Der ehemalige Vorstand des HSV war von seiner Entlassung völlig überrascht. Oliver Kreuzer hatte großen Verdienst an der Verpflichtung von Wunschstürmer Lasogga.
Hamburg. Aus seiner Gemütslage macht Oliver Kreuzer, 48, keinen Hehl: „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte der ehemalige Sportchef des HSV am Mittwoch dem Hamburger Abendblatt. Die Beurlaubung am Montag habe ihn völlig unvorbereitet getroffen: „Ich war sehr überrascht, als Dietmar Beiersdorfer mir seine Entscheidung mitgeteilt hat.“
Kreuzer hatte nach dem anstrengenden China-Trip am Montag gerade wieder an seinem Arbeitsplatz in der Geschäftsstelle Platz genommen, als Beiersdorfer, neuer Vorstandschef des HSV, ihn um ein persönliches Gespräch bat. Im Rahmen der Neu-Orientierung des HSV auf der sportlichen Ebene sei für Kreuzer leider kein Platz mehr. Nur einen Tag später gab der Bundesliga-Dino bekannt, dass für die Nachwuchsarbeit ab 1. August Bernhard Peters von der TSG 1899 Hoffenheim zuständig sei. Für den Profikader soll noch ein weiterer Direktor verpflichtet werden.
Kreuzer ist vor allem enttäuscht, weil er in den vergangenen Wochen eng mit Beiersdorfer zusammengearbeitet habe. Regelmäßig, sagt Kreuzer, habe man sich ausgetauscht - auch über alle Transferaktivitäten. Zudem war Kreuzer noch ein Coup gelungen: der Transfer von Pierre-Michel Lasogga für 8,5 Millionen Euro von Hertha BSC gilt vor allem als sein Verdienst. Kerstin Lasogga, Mutter und Beraterin des Stürmers, hatte wiederholt erklärt, dass man gerade Kreuzer sehr großes Vertrauen schenke. Zudem hatte Kreuzer gemeinsam mit Beiersdorfer die Ablöse für Hakan Calhanoglu auf 14,5 Millionen Euro von Bayer Leverkusen hochgepokert.
Schon aus juristischen Gründen will Kreuzer über die Hintergründe seiner Beurlaubung nicht reden, schließlich müssen jetzt Juristen die Abfindung des noch bis Juni 2016 laufenden Vertrages aushandeln. Kreuzer hatte sich erst vor gut einem Jahr in der Bewerbungsrunde vor dem damaligen Aufsichtsrat gegen seinen Kontrahenten Jörg Schmadtke (früher Hannover 96) durchgesetzt. „Ich bin auch nicht der Typ, der schmutzige Wäsche wäscht. Ich muss die Entscheidung als Profi akzeptieren, auch wenn ich sie nicht verstehe“, sagt Kreuzer. Sehr gern hätte er weitergemacht, auch ohne Vorstandsmandat, das er in der neuen Führungskonstruktion der HSV AG auf jeden Fall verloren hätte.