Gegen kein anderes Bundesligateam war der HSV in den vergangenen Jahren so erfolgreich wie gegen den BVB. Drei der letzten vier Spiele wurden gewonnen. Der Kapitän kehrt in den HSV-Kader zurück.
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Hamburg. Im letzten Drittel des abschließenden Trainingsspiels am Freitag hinter dem Sichtschutzzaun an der Arena zog sich Rafael van der Vaart dann doch noch das orangefarbene Leibchen der Stammspieler über. Zuvor hatte der Kapitän in Gelb mit den mutmaßlichen Reservisten gekickt. Es war erst sein drittes Training nach muskulären Problemen in der Wade. Dass van der Vaart im HSV-Kader für die Partie am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de) bei Borussia Dortmund steht, das ist sicher. Ob er von Anfang an aufläuft, keinesfalls.
„Er bringt erhebliche Qualität für unser Team, das haben wir in den Trainings der vergangenen Tage gesehen“, sagt Trainer Josef Zinnbauer, „er hat eine entscheidende Funktion für uns.“ Unter Mirko Slomkas Nachfolger kam der Niederländer noch nicht zum Einsatz, am Sonnabend könnte es nun soweit sein. „Er ist kräftemäßig noch nicht bei einhundert Prozent. Also gibt es die Möglichkeit, ihn reinzuschmeißen, solange es geht, oder den Anfangssturm der Borussia zu überstehen versuchen und ihn dann zu bringen“, meint Zinnbauer. „Das werden wir in Ruhe im Team besprechen und vor dem Spiel aus dem Bauch heraus entscheiden.“
Die kreativen Fähigkeiten van der Vaarts haben dem HSV gefehlt. Die Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor ist auch mit der Abwesenheit des Spielmachers zu erklären. Allein sieben der 14 Tore von Pierre-Michel Lasogga in der vergangenen Saison bereitete van der Vaart vor. In dieser Spielzeit hat Lasogga noch nicht getroffen.
Der einstige HSV-Torwart Uli Stein ist deshalb nun beim NDR populistisch in die Reihe der Lasogga-Kritiker eingeschert: „Fußball spielen kann er nicht. Das sind Spieler, die bei uns früher wahrscheinlich nur das Ballnetz getragen hätten.“ Zinnbauer verteidigt seinen erfolglosen Angreifer natürlich: „Pierre fehlen auch die Bälle“, beschreibt er das Offensichtliche.
Also wurden auch am Freitag intensiv Torschüsse geübt und Zuspiele in die Spitze. Immer wieder unterbrach Zinnbauer, zeigte Pass- und Laufalternativen auf, forderte Abschlüsse. Grundlagenarbeit eigentlich. Teilweise wirkt der neue Übungsleiter wie ein Lehrer, der seine Schüler auf die mittlere Reife vorbereiten soll, aber mit dem Abc anfangen muss.
Dabei kann jedoch gerade das Spiel gegen Dortmund helfen, einen gewaltigen Schritt nach vorn zu machen. Fünf HSV-Trainer haben schon ihren ersten Sieg gegen den BVB gefeiert: Willi Reimann, Thomas Doll, Huub Stevens, Bruno Labbadia und Mirko Slomka. Warum nicht auch Zinnbauer?
Immerhin war der HSV in den vergangenen zwei Jahren gegen keine Mannschaft erfolgreicher. Drei der letzten vier Bundesligaspiele wurden gewonnen, immer hatten diese Partien eine besondere Bedeutung: Nach dem 2:6 vom 14. September 2013 musste Trainer Thorsten Fink gehen. Ohne das 3:0 am 22. Februar dieses Jahres beim Debüt von Slomka wäre der HSV abgestiegen, das 3:2 im Heimspiel am vierten Spieltag der Saison 2012/13 gegen den deutschen Meister beendete die Dortmunder Serie von 31 ungeschlagenen Partien. Nach dem 4:1-Auswärtssieg der Hamburger am 9. Februar 2013 war die Meisterschaft für den BVB verloren.
„Die Hamburger haben sich in letzter Zeit immer sehr wohl gegen uns gefühlt“, stellte Dortmunds Mittelfeld-Veteran Sebastian Kehl fest: „Wir wollen, dass dieses Wohlgefühl nun aufhört.“ Drei Spiele haben die Dortmunder in der Bundesliga zuletzt nicht mehr gewonnen, der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München beträgt sieben Punkte. Dortmund muss siegen, insbesondere nach der 1:2-Niederlage im Revierderby bei Schalke 04.
„Jetzt geht es darum, eine Reaktion zu zeigen“, sagt BVB-Trainer Jürgen Klopp, der einst mit Zinnbauer gemeinsam bei Mainz 05 gekickt hatte. Den 3:0-Sieg in der Champions League am Mittwoch beim RSC Anderlecht will er nicht überbewerten: „Wir haben nicht das Gefühl, die Wende herbeigeführt zu haben. Zwei Tage Pause ist kurz, es muss über die Überwindung ablaufen“, sagte Klopp: „Dann hoffe ich, dass wir den nächsten Schritt machen können.“
Zinnbauer hatte sich das Spiel natürlich angeschaut und gab sich tief beeindruckt: „Die haben Anderlecht an die Wand geklatscht. Vorher hätte ich gesagt, da geht für uns etwas, jetzt fahren wir dahin, um nicht unterzugehen.“ Doch das sollen Zinnbauer nur die Dortmunder Spieler glauben…
Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Durm – S. Bender, Kehl - Aubameyang, Kagawa, Großkreutz – Immobile.
Hamburg: Drobny – Diekmeier, Djourou, Westermann, Ostrzolek – Behrami, Arslan – Müller, Holtby, Stieber – Laosgga.
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin).