Gegen Mainz spielte HSV-Kapitän Rafael van der Vaart im dritten Heimspiel nacheinander auf einer etwas defensiveren Position. Trainer Zinnbauer lobt den Niederländer für die Interpretation seiner neuen Rolle.
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Hamburg. Eiskalt? So sah es jedenfalls aus, als Rafael van der Vaart den Handelfmeter zum 2:0 verwandelte. Links unten aus Sicht des Schützen, der Mainzer Torwart Loris Karius flog nach rechts. Drin. Jubel, die Vorentscheidung.
Eiskalt? Keineswegs. „Im Training am Sonnabend habe ich noch verschossen“, gab Rafael van der Vaart nach dem Spiel schmunzelnd zu, „es war schon eine besondere Anspannung, wenn man da hingeht und weiß, es ist wahrscheinlich die Entscheidung wenn man den jetzt verwandelt.“
Zum dritten Mal in einem Heimspiel nach Leverkusen und Bremen spielte der HSV-Kapitän auf einer etwas defensiveren Position. Alle drei Heimspiele wurden gewonnen. Van der Vaart hat seine neue Position gefunden – oder sie wurde ihm von Joe Zinnbauer gezeigt. Neben dem „Haupt-Abräumer“ muss er den Gegner anlaufen und gleichzeitig bei gelungener Balleroberung die Gegenangriffe einleiten.
„Man muss ihm ein Kompliment machen, wie er die Mannschaft mitzieht und immer wieder Nadelstiche nach vorne reinbringt“, lobte Zinnbauer seine Nummer 23. Der 31-Jährige war die zentrale Figur im Aufbauspiel beim HSV, er gab das Tempo vor und leitete zahlreiche Attacken ein. Von hinten. In den gegnerischen Strafraum – wie früher regelmäßig – stieß er nur selten vor.
Van der Vaart stand in der letzten Saison geradezu symbolisch für die Misere des HSV. Ein hoch bezahlter Star, der mit Verletzungen zu kämpfen hatte und sicherlich auch durch die hinlänglich geschilderten privaten Turbulenzen in seiner Leistungsfähigkeit beeinflusst war. Auch zu Beginn dieser Saison war er schnell wieder verletzt, fiel nach den ersten beiden Spielen aus und war erst wieder beim 1:0-Sieg in Dortmund im Kader. Dort saß er 90 Minuten auf der Bank. Ohne zu Murren. Auch das verschaffte ihm bei Zinnbauer Pluspunkte.
Viel gelaufen ist van der Vaart immer, nur das hohe Tempo bringt er nicht. Aber dafür hat der HSV nun andere Spieler, Lewis Holtby, Nicolai Müller, van der Vaart etwas nach hinten zu ziehen ist eigentlich logisch. Es musste sich nur einer trauen. „Er ist unheimlich wichtig für uns“, sagte Zinnbauer auch immer wieder. Und erntete oft Kopfschütteln. Am Saisonende läuft van der Vaarts Vertrag aus, er möchte gerne bleiben, sein Lebensmittelpunkt ist längst Hamburg – „am Geld würde es nicht scheitern“.
Doch für solche Gespräche bleiben während der Winterpause noch genügend Zeit, am Sonntag ging der Blick sofort nach vorne. Kommenden Sonnabend geht es in Freiburg gegen den nächsten direkten Konkurrenten, danach folgt die letzte Heimpartie des Jahres gegen Stuttgart.
„Wir kannten ja die Ergebnisse vom Sonnabend, die anderen Vereine im Abstiegskampf haben für uns gespielt“, sagte van der Vaart, „wir mussten gewinnen, aber die Art und Weise war auch sehr gut. Wir haben uns viele Chancen erarbeitet.“ Auch er selbst hatte noch eine hundertprozentige zum 3:0, als er in der 80. Minute frei stehend nur einen Kullerball zustande brachte. Eiskalt? Doch nicht immer.