Hamburg. Der HSV-Trainer sucht sein Heil in der Offensive. Cléber hat Vorteile gegenüber Rajkovic. Lasogga verballert alles im Training.

Mit 20 Feldspielern hatte HSV-Trainer Peter Knäbel die letzten beiden Einheiten trainieren lassen - zu viele für den Kader für das Wolfsburg-Spiel. Nun entschied sich der HSV-Coach Gojko Kacar, Ivo Ilicevic und Mohamed Gouaida aus dem Kader zu streichen. Auch Artjoms Rudnevs fehlt wie schon gegen Leverkusen unter den 18 einsetzbaren Akteuren.

Mit einer deutlichen Ansage wurden die HSV-Profis am Donnerstag zum Training empfangen. „Der Platzwart wurde beurlaubt, ab sofort müsst ihr den Acker selber umpflügen“, stand auf einem Transparent, das einige HSV-Fans am Zaun des Übungsplatzes befestigt hatten. Das wäre nach der blutleeren Vorstellung gegen Bayer Leverkusen sicherlich ein Anfang. Doch Kampf allein wird nicht ausreichen. Es war der letzte Satz von Trainer Peter Knäbel auf der Pressekonferenz, der das ganze Dilemma des Noch-Bundesligisten auf den Punkt brachte: „Es geht nicht, dass 57.000 Fans im eigenen Stadion hinter uns stehen, und wir schießen nicht aufs Tor.“

Die vergangenen Spiele zum Maßstab genommen, ist diese Befürchtung im Hinblick auf die fast ausverkaufte Partie gegen den VfL Wolfsburg am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) nicht aus der Luft gegriffen. Seit der Winterpause versuchten erst Joe Zinnbauer, dann Knäbel, dem Team ein zielgerichtetes Offensivspiel nahezubringen. Jede Woche hieß es wieder, wir arbeiten intensiv daran, im Training klappe es schon sehr gut – doch die Umsetzung wurde Woche für Woche schlechter. Dabei standen keineswegs nur Profis auf dem Platz, die für reines Zerstören stehen. Doch egal welche Elf auf den Platz lief und wie stark oder schwach der Gegner war, herausgespielte Chancen hatten Seltenheitswert.

Nun griff Knäbel zu einer etwas drastischeren Maßnahme, damit sich seine Mannschaft am Sonnabend wieder wie ein echtes Team präsentiert: Aus 24 trainingsfähigen Feldspielern sortierte er für die restlichen zwei Einheiten vier aus. „Es macht mehr Sinn, mit nur 20 Feldspielern zu arbeiten, um unsere taktischen Übungen durchzuziehen“, erklärte Knäbel. So muss sich Marcell Jansen, der nach seinem langwierigen Muskelfaserriss noch konditionellen Rückstand hat, vorerst mit individuellem Training zufrieden geben. Auch die Spieler Ronny Marcos, Matti Steinmann und Julian Green, die ohnehin nicht im Kader stehen werden, wurden ausgeschlossen. So will es Knäbel auch in Zukunft immer zwei Tage vor dem Spiel halten.

Cléber hat Vorteile gegenüber Rajkovic

Personelle Veränderungen hatte der HSV-Coach schon angekündigt. So langsam wird deutlich, wie diese aussehen könnten. Klar scheint: Der unter Zinnbauer verfolgte Jugendstil hat ein Ende gefunden, die aus der zweiten Mannschaft hochgezogenen Akteure stehen hinten an. Deutlich wird das am Fall Ashton Götz, der sich wohl keine Hoffnungen machen darf, den verletzten Dennis Diekmeier (Muskelfaserriss) auf der rechten Abwehrseite zu vertreten. „Ashton hat das zwar gut gemacht, wenn er reingekommen ist, doch Heiko Westermann ist natürlich erfahrener und kann hinten alles spielen. Zudem müssen wir auch gucken, dass wir genug große Spieler im Team haben“, wurde Knäbel recht deutlich.

In der Innenverteidigung scheint Cléber leichte Vorteile gegenüber Slobodan Rajkovic zu haben. Für den bisher enttäuschenden Linksverteidiger Matthias Ostrzolek machte sich Knäbel jedoch stark: „Ich kann ihm ja jetzt nicht verbieten, sich anzubieten, nur weil er gegen Leverkusen Abspielfehler gemacht hat. Er benötigt Zuspruch, wir werden ihn weiter stärken.“

Lasogga mit schwacher Abschlussleistung

Eine zentrale Frage ist sicherlich, ob Ivica Olic im Sturmzentrum Unterstützung bekommt. Pierre-Michel Lasogga legte am Vormittag noch eine Extraschicht ein und soll seine körperlichen Defizite mittlerweile aufgear­- beitet haben. „Er wäre bereit, 90 Minuten zu spielen. Ob das auch passiert, werden wir sehen“, sagte Knäbel – und lieferte die Antwort beim Training gleich mit: Lasogga trug die ganze Zeit das Leibchen der B-Elf und brachte das Kunststück fertig, die ersten drei Bälle bei einer Abschlussübung aus fünf Metern allesamt unbedrängt über das Tor zu schießen.

Doch auch ohne Lasogga will Knäbel die Offensive stärken. „Wir werden gegen Wolfsburg Spieler auf dem Platz haben, die ihre Qualitäten eher im Spiel nach vorne sehen. Defensiv sind wir dennoch gut genug aufgestellt, dass wir die Wolfsburger Angriffe unterbinden können. Auch andere Mannschaften haben den VfL schon in ihrer Hälfte festgespielt“, sagt Knäbel forsch. Lewis Holtby über links, Maximilian Beister über rechts und Rafael van der Vaart im offensiven Zentrum, Valon Behrami und Marcelo Diaz als Abfangjäger dahinter – das scheint des Trainers favorisierte Lösung zu sein. Ob diese Auswahl die starken Wolfsburger wirklich dominieren kann, erscheint fraglich. Aber mit einem erkämpften 0:0 ohne Torschuss würde der HSV am Ende trotzdem leben können.