Hamburg . HSV-Chef unter Druck: Was kann Thomas von Heesen in acht Spielen bewirken? Die Entscheidung über einen Trainer fällt nicht in Hamburg.

Hat Joe Zinnbauer als Trainer noch eine Zukunft beim HSV? Wieder steht das letzte verbliebene Bundesliga-Mitglied der ersten Stunde auf dem Relegationsplatz. Wie im vergangenen Jahr droht der Abstieg, der damals nur durch zwei irre Spiele um alles gegen Greuther Fürth abgewendet wurde. Nach dem 0:1 gegen Hertha BSC Berlin wollte niemand wie zuletzt noch eine Arbeitsplatzgarantie für Zinnbauer abgeben. In der Länderspielpause werde man sich beraten, so Sportdirektor Peter Knäbel. „Wir werden in den nächsten Tagen alles analysieren und uns auf die acht Spiele ausrichten“, sagte er. „Das wollten wir in der Länderspielpause ohnehin tun, nur nicht unbedingt mit diesem Druck. Das Ende naht.“

Kann Thomas von Heesen, der offenbar bereits von HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer favorisiert wird, das Ruder noch herumreißen? Sechs Spiele ohne Sieg, so wenig Tore wie nie und keine Hoffnung auf Besserung – was kann ein Neuer noch bewirken?

Denn eins ist klar: Die Entscheidung über einen neuen Trainer wird schon gar nicht mehr in Hamburg getroffen. Beiersdorfer steht in einer möglichen, aber noch nicht entschiedenen Zinnbauer-Nachfolge unter Druck, weil die Konkurrenz punktet. Plötzlich erkämpft sich Paderborn ein Unentschieden, gewinnen die totgesagten Stuttgarter und Freiburger. Wer dacht, es gäbe noch immer drei schlechtere Mannschaften hinter dem HSV, muss sich neu orientieren.

HSV verliert gegen Hertha

Valon Behrami kommt zu spät, Sebastian Langkamp köpft das 0:1
Valon Behrami kommt zu spät, Sebastian Langkamp köpft das 0:1 © WITTERS | TimGroothuis
Torwart Rene Adler fliegt vergeblich
Torwart Rene Adler fliegt vergeblich © WITTERS | TimGroothuis
Der Ball zappelt im Netz
Der Ball zappelt im Netz © WITTERS | TimGroothuis
Hertha-Fans freuten sich auf der Tribüne
Hertha-Fans freuten sich auf der Tribüne
Die Gelb-Rote-Karte gegen Cléber
Die Gelb-Rote-Karte gegen Cléber © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Ivo Ilicevic auf dem Boden
Ivo Ilicevic auf dem Boden © WITTERS | TimGroothuis
Nicolai Müller und Rafael van der Vaart ohne Fortune
Nicolai Müller und Rafael van der Vaart ohne Fortune © WITTERS | TimGroothuis
Das Hertha-Team jubelt über die Führung
Das Hertha-Team jubelt über die Führung © WITTERS | TimGroothuis
Ivica Olic (l.) im Duell mit Genki Haraguchi
Ivica Olic (l.) im Duell mit Genki Haraguchi © WITTERS | TayDucLam
Salomon Kalou läuft auf und davon
Salomon Kalou läuft auf und davon © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Pierre-Michel Lasogga konnte nichts mehr ausrichten
Pierre-Michel Lasogga konnte nichts mehr ausrichten © WITTERS | TayDucLam
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Eigentlich gefällt dem Vorstand um Dietmar Beiersdorfer die Vorstellung von Fußball, die Zinnbauer vertritt: Offensive Spielweise mit Einbindung eigener Talente. Im Abstiegskampf ist jedoch alles anders. Das Team ist verunsichert. Da reicht eine Standardsituation wie in der 84. Minute, als Herthas Sebastian Langkamp einköpfte. „Ich glaube nicht, dass die Qualität fehlt“, sagte Zinnbauer, der sich vor die Mannschaft stellte und dem es nach eigener Aussage nur um den Nichtabstieg geht: „Es geht nicht um mich, es geht um den Verein. Ich verspüre nach wie vor Rückendeckung.“

Der 44-Jährige, der Mirko Slomka erst Mitte September abgelöst hatte, wirkte zutiefst betrübt. Erstmals seit vier Spielen hatte er Kapitän Rafael van der Vaart wieder aufgeboten, mit einer offensiven Aufstellung auf eine deutliche Führung gehofft. Die wäre vor 53.640 Zuschauern in der ersten Halbzeit auch locker drin gewesen, aber danach brach das Gerüst einfach zusammen. Und das passiert in fast jedem Spiel.

Cleber-Platzverweis war der Sargnagel

Als der brasilianische Innenverteidiger Cleber auch noch Gelb-Rot sah, verlor der HSV die Ordnung. „Die Karte war vielleicht wieder ein Knackpunkt wie in der letzten Woche“, sagte Dennis Diekmeier und erinnerte an die Herausstellung von Jaroslav Drobny beim 0:3 in Hoffenheim. „Jeder weiß, dass wir hinter Joe Zinnbauer stehen. Er ist ein sehr ehrgeiziger Trainer und gibt immer Gas“, beteuerte der Abwehrspieler.

In der Offensive der Hamburger steckt aber der Wurm. Auch die Einwechslung von Pierre-Michel Lasogga unter den Pfiffen der Berliner Fans brachte keine Impulse - der frühere Herthaner hing meist in der Luft. „Wir machen keine Tore, das ist unser Problem“, sagte Innenverteidiger Johan Djourou. „Wir reden über den Trainer, aber wir Spieler müssen mehr machen.“ Es war das 15. Saisonspiel ohne Treffer - wieder ein trauriger Vereinsrekord.