Ein Kommentar von Alexander Laux
Die Nachricht, dass Klaus-Michael Kühne darauf verzichtet, Anteile beim HSV zu zeichnen, ist vor allem eines: eine bittere Enttäuschung für all jene Mitglieder, die am 25. Mai für HSVPlus und die Neustrukturierung gestimmt haben. Der Unternehmer war die Werbelokomotive der Initiative. Es sei im Grunde nur eine Formalie, bis sich Herr Kühne am Verein beteilige und den HSV zumindest teilweise saniere, so wurde es der Basis über Wochen suggeriert.
Besonders Karl Gernandt, der Präsident des Verwaltungsrats der Kühne + Nagel AG, hatte blumige Worte gewählt vor der Abstimmung. Unter dem Motto „Nicht gut gewollt, sondern exzellent gemacht“ war er angetreten. Die Kühne-Millionen sollten vor allem zur Tilgung von Altlasten dienen: „Wir müssen alle Verpflichtungen beiseiteschieben, dann geht die Arbeit los.“ An der Umsetzung dieser forschen Ankündigungen hakt es gewaltig. Die höchst problematische Konstruktion, dass der Aufsichtsratsvorsitzende sein Geld bei einem Club-Investor verdient, wurde im Grunde innerhalb der Mitgliedschaft nur damit gerechtfertigt, dass so der finanziell so notwendige Einstieg erleichtert wird.
In dieser Geschichte gibt es deshalb zwei große Verlierer: Kühne und vor allem auch Gernandt.
Ob der HSV aber Verlierer Nummer drei ist, muss sich erst noch zeigen. Ein Investor, der sich immer wieder das Recht herausnahm, öffentlich (auch im Abendblatt) seine zum Teil heftige Kritik an Spielern und Funktionären zu äußern, kann abschreckend wirken bei Gesprächen mit strategischen Partnern, die Wert auf eine dezentere Beziehung legen. Und zweitens war immer fraglich, ob es erstrebenswert ist, Club-Anteile in einer der erfolglosesten Phasen der Vereinsgeschichte zu veräußern, auch wenn der HSV sonst wohl kaum in der Lage sein dürfte, seinen Schuldenberg kurz- und mittelfristig zu verkleinern.