Josef Zinnbauer ist nicht mehr Trainer des HSV. Sportdirektor Peter Knäbel übernimmt die Aufgaben bis zum Saisonende. Kommt dann Tuchel?
Paukenschlag in der Bundesliga. Der HSV hat erneut seinen Trainer gewechselt. Josef Zinnbauer ist nicht mehr Trainer des der Profis. Das teilte der Verein am Abend mit. Bis Saisonende soll nun Sportdirektor Peter Knäbel übernehmen und den Verein vor dem drohenden Abstieg retten.
Die Entscheidung der verantwortlichen fiel nach einer mehrstündigen Krisensitzung am Sonntag. Dem 44-jährigen Zinnbauer wurde nach nur sechs Monaten die jüngste Pleitenserie zum Verhängnis: Der HSV hatte am Freitag das Kellerduell gegen Hertha BSC mit 0:1 (0:0) verloren und schwebt nach dem sechsten Spiel in Folge ohne Sieg (zwei Punkte) erneut in akuter Abstiegsgefahr.
„Joe Zinnbauer hat sich seiner Arbeit vom ersten Tag an mit großer Leidenschaft und maximalem Engagement verschrieben. Nach den jüngsten Ergebnissen und in Anbetracht der sportlichen Gesamtsituation sahen wir uns jetzt aber gezwungen, eine Veränderung vorzunehmen“, sagte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer.
Peter Knäbel, 48, hat bisher erst eine einzige Cheftrainerposten inne gehabt, beim FC Winterthur (1998 bis 2000). Nun sitzt Knäbel am Karsonnabend bei Bayer Leverkusen (15.30 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de) auf der Bank. Neben Zinnbauer wurde auch dessen Assistent Patrick Rahmen freigestellt. Zinnbauer will nun in den Urlaub gehen, wie der TV-Sender „sky“ berichtete. Der Ex-Trainer soll Bedenkzeit bekommen haben, ob er zur U23 zurückkehren möchte. Nun wird zudem spekuliert, wer zur neuen Saison den HSV trainieren wird. Ob am Ende doch noch Thomas Tuchel kommt, ist derzeit noch offen. Nun steht aber wohl zunächst der Kampf um den Klassenerhalt an erster Position.
HSV verliert gegen Hertha
„Ich wünsche der Mannschaft, Peter Knäbel und dem Verein alles Gute für den Saisonendspurt“, sagte Zinnbauer zum Abschied. Beiersdorfer sieht den „Direktor Profifußball“ Knäbel als in dieser Situation beste Option: „Peter kennt die Mannschaft und die Umstände am besten und ist in der Lage, sofort zu handeln.“ Dafür hat er durch die Länderspielpause sogar etwas Zeit.
Der ehemalige St. Pauli-Profi Knäbel hatte schon nach der 0:1-Heimpleite am Freitagabend gegen den Mitkonkurrenten Hertha BSC ein klares Bekenntnis zum Coach vermissen lassen. „Wir werden in den nächsten Tagen alles analysieren und uns auf die acht Spiele ausrichten.“ Er fügte aber hinzu: „Es ist nicht so, dass wir jetzt nur über den Trainer richten. Wir werden mit ihm darüber sprechen, was zu tun ist“, betonte er.
Zinnbauer hatte bei den Hanseaten erst am 16. September den ebenfalls glücklosen Mirko Slomka beerbt - doch auch seine Bilanz war mit 24 Punkten aus 23 Spielen dürftig. Vor allem die eklatante Offensivschwäche des HSV bekam der frühere U23-Trainer des Klubs nicht in den Griff. Hamburg stellt den schlechtesten Angriff der Liga. Gegen die Hertha blieb das Team zudem zum 15. Mal in dieser Saison ohne eigenen Treffer - negativer Vereinsrekord.
Sieglosserie wird Zinnbauer zum Verhängnis
Damit hat der HSV in den vergangenen 18 Jahren seit 1997 bereits den 18. Trainer verschlissen. Zinnbauer hatte erst am 16. September 2014 Mirko Slomka abgelöst, mit dem der Club im Vorjahr in der Relegation knapp den Klassenverbleib geschafft hatte.
Dabei war Zinnbauer mit großen Vorschusslorbeeren in seine Mission beim HSV gestartet. „Joe soll neue Impulse setzen und das Team emotionalisieren. Wir trauen es ihm absolut zu und stehen hinter ihm“, hatte Beiersdorfer über Zinnbauer bei dessen Beförderung im Herbst 2014 gesagt. Doch der Effekt verpuffte schnell - nach der Relegation in der vergangenen Saison steckt der einst so stolze Klub zehn Monate später erneut tief im Abstiegssumpf.
Eigentlich gefiel dem Vorstand die Vorstellung von Fußball, die Zinnbauer vertritt: Offensive Spielweise plus Einbindung eigener Talente. Im Abstiegskampf ist jedoch alles anders. Das Team ist verunsichert. Da reicht eine Standardsituation wie gegen Hertha, als Sebastian Langkamp (84. Minute) einköpfte und der HSV wieder mit leeren Händen dastand. „Ich glaube nicht, dass die Qualität fehlt“, sagte Zinnbauer, der sich vor die Mannschaft stellte. Ihm selbst geht es nur um den Nichtabstieg des Liga-Dinos geht: „Es geht nicht um mich, es geht um den HSV.“
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Gegen den 44-Jährigen sprach neben der jüngsten Sieglos-Serie auch die Tatsache, dass keine sportliche Weiterentwicklung erkennbar ist. Zwar gelang es dem ehemaligen U23-Coach, abgesehen von der 0:8-Schlappe bei Bayern München, die Defensive zu stabilisieren. Dagegen ist die HSV-Offensive mit der katastrophalen Ausbeute von 16 Treffern und dem Vereins-Negativrekord von schon 15 Partien ohne eigenen Torerfolg das große Manko, wie selbst Ersatzkapitän Johan Djourou einräumt.
„Wir reden über den Trainer, aber wir Spieler müssen mehr machen“, sagte der Schweizer Nationalspieler. Und verdeutlichte, dass nicht der Coach, sondern die hoch bezahlten Profis das eigentliche Problem beim HSV darstellen. Auch Abwehrspieler Dennis Diekmeier beteuerte: „Jeder weiß, dass wir hinter Zinnbauer stehen. Er ist ein sehr ehrgeiziger Trainer und gibt immer Gas.“ Für die HSV-Oberen reichte dies aber nicht für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Nun sind wieder einmal die Profis am Zug. (dpa/sid/lem)