Die Fußballikonen Franz Beckenbauer und Johan Cruyff denken beim gemeinsamen Golfspiel über den FC Bayern und den HSV nach. Als „alter HSVer“ bedauert Beckenbauer die Entwicklung des Vereins.
Gneven. Für den Fall, dass es schiefgeht, hat Franz Beckenbauer schon die Entschuldigung parat. Er sei nach dem Champions-League-Spiel des FC Bayern am Mittwoch erst um halb drei in der Nacht zu Hause in Salzburg gewesen. Da könne man jetzt, nach drei Stunden Schlaf und einer weiten Anreise, nicht erwarten, dass er den Ball optimal trifft auf dem Winston-Open-Golfplatz in Gneven nahe Schwerin. Da hatte es Johan Cruyff besser. Er konnte sich schon einen Tag an die künstliche Hügellandschaft gewöhnen, auf der sich von Freitag bis Sonntag die besten Profis der europäischen Seniorentour tummeln. Aber Favorit, nein, das sei der Franz, immerhin habe der das bessere Handicap (10,9) als er (11,0): „Damals hatten wir den Druck. Jetzt hat er ihn.“
Als die beiden Fußballikonen schließlich am Donnerstagmittag zum deutsch-niederländischen Schaukampf abschlagen, geht ein anerkennendes Raunen durch die Zuschauertraube an der ersten Spielbahn. Dem Ballgefühl haben eben auch die 40 Jahre seit dem WM-Finale von München (2:1) nichts anhaben können. Nur die Rivalität hat sich verflüchtigt. Beide betreiben ihre Stiftung, beide sind immer noch viel unterwegs, und, ja, die beiden verstehen sich, vor allem wenn es um den Fußball geht. Und um den geht es bei ihnen eigentlich immer, auch wenn Kaiser Franz, 69, und König Johan, 67, längst in der Generation Golf angekommen sind.
Über seine Bayern kann Beckenbauer im Moment nur Gutes sagen. Natürlich sei es nicht leicht für die WM-Teilnehmer, drei Wochen Urlaub, „die Sau rauslassen“, und dann direkt in die Vorbereitung: „Das kann nicht funktionieren.“ So gesehen sei der 1:0-Sieg gegen Manchester City zum Champions-League-Auftakt am Mittwoch, vor allem die Spielweise in der ersten Halbzeit, schon sehr ansprechend gewesen.
Die Bayern haben ja auch Pep Guardiola. Cruyff hat den heutigen Trainer Ende der 80er-Jahre in der zweiten Mannschaft des FC Barcelona entdeckt und zu einem Spielmacher von Weltklasseniveau geformt. „Ihn hat schon als Profi ausgezeichnet, dass er nicht nur technisch stark, sondern auch sehr intelligent ist“, sagt Guardiolas Mentor heute. „Er erfindet nicht alles neu. Vielmehr analysiert er die Spielweise und die Mentalität der Mannschaft und versucht, ihre Stärken zu fördern.“ Dass Guardiola nicht auf Anhieb die Champions League gewonnen habe, sei wohl nur der frühen Meisterschaft geschuldet gewesen: „Dass danach die Konzentration nachgelassen hat, ist normal.“
Wahrscheinlich sei es nicht einmal ein Zufall, dass Deutschland ein Jahr nach Guardiolas Dienstantritt den WM-Titel gewonnen habe. Als 2010 die Spanier triumphierten, war es sein FC Barcelona, der den Kern der Nationalmannschaft bildete. Bei den Deutschen diesmal war es der FC Bayern, dessen Spieler prägend für die Mentalität des Weltmeisters gewesen seien.
Und der neue Trainer des HSV, Josef Zinnbauer? „Ich hoffe, er hat mehr Glück als seine Vorgänger“, sagt Beckenbauer. Einen besseren Auftaktgegner als den FC Bayern am Sonnabend hätte man sich jedenfalls nicht vorstellen können: „Da erwartet keiner irgendetwas. Die Hamburger können nur überraschen.“ Als „alter HSVer“ bedauert Beckenbauer die Entwicklung des Vereins, bei dem er 1980 bis 1982 seine Bundesliga-Karriere ausklingen ließ. „Ich weiß ja, wie sehr die Leute in Hamburg unter der Situation leiden.“ Der HSV habe es versäumt, „mit der wunderschönen Stadt, den ganzen Sponsoren, die es da gibt, Frieden zu schließen“. Stattdessen gebe es zu viele, die redeten: „In Vorstand und Aufsichtsrat hat ja jeder seine eigene Zeitung. So kann keine Ruhe einkehren.“