Ein Ex-HSV-Profi im Tor, ein Abwehrspieler als Torvorbereiter und ein wuchtiger Torjäger - so stark ist Hamburgs Relegationsgegner wirklich. Das Abendblatt macht den Formcheck.

Fürth. 35 Tore auf fremden Plätzen, so häufig traf in der abgelaufenen Zweitliga-Saison kein anderes Team auswärts. Hamburgs Relegationsgegner Greuther Fürth hat sich warm geschossen. Im letzten Auswärtsspiel schenkten die Franken Energie Cottbus gar sechs Tore ein. Das Abendblatt analysiert Stärken und Schwächen:

Tor: In sieben Jahren beim HSV kam Wolfgang Hesl nur auf zwei Bundesligaeinsätze. In Fürth verdrängte er im Vorjahr Stammkeeper Max Grün und ist zum Kopf der Mannschaft gereift. Trainer Frank Kramer ernannte Hesl zum Kapitän, seitdem wirkt er enorm selbstbewusst. Der 26-Jährige ist stark auf der Linie und sicher in der Luft.

Außenverteidigung: Das Herzstück der Mannschaft sind die Außenverteidiger, die traditionell sehr offensiv spielen. In dieser Saison sind die Neuzugänge Daniel Brosinski (25, MSV Duisburg) und Niko Gießelmann (22, Hannover 96 II) voll eingeschlagen. Vor allem Brosinski spielt eine beeindruckende Saison: Kein Abwehrspieler der Liga bereitete so viele Tore vor (8). Sowohl Brosinski als auch Gießelmann marschieren 90 Minuten mit nach vorne. Ein Großteil der Fürther Chancen entsteht, wenn die beiden hinterlaufen. Dadurch ist man aber auch anfällig für Konter.

Innenverteidigung: Sowohl Abwehrchef Mergim Mavraj, der den Verein verlassen wird und beim FC St. Pauli im Gespräch ist, als auch Benedikt Röcker verfügen über Bundesligaerfahrung. Der großgewachsene Röcker (1,97 Meter) kam in Stuttgart in zwei Spielzeiten aber nur auf drei Einsätze, in der Winterpause wechselte er nach Fürth. Seit dem 21. Spieltag hat er keine Minute verpasst, spielt nahezu fehlerlos. Röcker und Mavraj sind sehr robuste und kopfballstarke Spieler. Nachteile haben beide in der Geschwindigkeit. Die Arbeit gegen Lasogga dürften sich sich partnerschaftlich teilen.

Defensives Mittelfeld: Stephan Fürstner, 26, und Goran Sukalo, 32, bilden in Fürth eine moderne Doppelsechs, wobei Sukalo den kreativeren Part übernimmt. Fürstner ist der Organisator, der Führungsspieler vor Hesl. Bei Bayern München kam er 2008 sogar auf einen Bundesligaeinsatz. Im Vorjahr gehörte er zu den wenigen Fürthern, die Erstligaformat andeuteten. Sukalo verpasste aufgrund einer Kreuzbandzerrung aber einen Großteil der Saison. Beide haben Schnelligkeitsdefizite.

Offensives Mittelfeld: Fürth spielt ohne klassischen Spielmacher, dafür mit zwei Achtern, die vor allem auf den Flügeln die Außenverteidiger unterstützen. Aufpassen muss der HSV auf den schnellen, technisch beschlagenen Zoltan Stieber, 25. Der Nationalspieler Ungarns spielte eine starke Hinrunde und hat nun nach einer Schwächephase pünktlich zur Relegation seine Form wiedergefunden. Nebenmann Tom Weilandt, 22, ist beidfüßig und in der Offensive auf allen Positionen einsetzbar. In Fürth streitet er sich mit dem Ex-Bremer Florian Trinks und Thomas Pledl um den Stammplatz.

Sturm: In Fürth sprechen alle von Ilir Azemi, 22. Der wuchtige, technisch versierte und kopfballstarke Angreifer ist der Mann der Stunde. Durch 13 Tore in der Rückrunde hat sich Azemi in die Notizbücher einiger Erstligisten geschossen. Auch der HSV soll Interesse haben. Nebenmann Nikola Djurdjic, 28, ist in Hamburg bereits bekannt. Er schoss beim 1:1 im Volkspark vor einem Jahr das Tor.