Mit neuer Heimstärke und einem wiedererstarkten van der Vaart kämpft sich der HSV aus dem Keller. Der viel kritisierte Cléber wird mit Lob überschüttet. Bis Weihnachten sollen drei Siege folgen.

Hamburg. So etwas hatte Rafael van der Vaart lange nicht mehr erlebt. Als der Kapitän des HSV nach dem 2:1-Erfolg über den FSV Mainz 05 samt Familie zu seinem Auto auf dem Stadionvorplatz schlenderte, applaudierten zahlreiche HSV-Fans und huldigten ihrem wieder erstarkten Spielmacher spontan mit Sprechchören. Auf der teaminternen Weihnachtsfeier schworen sich van der Vaart und Co. anschließend auf den Jahresendspurt ein.

„Wir sind auf dem richtigen Weg“, analysierte der Niederländer, der in der vergangenen Saison noch als Symbol der Club-Misere herhalten musste. Van der Vaart freute sich zwar sichtlich über den dritten HSV-Heimsieg in Serie und einen kämpferisch starken Auftritt seines Teams – er richtete den Blick aber sofort nach vorn: „Jetzt müssen wir zeigen, dass wir auch auswärts Ergebnisse holen können und in Freiburg nachlegen.“

Teamkollege Nicolai Müller ging bei seinem Ausblick auf die drei Spiele zum Jahresabschluss in Freiburg, gegen den VfB Stuttgart und bei Schalke 04 sogar noch einen Schritt weiter. „Bis zum Winter wollen wir so viele Punkte holen wie möglich“, sagte der Flügelflitzer und rechnete vor: „Bei drei Spielen sind drei Siege das Ziel.“ Mit dem hoch verdienten Erfolg gegen Mainz kletterte der Bundesliga-Dino jedenfalls erst einmal aus dem Tabellenkeller und belegt mit Rang 13 seine beste Platzierung seit dem 1. Spieltag.

Der zarte Hamburger Höhenflug ist auch ein Verdienst des zuletzt viel gescholtenen van der Vaart, der auf seiner neuen Position im defensiven Mittelfeld plötzlich wieder aufblüht. „Man muss ihm ein Kompliment machen, wie er die Mannschaft mitzieht und immer wieder Nadelstiche nach vorne reinbringt“, lobte HSV-Trainer Joe Zinnbauer. Nach dem ersten Bundesliga-Treffer des brasilianischen Innenverteidigers Cléber (32.) übernahm van der Vaart Verantwortung und sorgte mit seinem verwandelten Handelfmeter (54.) für das vorentscheidende 2:0 – sein dritter Treffer in den vergangenen fünf Spielen. „Er hat ein wichtiges Tor für uns gemacht, darf sich jetzt aber nicht ausruhen“, sagte Kapitän Rafael van der Vaart über Cléber.

Zinnbauers Umstellungen gehen auf


„Ich hoffe, dass ich noch mehr helfen kann. Wir als Mannschaft haben Hunger und gehen gut nach vorn“, sagte Cléber, der als Westermann-Ersatz ein Sonderlob von Zinnbauer bekam.

Der Trainer war vor allem stolz auf seine Abwehr, zumal auch das Experiment mit Youngster Ronny Marcos für Matthias Ostrzolek als linker Verteidiger klappte. Und wenn der 21-Jährige mal nicht zur Stelle war, halfen die Kollegen. So kassierte der in der Vorsaison mit 75 Gegentoren schlechteste Abwehrverbund der Liga nach 14 Spieltagen erst 18 Treffer – drei weniger als Borussia Dortmund. Und das ist die Grundlage für die Konsolidierung der Norddeutschen – der Angriff mit erst neun Treffern bestimmt nicht.

Immer wieder scheiterte Artjoms Rudnevs in aussichtsreicher Position am Mainzer Schlussmann Loris Karius. Der Lette und Pierre-Michel Lasogga hatten sich im Training aufgedrängt, ihre Torjägerqualitäten aber wieder einmal unter Stress vermissen lassen. Man hätte das 3:0 oder 4:0 machen müssen, monierte Zinnbauer, der am Ende noch um die drei Punkte zittern musste.

Gut gefallen hat dem jungen Trainer, „dass sich die Mannschaft direkt in der Kabine schon auf den SC Freiburg eingeschworen hat“. Im Breisgau hofft der Coach auf milde Temperaturen. Denn bei seinem ersten Schnee-Erlebnis, hatte Cléber angekündigt, wolle er sich zu Hause einschließen. Er sei schließlich kein Pinguin.