Der Hamburger SV hat am 21. Spieltag ein Debakel erlebt. Beim FC Bayern kassierten die Hanseaten am Sonnabend eine 0:8-Niederlage. HSV-Chef Beiersdorfer applaudierte dem Gegner.
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München. HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer hat das 0:8 des Fußball-Bundesligisten beim FC Bayern München als „beschämend“ bezeichnet. Der Vorstandsvorsitzende rief am Sonnabendabend nach der höchsten Bundesliga-Niederlage des Hamburger SV aber auch dazu auf, Ruhe im Abstiegskampf zu bewahren. „Wir müssen auf der Hut sein. In solchen Situation wird sich dann immer gegenseitig zerpflückt. Das wollen wir nicht tun“, sagte Beiersdorfer. Die Spieler sollten sich nicht äußern, nur die Offiziellen sprachen in München.
„Jeder Spieler, jeder Offizielle vom HSV weiß, dass das ein Tag war, der beschämend ist“, sagte Beiersdorfer. Man müsse sich bei den Fans in Hamburg und den tausenden mitgereisten Anhängern entschuldigen. „Unsere Pflicht und unsere Aufgabe ist es jetzt, trotzdem die Nerven zu behalten wie auch in anderen schwierigen Situationen bisher und zu versuchen, die Mannschaft wieder einzustellen auf das nächste Spiel.“ Der HSV empfängt am Sonntag kommender Woche Borussia Mönchengladbach.
Beiersdorfer musste sogar dem Gegner applaudieren. „Robben war allein das Eintrittsgeld wert. Als er ausgewechselt wurde, habe ich überlegt, ob ich klatschen soll. Dann habe ich es gemacht. Die Ehre muss man ihm erweisen“, sagte der HSV-Vorstandschef.
Das war passiert
Ein spielfreudiger FC Bayern hat gegen seinen Lieblingsgegner Hamburger SV zurück zur Meisterform gefunden. Der Tabellenführer fertigte die wehrlosen Hanseaten am Sonnabend beim 100. Aufeinandertreffen in der Fußball-Bundesliga mit 8:0 (3:0) ab. Thomas Müller eröffnete nach 21 Minuten mit einem Foulelfmeter den Torreigen. Der Weltmeister traf ebenso doppelt wie Arjen Robben (36./47.), der seine Saisontore 13 und 14 erzielen konnte, und Mario Götze (23./88.). Robert Lewandowski (56.) und Franck Ribéry (69.) bei seinem Kurz-Comeback rundeten mit ihren Treffern die furiose Münchner Champions-League-Generalprobe ab.
Die Bayern machten mit dem höchsten Saisonsieg einen weiteren großen Schritt zum 25. Meistertitel. Der HSV dagegen erlebte in der ausverkauften Münchner Arena zwei Jahre nach einem 2:9 einen weiteren Alptraum – und seine höchste Niederlage in der Bundesliga überhaupt. Nach dem 100. Nord-Süd-Klassiker lautet die Erfolgbilanz aus Bayern-Sicht: 59 Siege, 22 Remis, 19 Niederlagen.
Bayern-Trainer Pep Guardiola musste am Samstagvormittag kurzfristig umdenken. Xabi Alonso verspürte beim Anschwitzen ein Zwicken im Oberschenkel und fiel für den letzten Probelauf für das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Schachtjor Donezk aus. Aber auch ohne den spanischen Ballverteiler im Mittelfeld brachten sich die Münchner in eine Topverfassung für den heiklen Ausflug in den friedlichen Westteil der Ukraine Anfang der neuen Woche. Holger Badstuber feierte beim FC Bayern ein gelungenes Comeback nach fünf Monaten Verletzungspause, auch Rafinha kehrte nach Sprunggelenks-Blessur ins Team zurück.
Franck Ribéry saß nach auskuriertem Muskelfaserriss dagegen zunächst auf der Bank und wurde erst nach dem 6:0 eingewechselt. Seine Anwesenheit schien die übrigen Bayern-Angreifer zusätzlich anzustacheln. HSV-Torwart Jaroslav Drobny musste gegen Müller (4.) und Götze (8.) einen frühen Rückstand verhindern. Als Götze die Hand von Ronny Marcos traf, verwandelte Müller eiskalt vom Punkt; der siebte Elfmetertreffer des Weltmeisters in der Bundesliga. Kurz danach konnte Drobnys einen Schuss von Müller zwar noch abwehren, aber Götze staubte reaktionsschnell ab.
Der HSV wirkte hilflos. Kapitän Rafael van der Vaart fiel nur durch Foulspiele auf – und nach vorne ging praktisch nichts. Ivica Olic musste nach dem 0:2 raus, offenbar angeschlagen. Die Bayern ließen Ball und Gegner laufen. Glanzpunkt der ersten Hälfte war das 3:0 von Robben, der einen Münchner Konter über Götze und Müller mit einem Traumtor in den linken Winkel abschloss. Das Stadion raste.
Und weiter ging's nach der Pause mit der Münchner Gala und dem Einbahnstraßenfußball. Gerade 75 Sekunden waren gespielt, da hatte Robben erneut getroffen, diesmal sogar mit rechts ins kurze Eck. Der HSV agierte wie ein Absteiger, hilflos, und planlos. Müller konnte aus 23 Metern ungestört Maß nehmen für sein 9. Saisontor. Lewandowski legte umgehend nach. Und Guardiola wechselte danach Ribéry ein. Für den Franzosen nahm er Abwehrspieler Benatia raus – ein Signal nachzulegen. Das tat erst Ribéry im Nachschuss an eine erfolgreich Parade von Drobny gegen Lewandowski. Den Schlusspunkt durfte Götze setzen.
„ Es gibt Tage im Leben, die man nicht vergessen wird“; sagte ein bedienter HSV-Trainer Joe Zinnbauer. „Bei einem 0:8 muss man nicht mehr viel erzählen. Da muss man sich bei den Fans entschuldigen. So eine Vorstellung ist bitter. Die Bayern waren weltklasse, aber trotzdem gibt es keine Berechtigung für ein 0:8. Am Schluss habe ich gehofft, dass es nicht zweistellig wird. Die Mannschaft muss jetzt gegen Gladbach eine Reaktion zeigen.“
Die höchsten Bundesliga-Niederlagen des Hamburger SV
0:8 FC Bayern München 2014/2015
0:7 Borussia Dortmund 1966/67
1:8 Rot-Weiß Oberhausen 1970/71
2:9 FC Bayern München 2012/2013
2:9 1860 München 1963/1964
Die Statistik
München: 1 Neuer – 13 Rafinha, 5 Benatia (ab 59. Ribery), 28 Badstuber, 27 Alaba – 31 Schweinsteiger – 10 Robben (ab 71. Pizarro), 25 Thomas Müller (ab 66. Gaudino), 19 Götze, 18 Bernat – 9 Lewandowski. – Trainer: Guardiola
Hamburg: 1 Drobny – 39 Götz, 5 Djourou, 4 Westermann, 31 Marcos (ab 57. Ostrzolek) – 20 Diaz, 23 van der Vaart (ab 57. Jiracek) – 17 Stieber, 7 Jansen – 16 Rudnevs, 8 Olic (ab 24. Müller). – Trainer: Zinnbauer
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Müller (21./HE), 2:0 Götze (23.), 3:0 Robben (36.), 4:0 Robben (47.), 5:0 Müller (55.), 6:0 Lewandowski (56.), 7:0 Ribery (69.), 8:0 Götze (88.).
Torschüsse: 25:7
Ecken: 3:0
Ballbesitz: 70:30 %