Nach Heiko Westermann und René Adler wurde auch HSV-Linksverteidiger Marcell Jansen aus dem vorläufigen WM-Kader gestrichen. Der Zeitpunkt für Jansens Ausbootung scheint allerdings seltsam.

Hamburg. Bundestrainer Joachim Löw hat HSV-Profi Marcell Jansen, André Hahn (FC Augsburg), Max Meyer und Leon Goretzka (beide Schalke 04) aus dem vorläufigen Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft für das WM-Trainingslager vor der Weltmeisterschaft in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) gestrichen. Während Hahns WM-Traum geplatzt ist, stehen Jansen, Goretzka und Meyer auf Abruf bereit. Ihre WM-Chancen sind aber minimal, weil Löw selbst von den 27 Südtirol-Spielern noch vier streichen muss.

Bei Jansen wisse er, „was er leisten kann, wenn er topfit ist“, sagte Löw. Weil Jansen das im Moment nicht ist, ist er nun nur noch der Notnagel. Bei Twitter schrieb er, die Entscheidung sei „enttäuschend“.

Der komplette Verzicht auf Hahn, 23, habe nichts mit dessen Leistung zu tun, versicherte der Bundestrainer: „Wir waren sehr zufrieden damit, wie er sich präsentiert hat. Die Gründe sind rein positionsbezogen.“ Kramer habe „in Training und Spiel einen hervorragenden Eindruck hinterlassen“. Der Mönchengladbacher ist eine zusätzliche Absicherung im defensiven Mittelfeld, wo Ilkay Gündogan ausfällt, Sami Khedira gerade sein Comeback gegeben hat, Bastian Schweinsteiger verletzt ist und Rechtsverteidiger Philipp Lahm nur im Notfall spielen soll.

Dafür wurde der Gladbacher Christoph Kramer neu ins Aufgebot berufen. Kramer rückt für Hahn in den Kader. Der vorläufige deutsche WM-Kader besteht damit aus 27 Spielern. Vom 21. Mai bis 1. Juni findet das WM-Trainingslager im Passeiertal in Südtirol statt. Dort will Löw, dass es „auf einigen Positionen einen Konkurrenzkampf gibt. Ich will sehen, dass die Spieler um ihr WM-Ticket kämpfen.“ Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff betonte: „In Südtirol geht's richtig los.“

Zeitpunkt von Jansens Ausbootung ist seltsam


Am 2. Juni muss das endgültige und 23 Akteure umfassende WM-Aufgebot beim Weltverband Fifa gemeldet werden. Am Dienstag hatte die Löw-Elf mit einer stark verjüngten Auswahl torlos gegen Polen in Hamburg gespielt. Kramer, der zuvor nicht für den 30er Kader gemeldet wurde, kam dabei über die vollen 90 Minuten zum Einsatz und überzeugte offenbar durch seine Laufbereitschaft und Präsenz auf dem Platz. Nahezu jeden Ball wollte der defensive Mittelfeldspieler an sich reißen.

Erst vor sechs Tagen, am 8. Mai, berief Löw Linksverteidiger Jansen sowie seine beiden Dortmunder Konkurrenten auf dieser Position, Mercel Schmelzer und Erik Durm, für den vorläufigen WM-Kader. Von Anfang an war klar, dass der Bundestrainer nur zwei Linksverteidiger mit zur WM nehmen wird. Und dennoch ist der Zeitpunkt für Jansens Ausbootung mehr als seltsam.

Zwischen dem 8. und 14. Mai gab es mit dem Länderspiel gegen Polen nur einen Termin der Nationalmannschaft. Weder Jansen noch Schmelzer und Durm konnten wegen der Vorbereitung auf die Bundesliga-Relegation bzw. das DFB-Pokal-Finale mit dabei sein. Dennoch streicht Löw den HSV-Verteidiger aus dem Kader, ohne innerhalb der kurzen Zeitspanne neue Erkenntnisse über die drei Konkurrenten gewonnen haben zu können.