Hamburg. Nach den Ausfällen von Jansen, Müller und Holtby muss Zinnbauer in Hoffenheim experimentieren. Gisdol prangert HSV-Aggressivität an.

Für die turnusmäßige Pressekonferenz vor dem Spieltag hatte sich der HSV am Donnerstag etwas ganz Besonderes ausgedacht. Nach Trainer Joe Zinnbauer, so sah es das Protokoll vor, sollte Überraschungsgast Lewis Holtby auf dem Podest sitzen. Am Vorabend hatte der Mittelfeldmann erfahren, dass er nach überstandenem Schlüsselbeinbruch erstmals in den Kader für das Auswärtsspiel gegen 1899 Hoffenheim zurückkehren sollte. Und mehr noch: Zinnbauer hatte sogar geplant, Holtby trotz acht Wochen Pause direkt von Beginn an spielen zu lassen. Journalisten mögen solche Geschichten: ein Rückkehrer, eine Überraschung, ein Hoffnungsträger.

Das Problem: Am Ende blieb es bei einer Überraschung. Denn gerade als sich Holtby auf den Weg in den Presseraum machen wollte, fing ihn HSV-Mannschaftsarzt Götz Welsch ab. Und was der zu verkünden hatte, klang so gar nicht nach Rückkehr oder Hoffnungsträger. Ganz im Gegenteil. „Ich hatte sehr gehofft, dass Lewis wieder dabei ist, aber leider reicht es nicht. Der Doc hat sein Veto eingelegt“, sagte Zinnbauer, „Lewis war fix und fertig.“

Dabei dürfte vor allem Zinnbauer fix und fertig gewesen sein. Denn Holtby war nicht der einzige Protagonist, auf den er in Hoffenheim kurzfristig verzichten muss. Bereits am Dienstag hatte sich Marcell Jansen abgemeldet. Der Muskelfaserriss im Oberschenkel war wieder aufgebrochen.

Ebenfalls am Dienstag war es Dauerpatient Pierre-Michel Lasogga, der vom Startelfkandidaten zum Hospital-Rückkehrer mutierte. Nicht mal 120 Sekunden hielt der dauerverletzte Angreifer im Härtetest gegen den Landesligaclub BW Schenefeld (8:0) durch. Er habe ein Ziehen am Hintern gespürt, so der Torjäger. Sein Einsatz bleibt fraglich – genauso wie das geplante Comeback Maxi Beisters. Der sollte eigentlich für den gesperrten Nicolai Müller spielen, rotierte aber mit einer Grippe direkt ins Krankenbett.

Zinnbauer will nicht jammern

„Es nützt jetzt ja nichts, herumzujammern“, sagte Zinnbauer, der nun in Hoffenheim experimentieren muss. Plötzlich seien sogar Julian Green, der sich wochenlang geweigert hatte, in der U23 zu spielen, und Ivo Ilicevic mögliche Alternativen. Ilicevic? „Ach ja, der hat ja auch Wadenprobleme“, konsternierte Zinnbauer leicht genervt.

Mehr als genervt haben den HSV-Trainer die Aussagen seines Pendants Markus Gisdol, der sich weniger über die drohenden Ausfälle von Anthony Modeste, Sebastian Rudy, Pirmin Schwegler und Adam Szalai als über die Aggressivität des HSV beschwerte: „Ich glaube, dass da schon Grenzen überschritten wurden beim HSV, und ich habe schon meine Befürchtungen“, sagte der Hoffenheimer Coach, und weiter: „Wie Behrami um sich geschlagen hat, dürfte der Spieler normal diese Woche nicht spielen, sondern müsste gesperrt sein. Es ist nicht das erste Mal, dass der HSV so aufgetreten ist.“

Zinnbauer („Das ist Abstiegskampf“) blieb cool, muss aber überlegen, wie er auf das gefüllte Lazarett reagieren soll. Eine mögliche Alternative wäre es auch, Heiko Westermann wieder links in der Viererkette spielen zu lassen und Linksverteidiger Matthias Ostrzolek ins Mittelfeld vorzuziehen. Die andere Alternative: Rafael van der Vaart erhält erstmals nach einem Monat wieder eine Chance von Anfang an. Ein Rückkehrer, eine Überraschung, ein Hoffnungsträger. Es wäre eine schöne Geschichte.

Kerem Demirbay kündigte bei „Matz ab“ an, nicht als Ergängzungsspieler zum HSV zurückzukehren. Das ganze Gespräch unter: www.hsv-blog.abendblatt.de