Investor will Optionsrecht nicht wahrnehmen. Jetzt gibt es Sorgen um die Lizenz, weil der finanziell angeschlagene Club das Darlehen über 25 Millionen Euro zurückzahlen muss.
Hamburg. Seit Donnerstag steht fest, was beim Fußballbundesligaclub HSV lange keiner wahrhaben wollte: Der Unternehmer Klaus-Michael Kühne will sein Darlehen in Höhe von 25 Millionen Euro nicht wie ursprünglich geplant bis zum Ende dieses Jahres in Anteile der HSV AG umwandeln. „Herr Kühne wird sein bis Ende dieses Jahres vereinbartes Optionsrecht nicht wahrnehmen, und bis zum Ende des Jahres werden wir mit Sicherheit keine Kapitalerhöhung verkünden“, bestätigte HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein dem Abendblatt.
Für den sportlich schwächelnden Club ist die Absage des Milliardärs kurz vor dem Hinrundenfinale eine Schocknachricht. Der finanziell ohnehin schon schwer unter Druck geratene HSV muss somit bereits im kommenden Jahr mit der Rückzahlung der ersten Darlehensrate von zwei Millionen Euro beginnen. Bis zum Sommer 2016 sind weitere sechs Millionen Euro fällig, den Rest von 17 Millionen Euro muss der HSV dem Milliardär bis 2017 erstattet haben – zuzüglich vier Prozent Zinsen.
Kühnes Verzicht sorgt nun für einen erhöhten Sparzwang, da der HSV bereits im Sommer von der Deutschen Fußball Liga (DFL) Lizenzauflagen erhalten hatte. „Grundsätzlich müssen wir die Kostenstrukturen überprüfen und dort, wo es Sinn macht, auch die Kosten deutlich reduzieren. Diese Möglichkeiten sind indes während einer Spielzeit begrenzt und können in ihrer Breite erst in Folgejahren wirken“, sagt Finanzchef Wettstein. Er erwägt nun, an interessierte Investoren Anteile unter dem Kurs des Gutachtens der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG abzugeben – danach sollte die HSV AG um die 330 Millionen Euro wert sein. Wettstein: „Unternehmensbewertungen sind keine Preisschilder, und sie basieren auf geplanten, aber unsicheren Zukunftsereignissen.“ Wie der Ausgabekurs neuer Aktien sei, entscheide immer der Markt und kein Gutachter.
Die Lizenz für die laufende Bundesligasaison ist laut Wettstein zwar derzeit nicht gefährdet. Ungewiss ist aber, was in der kommenden Spielzeit passiert. „Für die Zeit danach gilt, dass die Rückzahlung von Verbindlichkeiten refinanziert werden muss, wenn die Ertragslage nicht deutlich verbessert werden kann“, so Wettstein. HSV-Aufsichtsratschef Karl Gernandt, der nach der Ausgliederung im Sommer neue Investoren in Aussicht gestellt hatte, wollte sich auf Nachfrage des Abendblatts nicht äußern. Kühne war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.