Hamburg . Peter Knäbel blendet alle Störfeuer vor seiner Premiere gegen Leverkusen aus – und trifft eine erste wegweisende Entscheidung.

Peter Knäbel gibt sich betont gelassen. Nein, die Indiskretionen um Thomas Tuchel und die öffentliche Anzählung durch Aufsichtsratschef Karl Gernandt beim „Worst-Case-Szenario“ Abstieg stören den Acht-Spiele-Trainer des HSV angeblich nicht. Zumindest beteuert er das vor seiner ersten Prüfung am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) bei Bayer Leverkusen.

Kein Problem, wenn jemand über Nachfolger von Rang und Namen spekuliere. „Das kann ich gut vertragen und habe auch ein Wörtchen mitzureden. Wir haben sicher alles, aber aktuell kein Thema Knäbel“, sagte der 48-Jährige, der nach der Trennung von Joe Zinnbauer nun Sportdirektor und Chefcoach in Personalunion ist.

Ob es in ihm nach den tagelangen Debatten um seine Zukunft brodelt, darüber kann nur spekuliert werden. Mitstreiter Dietmar Beiersdorfer war jedenfalls nicht amüsiert von Gernandts Vorpreschen - hatte der Vorstandsvorsitzende doch Knäbel just eine Jobgarantie auch im Falle des erstmaligen Ganges in Liga zwei gegeben.

Geheimwaffe soll Hermann sein

Während sich beim HSV wieder mal eine Führungskrise anbahnt, will der Bundesliga-Novize auf der Bank nur eins: Sich auf den sportlichen Bereich konzentrieren und den als untrainierbar geltenden „Dino“ schnellstmöglich retten.

Eine „Mission Impossible“ bei dem schweren Restprogramm? Immerhin kommt als nächstes Wolfsburg in den Volkspark, danach geht es nach Bremen. Alles nicht einfach. Die Geheimwaffe soll der neue Assistent Peter Hermann sein, der als bester Co-Trainer der Liga gilt und 17 Jahre in Diensten von Leverkusen stand. „Beim HSV gibt es viel zu tun. Auch wenn Bayer immer mein Club sein wird, zählt nur eins - der HSV muss erstklassig bleiben“, betonte der 63-Jährige.

Jedoch scheinen die Chancen, dass „Peter & Peter“ mit dem HSV beim Champions-League-Aspiranten punkten, nicht sonderlich groß. Dafür schießen die Norddeutschen einfach zu wenig Tore - 16 in 26 Partien sind Minusrekord. Das 0:0 in der Punktspiel-Pause beim Drittligisten Osnabrück spricht Bände. Dazu kommt, dass Maximilian Beister, Artjoms Rudnevs und Pierre-Michel Lasogga nicht richtig fit werden. Der letztjährige Top-Schütze Lasogga hat in der Liga seit 676 Minuten nicht getroffen.

Adler ist die Nummer eins

Der aus der Schweiz an die Elbe gekommene Hoffnungsträger rechnet mit einem „hoch emotionalen Spiel“. Über das 1:0 im Hinspiel wurde wegen der Hamburger Härte am Rande zur Unfairness tagelang diskutiert. „Ich finde es ausgesprochen angenehm, dass das nicht von der anderen Seite hochgekocht worden ist“, sagte der Übungsleiter auf Zeit in Richtung des Werksclubs. Eine gewisse Härte sei in seiner Truppe vorhanden, stellte Knäbel nach knapp zwei Wochen auf dem Trainingsplatz fest.

Die erste wichtige Personalentscheidung gab er früh bekannt. Wie erwartet geht er mit René Adler in die heiße Phase der Saison und hofft, dass der Ex-Leverkusener das Gründungsmitglied der Liga wie schon vor zwei Jahren rettet. Jaroslav Drobny, Held der Relegation 2014, ist Knäbel nicht modern und mitspielend genug auf der Linie. Doch Knäbel braucht nicht nur Adler als starken Rückhalt. Er ist auch auf die Leistungssteigerung vieler Profis in dem von diversen Vorgängern zusammengeschusterten Kader angewiesen.

Die Meinung der HSV-Fans über die Nummer eins im Tor ist gespalten, wie eine Umfrage auf abendblatt.de zeigt. 1086 User stimmten für Adler, Drobny bekam nur 61 Stimmen weniger als sein Konkurrent. Nicht nur für Knäbel war es daher eine sehr enge Entscheidung für den ehemaligen Nationaltorhüter. (HA/dpa)