Der HSV trennt sich in einem packenden Relegations-Hinspiel 0:0 von Greuther Fürth. Trainer Slomka sorgte mit seiner Aufstellung für eine Überraschung und kritisierte Westermann scharf. Adler fiel wegen Rückenproblemen aus.

Hamburg. Nach einem saft- und kraftlosen Auftritt steht Bundesliga-Gründungsmitglied HSV nach 51 Jahren vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit. Die Hanseaten kamen am Donnerstag im ersten Relegationsspiel gegen den Zweitliga-Dritten SpVgg Greuther Fürth nicht über ein 0:0 hinaus und verpassten die Gelegenheit, sich mit Blick auf ihre notorische Auswärtsschwäche ein Polster für das Rückspiel am Sonntag (17 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) in Franken zu verschaffen. Fehlen wird den Fürthern dann Außenverteidiger Niko Gießelmann, der sich die fünfte Gelbe Karte der Saison einhandelte.

Die Gäste verdienten sich das Unentschieden vor 57.000 Zuschauern durch eine engagierte Vorstellung und waren dem Sieg deutlich näher als der harmlose HSV. „Fürth ist die bessere Mannschaft. Ich bin froh, dass es noch 0:0 steht“, sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow schon zur Pause im TV-Sender Sky ernüchtert.

„Wir haben uns für meinen Geschmack zu lange abgetastet. Wir habe zu lange gebraucht, um in die Partie hineinzukommen. Es steht jetzt eben zur Halbzeit 0:0, jetzt müssen wir regenerieren und analysieren und uns hochkonzentriert auf Sonnta vorbereiten“, sagte Trainer Mirko Slomka nach der Partie.

DIE EINZELKRITIK DER SPIELER

Nach der jüngsten Negativserie von fünf Niederlagen am Stück agierten die Hamburger im ersten Alles-oder-Nichts-Spiel um den Liga-Verbleib ohne Sicherheit und Selbstvertrauen. Im Gegensatz zum verkrampften HSV spielten die Fürther gestützt auf eine stabile Abwehr erfrischenden Offensiv-Fußball und können nun auf ein zweites Gastspiel in der Eliteklasse hoffen. Bereits in der Spielzeit 2012/13 waren die Franken Erstligist.

Kurz vor dem Anstoß hatte der HSV eine Hiobsbotschaft verkraften müssen. Stammtorhüter Rene Adler klagte nach dem Aufwärmen über Rückenprobleme und signalisierte, dass er nicht spielen könne. Für den etatmäßigen Schlussmann kam Jaroslav Drobny zu seinem fünften Pflichtspieleinsatz in dieser Saison. Mit einer soliden Leistung erwies sich der Tscheche als Rückhalt für die mit 75 Gegentoren schwächste Hintermannschaft der Liga.

DER LIVETICKER ZUM NACHLESEN

Auf Abwehrchef Heiko Westermann verzichtete Slomka nach dem Aussetzer des Innenverteidigers in Mainz freiwillig. Für ihn kam Johan Djourou zum Zuge. „Heiko hatte zuletzt den einen oder anderen Fehler drin, nicht den souveränsten Eindruck gemacht. Und Djourou ist topfit“, begründete der HSV-Trainer seine Entscheidung. Und auch für Marcell Jansen war kein Platz in der Startformation: „Er hat nach seiner Verletzung seinen Rhythmus noch nicht gefunden“, sagte Sportchef Oliver Kreuzer.

Die Franken, die von den letzten 14 Zweitliga-Spielen nur eines verloren hatten, zeigten keinerlei Respekt. Die Mannschaft von Frank Kramer attackierte früh und suchte mit überfallartigen Kontern den Weg zum HSV-Tor. Dem frei stehenden Zoltan Stieber bot sich in der 17. Minute die erste Chance des Spiels, doch der Fürther Angreifer traf den Ball nicht richtig und verzog. Neun Minuten später lenkte Drobny einen Schuss von Ilir Azemi mit dem Fuß zur Ecke und bewahrte die in der Defensive wankenden Hanseaten vor dem drohenden Rückstand.

HSV agierte verunsichert und ideenlos

Während der Zweitligist das Mittelfeld mit flotten Kombinationen überbückte, agierte der verunsicherte HSV ideenlos und kam nur durch Standards vor das Gehäuse des früheren Hamburgers Wolfgang Hesl. Auch die Leistungsträger blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Sturm-Hoffnung Pierre-Michel Lasogga lief sich immer wieder in der Abwehr fest, Rafael van der Vaart konnte das Tempo der Gegenspieler nur selten mitgehen. Die Versuche von Hakan Calhanoglu aus der Distanz glichen Verzweiflungsschüssen.

Auch nach dem Seitenwechsel stellte Greuther Fürth das zielstrebigere Team. Niko Gießelmann (51.) per Kopf und Nikola Djurdjic (53.), der knapp an einer scharfen Hereingabe vorbeirutschte, boten sich die nächsten Möglichkeiten zur eigentlich verdienten Führung der Gäste. Erst in der 65. Minute kamen die bisweilen hilflos wirkenden Hausherren zu ihrer ersten richtigen Torchance durch Lasogga, dessen Kopfball Hesl aber sicher parierte. Fünf Minuten vor dem Ende scheiterte Lasogga erneut am glänzend reagierenden Gäste-Keeper.

Die Statistik

HSV: Drobny – Diekmeier, Djourou, Mancienne, Jiracek – Tesche (60. Jansen), Badelj – Rincon (90. Westermann), Calhanoglu – van der Vaart – Lasogga. – Trainer: Slomka

Fürth: Hesl – Brosinski, Mavraj, Röcker, Gießelmann – Fürstner, Sparv – Stieber (88. Trinks), Baba – Djurdjic (72. Weilandt), Azemi (85. Füllkrug). – Trainer: Kramer

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Zuschauer: 56.479

Gelbe Karten: – Sparv, Gießelmann