Spielern und hat einen klaren Plan, der für diese Mannschaft umsetzbar ist“, nennt Knäbel nun die Gründe dafür, warum er mit Bruno Labbadia an den Klassenerhalt glaubt. „Er hat die Glaubwürdigkeit bei den Spielern. Das ist schon mal gut.“

Ob sein Kredit als Direktor Profifußball durch das Trainer-Intermezzo gelitten hat, wird sich erst in der Zukunft erweisen. Wenn die Arbeit, ein neues Team für die Erste oder Zweite Bundesliga zusammenzustellen, am Erfolg gemessen werden kann. Einfach ist das in diesen Zeiten nicht. „Wir müssen zweigleisig planen, das macht es anspruchsvoll“, sagt Knäbel und beschreibt seine Verhandlungslinie in Gesprächen mit möglichen neuen Spielern und/oder deren Beratern: „Man muss schauen: Wie alt sind die Spieler, in welcher Karrieresituation sind sie, wollen sie etwas Neues aufbauen, weil sie an die Zukunft des Vereins glauben? Ich vertrete einen Verein, der eine große Tradition hat, der Ansprüche hat, der in die Bundesliga gehört. Ich darf ein gutes Produkt vertreten.“

Westermann und Rajkovic müssen sich gedulden

Ein Vertreter, der versucht, andere zu überzeugen. Wie die Leihspieler Jonathan Tah (Fortuna Düsseldorf), 19, und Kerem Demirbay (1. FC Kaiserslautern), 21, die auf jeden Fall zum HSV zurückkehren sollen: „Wenn beide auf dem Markt wären, würden wir sie wahrscheinlich anrufen.“ Aber das ist ja nicht nötig. „Sie sind wichtig in unserer Planung. Sie haben einen Vertrag“, unterstreicht Knäbel. „Es ist klar, dass sie zurückkommen.“ Bleiben soll Trainer Joe Zinnbauer, der noch zwei Jahre unter Vertrag steht. Seine Arbeit mit der Regionalliga-Mannschaft hat überzeugt, da ändert auch die Zeit mit den Bundesligaprofis nichts. „Ich habe keine Zweifel, dass sich die Fragen rund um Joe Zinnbauer sehr positiv lösen werden. Für ihn wie für uns.“

Matz ab nach dem Sieg gegen Augsburg

weitere Videos

    Die Vertragsgespräche mit Heiko Westermann und Slobodan Rajkovic will er erst führen, wenn die sportliche Zukunft klar ist: „Das sind erfahrene Profis, die sagen, der Existenzkampf mit dem HSV steht im Vordergrund.“ Klassenerhalt, nur darum geht es jetzt. Und Knäbel widerspricht auch klar Gönner Alexander Otto, der gemeint hatte, ein Abstieg biete auch Chancen, sich neu aufzustellen. „Ich weiß, was Herr Otto meint, es gibt auch andere Vereine, die diese Chance positiv genutzt haben“, sagt Peter Knäbel, der Direktor Profifußball des HSV: „Aber auf diese Erfahrung möchten wir alle hier gerne verzichten.“

    Peter Knäbel hat schließlich schon genug unangenehme Erfahrungen gemacht in dieser Saison.

    HSV besiegt den FC Augsburg

    Zoltan Stieber ist erster Gratulant bei Matchwinner Lasogga
    Zoltan Stieber ist erster Gratulant bei Matchwinner Lasogga © REUTERS | FABIAN BIMMER
    Siegtreffer: Lasogga (3.v.l.) hämmert den Ball unhaltbar in die Maschen
    Siegtreffer: Lasogga (3.v.l.) hämmert den Ball unhaltbar in die Maschen © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
    Nach dem Siegtreffer schrie Lasogga seine Emotionen heraus
    Nach dem Siegtreffer schrie Lasogga seine Emotionen heraus © REUTERS | FABIAN BIMMER
    Die Unterstützung der HSV-Fans stimmte wie gewohnt von der ersten Minute an
    Die Unterstützung der HSV-Fans stimmte wie gewohnt von der ersten Minute an © WITTERS | ValeriaWitters
    Die nicht einsatzfähigen Dennis Diekmeier (l.) und Lewis Holtby mischten sich unter die HSV-Fans und verfolgten das Spiel von der Stehtribüne
    Die nicht einsatzfähigen Dennis Diekmeier (l.) und Lewis Holtby mischten sich unter die HSV-Fans und verfolgten das Spiel von der Stehtribüne © WITTERS | TimGroothuis
    Ivica Olic feiert seinen Treffer zur 1:0-Führung. Es war sein erstes Tor nach seiner Rückkehr zum HSV
    Ivica Olic feiert seinen Treffer zur 1:0-Führung. Es war sein erstes Tor nach seiner Rückkehr zum HSV © WITTERS | ValeriaWitters
    Iliveciv, Torschütze Olic, Lasogga Westermann und Stieber (v.l.) feiern den frühen Führungstreffer
    Iliveciv, Torschütze Olic, Lasogga Westermann und Stieber (v.l.) feiern den frühen Führungstreffer © WITTERS | ValeriaWitters
    Lasogga (2.v.r.) ist in der 19. Minute zur Stelle und erzielt per Kopf die 2:0-Führung für den HSV
    Lasogga (2.v.r.) ist in der 19. Minute zur Stelle und erzielt per Kopf die 2:0-Führung für den HSV © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
    Nach dem Treffer klatsche Torschütze Lasogga (l.) mit Trainer Bruno Labbadia ab
    Nach dem Treffer klatsche Torschütze Lasogga (l.) mit Trainer Bruno Labbadia ab © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
    Ex-Augsburger Matthias Ostrzolek (l.) mit einem beherzten Zweikampf gegen Alexander Esswein
    Ex-Augsburger Matthias Ostrzolek (l.) mit einem beherzten Zweikampf gegen Alexander Esswein © dpa | Axel Heimken
    Gojko Kacar springt höher als Raul Bobadilla
    Gojko Kacar springt höher als Raul Bobadilla © WITTERS | ValeriaWitters
    1/11