Auch beim FC Bayern München genießt Ivica Olić noch immer hohes Ansehen - und das, obwohl der Kroate den HSV auf einen Schlag zum Angstgegner für den Rekordmeister macht.

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Hamburg. Es gehört zu den absoluten Ausnahmen, wenn ein Bundesligaprofi beim Einlaufen vor einem Spiel von beiden Fanlagern bejubelt wird. Doch Ivica Olić wird dies am Sonnabend (15.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) wohl widerfahren, wenn der HSV beim FC Bayern München zu Gast ist. So wie er bei den Hamburger Anhängern stets ein unumstrittenes Standing hatte, obwohl der Kroate 2009 aus Hamburg zu den ungeliebten Bayern gewechselt war, ist Olić auch nach seiner Rückkehr ins HSV-Trikot bei den Münchner Fans noch hoch angesehen. „Er wird mit Sicherheit mit großem Applaus empfangen“, sagt Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick. „Denn Ivica hat hier Spuren hinterlassen. Nicht unbedingt fußballerisch, sondern durch sein gesamtes Auftreten. Unsere Fans haben ein gutes Gespür dafür, wenn sich ein Spieler mit ganzem Herzen für den Verein einsetzt. Und das hat Olić in seinen drei Jahren hier getan.“

Darauf angesprochen, lächelt der heute 35-Jährige freundlich. So sei nun mal sein Spiel. Kaum ein Profi opfert sich auf dem Platz für sein Team auf wie er. „Ivica“-Schlachtgesänge wurden bei fast jedem seiner Spiele skandiert, Fehler verziehen, wenn der Linksfuß mal wieder ein wenig ungelenk daherkam. Olić geht als Stürmer viele uneigennützige Wege, stellt sich selbst nie in den Mittelpunkt. Sein früherer HSV-Trainer Martin Jol befand damals sogar: „So einen wie Ivica gibt es in ganz Europa nicht. Mit seinem Spiel ist er einmalig.“

Nach seinem ablösefreien Wechsel zu den Bayern war der Angreifer eigentlich nur als Ergänzungsspieler eingeplant. Doch innerhalb kürzester Zeit galt er als unverzichtbar und avancierte auch beim Rekordmeister mit vielen Toren zum Publikumsliebling. Sein damaliger Kollege Holger Badstuber nannte ihn ehrfürchtig „das Tier“, Sturm-Konkurrent Mario Gomez staunte: „Manchmal steht er neben mir, und ich denke, er stirbt gleich. Dann zieht er 40 Meter zum Sprint an.“

Dabei hätte der HSV den Abgang seines Star-Angreifers damals durchaus vermeiden können. Olić lebte lange mit der Enttäuschung, dass sein auslaufender Kontrakt nicht schon während der Saison 2007/08 verlängert wurde. „Ich hätte sofort langfristig unterschrieben“, sagte Olić, der am Ende der Spielzeit mit 14 Toren auf sich aufmerksam gemacht hatte. Doch die gewünschte Vertragsverlängerung des Angreifers zog sich über Monate hin – bis Olić den HSV zappeln ließ. „Zwischenzeitlich war ich schon recht traurig. Doch am Ende war ich sehr zufrieden. Ich habe zwei große Angebote erhalten, von Juventus Turin und aus München“, sagte er kurz vor seinem Wechsel. Das Ende ist bekannt.

Olić hat eine Top-Bilanz gegen Bayern

Nun folgt am Sonnabend die Rückkehr nach München mit seinem HSV – immer noch der Club seines Herzens, wie er offen bekennt. Und die Chancen stehen vielleicht besser als gedacht, dass Olić nach dem 50. Auswärtsspiel der Hamburger bei den Bayern mit etwas Zählbarem zurückkommt. Der 100-fache Internationale hat schließlich keines seiner drei Bundesligaspiele als HSV-Profi dort verloren. Nach dem Wechsel aus Moskau siegte er mit seinen neuen Kameraden 2:1 in München, es folgten in den Jahren danach ein 1:1 und ein 2:2. „Wenn wir das 0:0 lange halten, wird es auch dieses Mal schwer für die Bayern. Sie sind momentan nicht in der Verfassung aus der Vorrunde, und wir haben nach unseren zwei Siegen Wind im Rücken, so dass wir etwas mitnehmen können“, prognostiziert Olić.

Dass er in seinen drei Spielen nach der Rückkehr nicht getroffen hat, wurmt ihn zwar auch, doch niemals würde er Eigeninteressen vor die der Mannschaft stellen. Bescheidenheit und Freundlichkeit gehören zu seinem Naturell – und das gilt für seine gesamte Karriere. „Ivica war immer der Sonnenschein in unserer Mannschaft. Ich kann mich nicht erinnern, ihn mal sauer oder beleidigt gesehen zu haben“, erinnert sich Hörwick.

Sauer wird Olić auch im Falle einer Niederlage nicht sein. Eher würde er versuchen, seine Kameraden wieder aufzurichten. Denn die Grenzen des Machbaren in Hamburg hat der Torjäger bereits erkannt. Bei Wolfsburg, seinem letzten Arbeitgeber, herrschte aufgrund des Erfolgs eine lockerere Atmosphäre und ein anderes, spielerisches Niveau. „Unsere HSV-Mannschaft ist momentan nicht in der Lage, schönen Fußball zu spielen. Der Druck ist zu groß, die jungen Spieler haben vielleicht ein wenig Angst“, sagt Olić. Dabei sei Angst bei den Bayern der falsche Ratgeber. Mit „Respekt“ müsse man dort hinfahren und einfach alles geben – so wie es Olić in jedem Spiel seiner Karriere immer gemacht hat.

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